Das sieglose Jahr 2015 ist abgehakt, 2016 will Red Bull Racing wieder für positive sportliche Schlagzeilen sorgen. Ausschlaggebend dafür soll nicht zuletzt der verbesserte Renault-Motor sein, der nun unter der Bezeichnung TAG Heuer firmiert. Die Franzosen steckten nach dem Comeback als Werksteam laut eigener Aussage über den Winter enorm viel Arbeit in die Power Unit, um das Leistungsdefizit gegenüber der Konkurrenz wettzumachen. Red-Bull-Pilot Ricciardo konnte davon am ersten Tag der Testfahrten in Barcelona allerdings noch wenig bemerken.

"Es fühlt sich ziemlich genau so an, wie wir die letzte Saison beendet haben", meinte der Australier nach Platz drei und 1,1 Sekunden Rückstand auf die Spitze am ersten Testtag. "Das ist aber keine schlechte Sache, ich denke, an Tag eins ist es eine wesentlich bessere Basis zum Aufbauen als es im letzten Jahr der Fall war." Zwar sei ein deutlicher Performancesprung bislang ausgeblieben, doch Ricciardo zeigte sich dennoch nicht unzufrieden. "Es ist ein guter Start, und das ist vermutlich alles, wonach wir zum jetzigen Zeitpunkt fragen können."

Mehr Power erhofft sich Ricciardo spätestens in der zweiten Testwoche, wenn sich der Fokus von der Zuverlässigkeit auf die Performance verlagert. "Wir sind noch nicht im Renntrimm", hielt der Australier fest, dem das Team gesagt habe, er solle mit einer ähnlichen Leistung wie im vergangenen Jahr rechnen. "Und ziemlich genau so ist es jetzt auch. Ich würde sagen, ein ordentlicher Start", fiel Ricciardos Resümee aus.

Newey sieht gute Lernkurve

Ähnlich äußerte sich auch Teamchef Christian Horner zum Testdebüt des RB12. "Die anfänglichen Eindrücke zum Auto sind sicherlich positiv. Es ist eine Weiterentwicklung des RB11. Es geht einige der Probleme an, die wir über den Winter aussortieren wollten", meinte der Brite. "Aber es ist noch zu früh. Jetzt sind es eher noch Runs, bei denen wir das Auto, die Performance und das Verhalten verstehen wollen und Daten sammeln."

Den Bau des Boliden überwachte einmal mehr Technikchef Adrian Newey. "Es ist das dritte Auto unter recht strikten und gleichbleibenden Regularien. Es gibt keinen wirklich großen Schritt nach vorne, aber ich glaube, dass die Jungs beim zusammenschnüren des Paketes hier einen recht guten Job gemacht haben", so das Design-Genie. Newey hofft, dass das Handling des Boliden den Piloten im Gegensatz zum letzten Jahr von Saisonbeginn an entgegenkommen wird. "Die Lernkurve für uns ist gut. Wir haben das angepasst und in der ersten Hälfe des neuen Jahres daraus gelernt."

Siege aus eigener Kraft werden schwierig

Die Teams, die es für Red Bull zu schlagen gilt, will man Rennsiege einfahren, sind naturgemäß Mercedes und Ferrari. Damit das gelingt, muss der Entwicklungsschritt deutlich größer als jener der Konkurrenz ausfallen, die auf einem besseren Fundament aufbauen kann. "Blickt man auf die reinen Fakten, sind die Mercedes die absoluten Top-Favoriten durch den Performance-Vorteil, den sie am Ende des letzten Jahres hatten. Wir erwarten, dass die Fortschritte über den Winter gemacht haben, also sind sie sicherlich die Messlatte", konstatierte Horner mit Blickrichtung der Silberpfeile.

Ein Rennen nur aufgrund der reinen Pace zu gewinnen, werde sich auch 2016 ziemlich schwierig darstellen, gab sich der Teamchef keinen Illusionen hin, schränkte aber ein: "Wir wissen, dass sich in der Formel 1 Möglichkeiten auftun, und es geht darum, aus diesen Möglichkeiten Profit zu schlagen. Das haben wir 2014 getan und hoffentlich wird uns dieses Auto in die Position bringen. Wir haben Strecken gesehen, auf denen wir konkurrenzfähiger waren als andere."

2014 gelangen Red Bull in Person von Ricciardo immerhin drei Siege, da man es wie etwa in Spa bei der teaminternen Mercedes-Kollision zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg verstand, die sich bietenden Schwächen der Gegnerschaft auszunutzen, obwohl man nicht über das beste Auto im Feld verfügte.