Fans des neuen Qualifying-Systems ließen sich bei den Medienrunden am Donnerstag in Melbourne nicht finden. Bestenfalls standen die Fahrer dem neuen Reise-nach-Jerusalem-Modus neutral gegenüber. Zu den Gegnern zählt Sebastian Vettel. Der vierfache Weltmeister ist der Ansicht, dass allein die Tatsache, dass keiner weiß, was passieren wird, nicht gut ist.

"Es schafft doch ein bisschen Verwirrung", sagte er. "Unterm Strich hoffe ich, dass am Ende immer noch der Schnellste ganz oben steht. Alles andere mag hier und da mal interessant sein, aber auf Dauer liegt es nicht im Sinne des Sports", kritisierte der Ferrari-Pilot.

Auch Sergio Perez glaubt, dass der Formel 1 mit dem neuen Modus nicht unbedingt geholfen ist. "Ich denke, dass etwa die letzten drei Minuten von Q3 langweiliger als in der Vergangenheit werden", meinte er. "Denn die Leute werden Druck machen, um früher rauszugehen. Wenn wir beispielsweise in Q3 kommen, nutzen wir nur einen Satz Reifen. Man geht sofort raus und damit wird man nicht wie in der Vergangenheit in den letzten Minuten mehrere Autos auf der Strecke sehen. Ich hoffe es nicht, aber ich denke, das werden wir etwas verlieren."

Mehr oder weniger Autos auf der Strecke - das ist hier die Frage, Foto: Sutton
Mehr oder weniger Autos auf der Strecke - das ist hier die Frage, Foto: Sutton

Q3 war seiner Ansicht nach die interessanteste Session für die Fans. Einen gewissen Ausgleich schafft die Tatsache, dass es in Q1 mehr Verkehr auf der Strecke und damit mehr Spannung geben wird - vor allem auf Stadtkursen. "Monaco wird wahrscheinlich recht interessant, wenn in den ersten sieben Minuten dort alle Autos draußen sind", zeigte Perez auf.

"Im Moment bin ich kein Fan davon", gestand der Mexikaner, warnte seine Fahrerkollegen aber vor einer zu starken Anti-Haltung. "Wir alle sollten das neue Format ein bisschen positiver angehen und versuchen, uns daran zu gewöhnen. Aber im Moment gefällt mir das neue System noch nicht so gut."

Überraschend und aus dem Nichts

In eine 'wir-können-es-eh-nicht-ändern'-Haltung haben sich ohnehin schon einige Fahrer begeben. Valtteri Bottas etwa wiegelte ab, dass der neue Modus im Qualifying keine massive Veränderung sein wird. "Natürlich ist jetzt der erste Run in jeder Qualifying-Session besonders wichtig. Das ist das Wichtigste. Wenn du deine erste Runde ruinierst, kann das sehr kritisch sein. Das ist eigentlich das einzige", fasste er zusammen. "Aber wenn du eine Runde geschafft hast, die gut genug ist, kannst du einfach auf die nächste Session warten. Das ist also nicht der große Unterschied."

Auch Landsmann Kimi Räikkönen ist sich noch nicht sicher, wie viel die neue Regelung ausmachen wird. "Wir müssen abwarten, wie es läuft und worin der Unterschied besteht. Ich erwartete auf jeden Fall weniger Autos auf der Strecke am Ende des Qualifyings - nur noch zwei Autos. In den ersten paar Minuten sieht du alle Autos auf dem Kurs, aber dann ist die Frage, ob das jetzt besser oder schlechter ist", erklärte er.

Auch bei der Strategie, wann mit welchen Reifen gefahren wird, erwartet Räikkönen trotz der nun drei zur Verfügung stehenden Mischungen kaum Veränderungen. "Wir haben immer die weicheren Reifen genommen letztes Jahr. Auf manchen Kursen können manche Teams vielleicht die härteren Reifen nehmen und es damit schaffen", erläuterte er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Auf lange Sicht wird es mehr oder weniger dasselbe sein. Die Autos an der Spitze werden meistens auf denselben Reifen starten."

Nico Hülkenberg sieht für ein Mittelfeldteam wie Force India weder Vor- noch Nachteile durch das neue System - und sieht auch keinen Sinn darin, sich darüber Gedanken zu machen. "Es ist nicht der Punkt, ob man es mag oder nicht. Es wird passieren, also müssen wir es verstehen und damit weitermachen", betonte er. Allerdings räumte Hülkenberg ein, dass die Veränderung für ihn aus heiterem Himmel kam. "Drei Wochen vor der Saison! Es gab keine Gerüchte und dann 'Bumm!' heißt es: Das ist jetzt das neue Format! Überraschend und aus dem Nichts."