Lange war darüber spekuliert worden, jetzt ist es offiziell: Pascal Wehrlein wird in der Formel-1-Saison 2016 für Manor fahren und damit sein Debüt in der Königsklasse feiern. Der 21-jährige Deutsche war in der vergangenen Saison neben seiner Tätigkeit als Mercedes-Testfahrer in der DTM am Start gewesen und krönte sich als jüngster Pilot der Geschichte zum Champion. Seinen Titel wird er nun allerdings nicht verteidigen können.

Manor der richtige Ort für Wehrlein

"Manor Racing ist der richtige Ort, um meine Formel-1-Karriere zu beginnen. Ich bin überglücklich, hier zu sein", freut sich Wehrlein, dass sein Engagement nun fix ist. Der gebürtige Sigmaringer wird am 22. Februar zum Auftakt der Testfahrten in Barcelona zum ersten Mal im Cockpit des MRT05 sitzen. Sein erster Grand Prix steht am 20. März in Melbourne auf dem Programm. Wie schon in der DTM wird Wehrlein mit der Startnummer 94 antreten. Sein Vertrag bei Manor gilt für ein Jahr.

"Das wird eine harte Aufgabe, aber ich denke, dass wir im Laufe der Zeit um Punkte kämpfen können sollten", geht Wehrlein mit durchaus großen Erwartungen in seine Debütsaison. Manor, das 2010 unter dem Namen Virgin Racing in die Formel 1 einstieg und sich später in Marussia umbenannte, konnte bisher nur einmal punkten - 2014 erreichte der mittlerweile verstorbene Jules Bianchi in Monaco den neunten Platz.

Seit bekannt ist, dass Manor 2016 mit Mercedes-Motoren an den Start gehen wird, war über Wehrlein als Pilot spekuliert worden. Zunächst hatte sich ein Engagement an den zu hohen finanziellen Forderungen des Teams gespießt, doch schlussendlich konnten sich die Parteien einigen.

Wehrlein ist der jüngste DTM-Champion der Geschichte, Foto: DTM
Wehrlein ist der jüngste DTM-Champion der Geschichte, Foto: DTM

"Pascal ist ein starker Fahrer mit einer vielversprechenden Zukunft. Manor Racing ist hocherfreut, ihn an Bord zu haben", sagt Stephen Fitzpatrick, der Besitzer des britischen Teams. "Wir sind ein kleines Team, das in dieser Saison vor einer großen Herausforderung steht. Aus diesem Grund haben wir uns für einen Fahrer entschieden, der das Talent und den Hunger besitzt, um die von uns gesetzten Ziele zu erreichen."

Viele Testkilometer

Seit 2014 hatte Wehrlein die Rolle des Simulatorfahrers bei Mercedes inne, im Laufe des Jahres wurde der Deutsche zudem zum Ersatzfahrer des Formel-1-Teams befördert. An einer offiziellen Trainingssession nahm Wehrlein zwar noch nicht teil, absolvierte aber bereits zahlreiche Testkilometer für die Silberpfeile und Force India.

Wehrlein wird der 44. deutsche Pilot sein, der an einem Formel-1-Weltmeisterschaftslauf teilnimmt. Davon, dass er sich in der Königsklasse durchsetzen kann und somit eines Tages ein Thema für ein Stammcockpit bei den Silberpfeilen werden könnte, ist nicht zuletzt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff fest überzeugt. "Pascal hat das Zeug, um in der Formel 1 erfolgreich zu sein", glaubt der Österreicher.

Wehrlein in seiner Funktion als Mercedes-Testfahrer, Foto: Sutton
Wehrlein in seiner Funktion als Mercedes-Testfahrer, Foto: Sutton

Wer wird Wehrleins Teamkollege?

Während die Tinte unter Wehrleins Vertrag endlich trocken ist, ist noch unklar, wer 2016 bei Manor als Teamkollege an seiner Seite fahren wird. Das britische Team hält sich bei der Besetzung des zweiten Cockpits nach wie vor alle Optionen offen - wohl nicht zuletzt, um den Fahrer mit der höchsten finanziellen Mitgift zu engagieren.

Gibt es keine Überraschung, wird sich Wehrleins künftiger Teamkollege aus einem Trio rekrutieren. Zur Wahl stehen Alexander Rossi und Will Stevens, die bereits in der vergangenen Saison für Manor am Start waren, sowie der von der indonesischen Regierung unterstützte GP2-Pilot Rio Haryanto. Kein Thema dürfte hingegen eine Weiterverpflichtung von Roberto Mehri sein, der Spanier wurde zuletzt mit einer Testfahrerrolle bei Renault in Verbindung gebracht.

Manor im Umbruch

Manor will 2016 mit Mercedes-Motoren und neuem Personal durchstarten, Foto: Sutton
Manor will 2016 mit Mercedes-Motoren und neuem Personal durchstarten, Foto: Sutton

Manor könnte damit 2016 mit einer völlig neuen Fahrerpaarung antreten, und auch sonst ist beim bisherigen Hinterbänklerteam personell kaum ein Stein auf dem anderen geblieben. Aufgrund Meinungsverschiedenheiten mit Teambesitzer Fitzpatrick zogen sich im vergangenen Herbst Teamchef John Booth sowie Sportdirektor Graeme Lowdon zurück und fanden mit einem eigenen Team in der WEC ein neues Betätigungsfeld.

Die Führung des Rennstalls hat nunmehr Dave Ryan, früher Sportdirektor bei McLaren, übernommen. Des Weiteren wurden einige durchaus bekannte Namen an Land gezogen, die Manors Ambitionen, das Ende des F1-Feldes zu verlassen, unterstreichen. So wurde jüngst Nikolas Tombazis als Chefaerodynamiker verpflichtet, der früher bei Ferrari die Rolle des Chefdesigners innegehabt hatte, und Pat Fry, von 2010 bis 2014 Technischer Direktor bei der Scuderia, übernimmt die Funktion des Technischen Beraters.

Wehrlein sollte sich in seiner ersten Formel-1-Saison somit in guten Händen befinden.