Besser hätte Max Verstappen kaum in seine zweite Formel-1-Saison starten können. Im Qualifying von Melbourne fuhr er ein Jahr nach seinem Debüt mit damals gerade einmal 17 Jahren die beste Startposition seiner Karriere heraus. Platz fünf bedeutete zudem, dass er der beste Pilot hinter den Top-Teams Ferrari und Mercedes war. "Da Mercedes und Ferrari vor uns liegen, kann man uns im Moment schon 'best of the rest' nennen", erklärte Verstappen auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Der Youngster gestand, dass er nach den Testfahrten nicht mit einem so guten Ergebnis für Toro Rosso gerechnet hatte. "Das Auto war im Qualifying einfach großartig", schwärmte er. "Wir haben im Vergleich zum letzten Jahr auf dieser Strecke einen großen Schritt gemacht." Auf das neue Qualifying-Format wollte Verstappen das Ergebnis jedenfalls nicht schieben. "Wir haben es verdient, Fünfte zu werden", stellte er klar.

Max Verstappen erzielte in Melbourne die beste Startposition seiner noch jungen Karriere, Foto: Sutton
Max Verstappen erzielte in Melbourne die beste Startposition seiner noch jungen Karriere, Foto: Sutton

Verstappen glaubt nicht, dass er im alten Qualifying-Modus eine noch bessere Position hätte erzielen können, da er bereits am Limit gewesen sei. Zudem waren die Vorzeichen für den Niederländer alles andere als gut. Im dritten Freien Training war er mit der Balance des STR11 nicht zufrieden gewesen und hatte mangelnden Grip beklagt. Die Änderungen am Auto erwiesen sich zu Beginn des Qualifyings jedoch als Glücksgriff. "Ich hatte sofort ein großartiges Gefühl mit dem Auto", berichtete Verstappen. "Letzten Endes hat es mir also nicht geschadet."

Gefühlte Pole Position

Teamkollege Carlos Sainz hätte sich allerdings vor ihm einreihen können - wenn er denn seine Runde aus Q2 hätte wiederholen können. "Meine Q2-Runde hat sich wie eine Pole angefühlt, meine Q3-Runde nicht", erklärte er lachend auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com, nachdem er am Freitag verkündet hatte, dass ein Einzug in Q3 für ihn einer Pole Position gleichkäme.

"Ich habe es nicht geschafft, die Rundenzeit aus Q2 einzustellen", übte er Selbstkritik. "In Q3 versucht man, dieses Extra-Quäntchen zu finden, also statt einer 25.3 eine 25.2. Ich habe etwas zu viel gepusht und dann war es eine 25.5 - man kann mir nicht vorwerfen, ich hätte es nicht versucht." An einen zweiten Run in Q3 war nicht zu denken, denn Sainz hatte keine Reifen mehr übrig, wie er verriet. Was ihm in Q3 an Speed fehlte, hatte Sainz in der Boxengasse übrigens zu viel: Er bekam von den Stewards gleich zwei Geldstrafen - einmal 200 und einmal 500 Euro - für zu schnelles Fahren.

Geldstrafe und Startposition sieben hin oder her - Sainz zeigte sich vor dem ersten Rennen der Saison sehr zuversichtlich. "Wir haben eine großartige Chance, viele Punkte einzufahren, daraus müssen wir Kapital schlagen. Wir sind in einer Position, die wir selbst im besten Fall nicht erwartet hatten", erklärte er.

Allerdings bringt diese Position auch Nachteile mit sich: Von den hinter ihnen startenden Teams drohen Undercuts. "Es wird knifflig ohne Funk und ohne zu wissen, was hinter mir passiert", gestand Sainz. "Wenn man dahinter ist, weiß man wenigstens, was vor einem passiert. Man sieht auch, wer an die Box geht. Aber wenn man vorne ist, ist das sicherlich kniffliger."

Das Ziel: Position 5 halten

Verstappen vermochte nicht zu sagen, wie lang die superweichen Reifen, auf denen beide Piloten starten, halten werden. Er läuft allerdings weniger Gefahr, von den ab Position neun mit freier Reifenwahl Startenden 'geschluckt' zu werden als sein Teamkollege. Dennoch betonte Verstappen, dass sie kein Fischfutter sein werden. Schließlich seien Traktion und Grip mit den superweichen Reifen besser und die Hinterherfahrenden könnten sich daher schnell ihre weichen Pneus zerstören. "Hoffentlich rettet mich das etwas und ich kann pushen und den vier Autos vor mir folgen."

Gelingt Toro Rosso in Australien der Sprung aufs Podest?, Foto: Sutton
Gelingt Toro Rosso in Australien der Sprung aufs Podest?, Foto: Sutton

Ein Podestplatz für Toro Rosso - das Ziel, das Teamchef Franz Tost ins Auge gefasst hat - scheint nun doch nicht so hoch gegriffen zu sein. "Wir sind näher an einem Podium, aber wir brauchen noch etwas Glück. Man muss realistisch sein - Mercedes und Ferrari sind an der Spitze. Wenn man auf Platz fünf ist, so wie wir heute, braucht man definitiv etwas Glück", unterstrich Verstappen.

Verstappen geht es vor allem darum, aus der Startposition Kapital zu schlagen und früh in der Saison so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Die Chancen dafür stehen seiner Ansicht nach nicht schlecht. "Aufgrund unserer Longrun-Pace in Barcelona und auch am Samstagmorgen denke ich, dass wir eine gute Chance haben, die Position zu halten. Wir müssen realistisch sein - Mercedes oder Ferrari zu schlagen wird sehr hart."