Token. Viele Fans und nicht wenige Mitglieder des Formel-1-Paddocks zucken zusammen, wenn sie dieses Wort hören. 2014 waren die sogenannten Token als Währung gemeinsam mit der Hybrid-Technik in der Formel 1 eingeführt worden, um die Motoren-Entwicklung zu beschränken. Nun steht das umstrittene System jedoch wieder vor dem Aus. Nicht in der bevorstehenden Saison, aber ab 2017 soll es den Herstellern erlaubt sein, ihre Power Units frei zu entwickeln.

"Das Token-System wird abgeschafft", erklärte Cyril Abiteboul, Geschäftsführer von Renault Sport, am Rande der Vorstellung des Renault-Werksteams in Paris, der sich durch diesen Schritt mehr Chancengleichheit zwischen den Teams erhofft. "Einer der Gründe, weshalb wir alle zugestimmt haben, ist, dass sich die Performance der Motoren annähern muss. Eine Formel 1, die von der Performance des Motors diktiert wird, ist für niemanden gut."

Der durchaus bemerkenswerte Schritt ist eine Reaktion der Hersteller auf Bernie Ecclestones Forderung, die Preise der Motoren zu reduzieren. Ecclestone hatte zuvor gedroht, einen unabhängigen Alternativmotor in der Formel 1 einzuführen. Mit Mercedes, Ferrari, Renault und Honda verfügen nun alle vier in der Königsklasse vertretenen Hersteller über ein eigenes Werksteam (McLaren ist defakto Hondas Werksmannschaft), sodass die Entwicklung der Motoren künftig mit Vollgas vorangetrieben wird, ohne aber die zusätzlichen Kosten auf Kunden-Teams wie Sauber und Force India abzuwälzen.

Token-Abschaffung im Interesse von Mercedes, Ferrari und Co.

In diesem Jahr können die Hersteller noch 32 Token investieren, um ihre Power Units zu verbessern. 2017 wären es nur mehr deren 25 gewesen und die Anzahl in den folgenden Jahren weiter gesunken, sodass die Entwicklung und damit auch das Kräfteverhältnis sukzessive eingefroren worden wäre. "Das ist nicht gut für Mercedes, das ist nicht gut für Ferrari und Renault - wir alle haben das Interesse, das zu ändern", unterstrich Abiteboul den Plan der Hersteller.

So hätte das Token-System ab 2016 aussehen sollen:

Jahr Token
2016 32
2017 25
2018 20
2019 15
Neue Hersteller
Im 1. Jahr 15
Im 2. Jahr 32

Ein weiterer Grund, weshalb die Token abgeschafft werden, ist die Undurchschaubarkeit des Systems für die Fans. "Wir haben uns dazu entschlossen damit aufzuhören, die Öffentlichkeit mit dem Strafen-System und dem Token-System zu verwirren", erläuterte Abiteboul. "Wir haben uns dazu entschlossen, das Token-System einfach zu entfernen."

Weiterentwickelte Teile werden allerdings auch weiterhin erst dann eingesetzt werden dürfen, wenn eine Komponente (Verbrennungsmotor, Turbolader, MGU-H, MGU-K, Batterie und Steuergeräte) der Power Unit getauscht wird. Beim Treffen von Strategiegruppe und Formel-1-Kommission sollen sich die Teams zuletzt darauf geeinigt haben, dass es ab 2017 beziehungsweise 2018 nur mehr gestattet ist, zwei respektive drei dieser Komponenten pro Saison straffrei zu verwenden.