Wie gewonnen, so zerronnen - damit lässt sich das Wochenende von Toro Rosso recht gut zusammenfassen. Nach bärenstarkem Qualifying von Max Verstappen (Startplatz fünf) und Carlos Sainz (Startplatz sieben) fing das Rennen für die beiden vielversprechend an. Der Niederländer schoss am Start am amtierenden Weltmeister Lewis Hamilton vorbei und konnte ihn bis zu seinem ersten Boxenstopp hinter sich lassen. Doch so aussichtsreich das Rennen auch begann, so sprangen schließlich nur drei WM-Pünktchen für Toro Rosso heraus.

Verstappens unplanmäßiger Boxenstopp

Das Dilemma begann in Runde 31, als Toro Rosso den Spanier zum letzten Mal an die Box geholt wurde, Verstappen erst eine Runde später. Zu seiner eigenen Überraschung kam der Niederländer nämlich hinter seinem Teamkollegen zurück auf die Strecke. Denn die Boxencrew von Verstappen war auf seinen Stopp nicht vorbereitet. Dadurch verlor er wertvolle Zeit. Dadurch rutschte der Niederländer nicht nur von Platz vier auf den vorläufig zwölften Rang, sondern lag auch hinter seinem Teamkollegen.

Hatte nach dem Rennen gut zu lachen: Carlos Sainz, Foto: Motorsport-Magazin.com
Hatte nach dem Rennen gut zu lachen: Carlos Sainz, Foto: Motorsport-Magazin.com

Sergio Perez wurde schnell überholt. Damit lagen beiden Toro Rosso direkt hintereinander auf den Plätzen zehn und elf. Und auch wenn man es dem Klischee nach eher dem Südländer Sainz zugemutet hätte, war es Verstappen, der allmählich unruhig wurde. Dass er eine Runde später an die Box beordert wurde, konnte der Niederländer rein gar nicht nachvollziehen. "Wie oft habe ich euch gesagt, dass ich Probleme mit den Reifen hatte? Ich wollte als erster an die Box", schimpfte er per Funk. Teamchef Franz Tost stellte nach dem Rennen allerdings klar: "Max kam zum Reifenwechsel, aber das Team war darauf nicht vorbereitet, weil wir ihn nicht an die Box gerufen haben."

Freies Fahren bei Toro Rosso

Doch damit nicht genug. Kurz darauf der nächste Funkspruch an die Box: "Darf ich versuchen, vorbeizukommen?" Verstappen bekam grünes Licht vom Kommandostand, doch Sainz hielt dagegen. Eine Runde später erneut: "Lasst es mich versuchen, denn das dauert viel zu lang!" Der Niederländer wollte damit offensichtlich eine Stallorder herbeizwingen. "Kommt schon, wir müssen etwas tun", flehte Verstappen. Vor den Toro Rosso war nämlich Renault-Pilot Jolyon Palmer auf Platz neun unterwegs. Und an ihm biss sich Sainz volle neun Runden die Zähne aus. In Runde 42 kamen schließlich beide an Palmer vorbei.

So sehr es Verstappen auch versuchte, an Sainz vorbeizukommen, so konsequent hielt der Spanier dagegen. "Das ist doch ein Witz", schimpfte der Niederländer. In Runde 52 stockte dann der Atem in der Toro Rosso-Box. In der vorletzten Kurve bremste Verstappen spät, um am Teamkollegen vorbeizukommen. Sainz rechnete damit und hielt dicht. Es kam zur Berührung und Verstappen drehte sich. Er schaffte es zwar noch, auf den Spanier aufzuschließen, doch eine weitere Attacke sparte sich der Niederländer dann doch.

Nach dem Rennen hielt sich Verstappen mit seinen Aussagen zurück. "Es war ein ziemlich frustrierender Nachmittag. Wir hatten einen großartigen Start und konnten einen Mercedes hinter uns halten", sagte er. "Der erste Boxenstopp verlief gut. Wir waren schnell unterwegs und ich verspürte keinen Druck von hinten. Aber nach der roten Flagge gab es Fehlkommunikation bezüglich meines zweiten Stopps. Und dadurch wurde es dann schwierig."

Mit einem Augenzwinkern sagte Sainz: "Nach der roten Flagge wurde es interessant. Und auch wenn es nicht der einfachste Kurs zum Überholen ist, konnte ich ein paar gute Manöver zeigen - einige von ihnen waren sogar ziemlich hart. Ich bin mein Rennen gefahren und ich denke, wir haben eine gute Show gezeigt. Ich habe es genossen, aber ich glaube, wir hätten es verdient, besser abzuschneiden, anstatt nach P7 im gestrigen Qualifying an Boden zu verlieren." Damit holte Sainz zwei WM-Punkte, Verstappen nur einen. Interessante Randnotiz: Während der Spanier mit den zwei Zählern nun 20 Karrierepunkte in der F1 sammeln konnte, kommt Verstappen mit seinem Punkt auf insgesamt 50.