Das Ziel ist klar: Der Sound soll durch zusätzliche Auspuffrohre besser werden. Es ist eine der wenigen Regeländerungen für die Saison 2016. Bislang wurden Abgase, die durch die Wastegate-Ventile entwichen, wieder in das zentrale Auspuffrohr geblasen. Das ist nun verboten. Die Regeln schreiben nun vor, dass es ein, respektive zwei separate Rohre geben muss. Das soll den Sound immens verbessern.

Wie funktioniert das Ganze? Bei einem aufgeladenen Motor treiben die Abgase eine Turbine an, die wiederum den Verdichter antreibt. Um den Ladedruck zu regeln, werden Wastegate-Ventile eingesetzt. Ab einem gewissen Ladedruck steigt die dadurch gewonnen Leistung nicht mehr signifikant. Dafür wird der Abgasgegendruck höher. Um das zu verhindern, öffnen die Wastegate-Ventile. Die Abgase strömen nicht mehr durch den Turbolader, sondern durch einen Bypass an ihm vorbei.

MGU-H bremst Turbolader

Nach dem Wastegate fließen die Abgase am Turbolader vorbei, Foto: Renault Sport F1/Motorsport-Magazin.com
Nach dem Wastegate fließen die Abgase am Turbolader vorbei, Foto: Renault Sport F1/Motorsport-Magazin.com

In der modernen Formel 1 funktioniert das etwas anders: Am Turbolader befindet sich die MGU-H. Sie erzeugt durch die Rotation des Turboladers elektrische Energie. Je mehr elektrische Energie sie abzweigt, desto stärker wird der Turbolader abgebremst. Deshalb müssen am Wastegate-Ventil keine Auspuffgase mehr verschwendet werden. Aktuell gibt es die Wastegate-Ventile nur noch aus Sicherheitsgründen. Wenn die Leistungselektronik versagt und die MGU-H den Turbo nicht mehr abbremsen kann, müssen die Ventile öffnen. Gleiches gilt für kleine Spitzen beim Runterschalten.

Im Wesentlichen sind die Wastegate-Ventile die meiste Zeit aber geschlossen. Das führte bei der alten Installation zu einem Schalldämpfer-Effekt am Hauptrohr. Die beiden Zuleitungen waren somit die meiste Zeit sogenannte 'dead ends', also Sackgassen. Dadurch wurde der Sound des Hauptrohres gedämpft.

Von nun an müssen von den Wastegate-Ventilen separate Rohre die Abgase nach hinten führen. Dabei erlauben die Regeln zwei Lösungen: Entweder führen zwei Rohre nach hinten oder die beiden Wastegate-Leitungen enden in einem etwas größeren gemeinsamen Rohr.

Ein-Rohr-Regel soll Anblasen verhindern

Um Anblasen von Aero-Teilen zu verhindern, sind die Positionen genau vorgeschrieben, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com
Um Anblasen von Aero-Teilen zu verhindern, sind die Positionen genau vorgeschrieben, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com

Bei den ursprünglichen Regeln wollte die FIA nur mehr ein Rohr, damit es leichter ist, das Anblasen von Chassis-Teilen zu unterbinden. Das wird wohl aber auch in dieser Saison nicht passieren, weil die Position der zusätzlichen Rohre sehr genau festgelegt wird. Die Rohre dürfen nur ganz leicht angewinkelt, auf einer Höhe zwischen 350 und 550 Millimeter über der Referenzebene und maximal 100 Millimeter von der Fahrzeugmittelachse enden.

Auch der Rohrdurchmesser ist über die Querschnittsfläche festgelegt: Während das Hauptrohr 7.500 bis 14.000 Quadratmillimeter im Querschnitt haben darf, dürfen die Extra-Rohre insgesamt nur zwischen 1.590 und 2.375 Millimeter messen. Wichtig: Gibt es zwei zusätzliche Rohre, müssen diese gleich groß sein. Damit ergibt sich bei einem Extra-Rohr ein Durchmesser zwischen 50 und 55 Millimeter, bei zwei Rohren zwischen 32 und 39 Millimeter. Zum Vergleich: Das Hauptrohr muss zwischen 98 und 134 Millimeter dick sein.

So könnten die Rohre aussehen, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com
So könnten die Rohre aussehen, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com

Den Motorenherstellern ist es egal, wie die ungenutzten Abgase nach außen geführt werden. "Wir sagen nur, wo die Schnittstellen sind und dass der Druckabfall mit einer Flussrate von Y nicht größer als X sein darf", sagte Mercedes Motorenchef Andy Cowell zu Motorsport-Magazin.com. "Wir überlassen die Wahl den Kunden. Ich bin froh, dass wir hier raus sind."

Für die Teams stellt sich nun die Frage, welche Lösung am geschicktesten ist. Aus Packaging-Sicht ist es einfacher, zwei kleine Rohre zu verstauen. Zwei kleine Koffer schlichtet man einfacher in den Kofferraum als einen großen. Allerdings ist die Oberfläche von zwei Rohren größer. Somit sind zwei Rohre schwerer und geben zudem noch mehr Wärme ab.

Motorsport-Magazin.com hat bereits verschiedene Lösungen virtuell erstellt. Lotus' Lösung aus der Saison 2014 scheint hier spannend: Die Lotus-Ingenieure installierten damals die Heckflügelbefestigung asymmetrisch, also nicht in der Mitte. Der Auspuff konnte so auf einer Seite vorbeigeführt werden. Welche Lösung gefällt euch am besten? Schreibt uns in den Kommentaren und stimmt ab!

So könnte die Zwei-Rohr-Lösung aussehen, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com
So könnte die Zwei-Rohr-Lösung aussehen, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com