Nur noch wenige Tage müssen sich Fans, Fahrer und Verantwortliche gedulden, bevor in Melbourne der Saisonauftakt der Formel 1 über die Bühne geht. Die Frage, die sich nach den Testfahrten alle Beobachter stellen, ist die nach der Dominanz von Mercedes. Die Silberpfeile spulten zwar Runde um Runde ab, Ferrari ließ dafür mit Bombenzeiten aufhorchen. Mercedes verzichtete zwar auf eine Zeitenjagd, die Stärke der Scuderia nahm man jedoch respektvoll zur Kenntnis. Auch Niki Lauda, Aufsichtsratschef bei den Stuttgartern, lobt die rote Konkurrenz.

"Ich sehe deutlich, dass Ferrari auf uns mit großen Schritten aufholt. Ich vermute, dass die bis auf 2-3 Zehntel an uns heran gerückt sind. Das ist schon ein gefährlich kleiner Vorsprung", gibt er im RTL-Interview zu Bedenken. Er weiß: "Bei dem geringsten Fehler, den Mercedes bei Strategien, Reifen oder ähnlichem macht, sind die zwei, drei Zehntel dann sehr schnell weg."

Jedoch ist sich Lauda der Akribie im Mercedes-Team bewusst. "Du kannst dich auf deinen Lorbeeren nicht ausruhen. Du musst dich wieder neu erfinden, neu aufstellen und das haben wir gemacht", stellt er klar. "Wir haben unsere Hausaufgaben diesen Winter perfekt gelöst. Wir haben die meisten Kilometer abgespult und haben ein standfestes, gutes Formel 1-Auto hingestellt. Wo wir damit stehen, kann man nicht sagen, bevor man die ersten drei Rennen gesehen hat", hält sich der Österreicher mit Prognosen zurück.

Kann Ferrari an Mercedes vorbeiziehen?, Foto: Sutton
Kann Ferrari an Mercedes vorbeiziehen?, Foto: Sutton

Ein besonderer Fokus wird bei Mercedes auch auf das interne Duell zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg gelegt werden. Bei der Saisoneröffnung in Stuttgart kündigte Toto Wolff bereits an, dass die Regularien innerhalb des Teams etwas gelockert werden und die beiden freier fahren dürften. Niki Lauda erwartet daher einen interessanten Fight. "Lewis hat zwei Mal hintereinander die Weltmeisterschaft gewonnen. Das heißt, er war einfach der Bessere. Aber Nico gibt nicht auf, wie wir alle wissen. Das hat er Ende der letzten Saison unter Beweis gestellt", blickt der dreimalige Weltmeister zurück.

Weiterhin keine Stallregie bei Mercedes

Mit dem Saisonstart in Melbourne würden die Karten wieder neu gemischt. "Jede Saison ist ein Neustart. Da können sich Dinge logischerweise verschieben. Ich bin gespannt, wie es wird. Vielleicht wird es genauso wie in der Vergangenheit, vielleicht kann Nico vom ersten Rennen an dem Lewis besser Paroli bieten. Oder der Sebastian Vettel kommt auch noch dazu", ist Lauda gespannt. Eine Stallregie im Team schließt er nochmals kategorisch aus. "Wir haben vom ersten Tag an gesagt, dass es bei uns keine Stallregie gibt. Alle Fahrer können frei gegeneinander fahren, da wird sich nichts dran ändern. Das ist der sportlichste, Weg durch die Saison zu fahren."

Bei Mercedes soll es erneut zu engen Duellen kommen, Foto: Sutton
Bei Mercedes soll es erneut zu engen Duellen kommen, Foto: Sutton

Doch auch abseits der Strecke gibt es wichtige Themen in der Formel 1. Ganz oben auf der Agenda stehen derzeit die neuen Regeln für 2017, durch die die Autos vier bis fünf Sekunden schneller werden sollen. Bis zum 30. April muss das Reglement stehen. Einige Verantwortliche machen bereits das Überleben der Formel 1 abhängig vom Erfolg der Gespräche. Auch Bernie Ecclestone ließ erst kürzlich kein gutes Haar an der Formel 1 und bewertet sie als "so schlecht wie nie".

Eine provokante Ausdrucksweise, die nicht überall im Paddock gut ankam. Niki Lauda war ebenfalls verwundert. Um schockiert zu sein, kennt er Ecclestone allerdings zu gut. "Vor der letzten Saison hat Bernie gesagt, die Motoren seien nicht laut genug, jetzt sagt er, er würde mit der Familie kein Rennen besuchen Das ist ein Normalzustand unseres Promoters. Ich kann nichts dagegen tun, wir alle können nichts dagegen tun", winkt er ab.

"Vielleicht glaubt er, damit mehr Aufmerksamkeit zu erregen. Dabei ist es wichtig, dass man vieles in der Formel 1 jetzt ruckzuck stabilisieren muss, damit mehr Interesse entsteht und nicht genau das Gegenteil", mahnt er. In Ecclestones Funktion hätte der Mercedes-Aufsichtsrat genaue Vorstellungen, wie die ersten Rennen verlaufen müssten. "Rein theoretisch, wenn ich jetzt Promoter wäre, würde ich mir wünschen, dass Vettel die ersten zwei Rennen gewinnt."