Zu einem Weltmeisterteam gehört neben einem leistungsstarken, zuverlässigen und konkurrenzfähigen Motor und Chassis, cleveren Strategen am Kommandostand sowie stressresistenten und pfeilschnellen Boxencrews natürlich auch eine starke Fahrerpaarung. Der Quasi-Alleingang der Silberpfeile in den Jahren 2014 und 2015 ist in der Form nur ohne großes Zutun der Konkurrenz möglich gewesen. Eine perfekte Teamleistung ist bei starker Konkurrenz der Schlüssel zum Erfolg. Umso besser, wenn sich zwei ebenbürtige Teamkollegen gegenseitig anstacheln, im direkten Zweikampf um Siege fahren dürfen. Motorsport-Magazin.com wirft einen Blick auf die erfolgreichsten Fahrerduos der Formel 1.

Senna und Prost: Rivalen der Rennbahn

Sie waren zwei Alphawölfe, die sich um die Vorherrschaft im Team des Öfteren in die Haare kriegten. Die Rede ist von Ayrton Senna und Alain Prost. McLaren setzte dem damals 33-jährigen Franzosen den fünf Jahre jüngeren Brasilianer als Teamkollegen zur Seite. Prost hätte nach zwei Weltmeistertiteln für das McLaren aus den Jahren 1985 und 1986 als Nummer eins ins erste gemeinsame Jahr mit Senna starten können.

Doch der McLaren-Neuzugang zeigte es dem Routinier. Senna gewann acht der 16 WM-Läufe, während Prost siebenmal ganz oben auf dem Podium stand. Damit holte Senna in seiner Debütsaison für McLaren seinen ersten von insgesamt drei WM-Titeln. Mit insgesamt 105 Punkten auf dem Konto wäre jedoch Prost Weltmeister geworden. Da in den 1980ern jedoch die fünf schlechtesten Resultate aus der Weltmeisterschaft gestrichen wurden, kam der Franzose nach dem Saisonfinale in Australien auf 87 Punkte, Senna hatte drei Punkte mehr auf dem Konto.

Senna und Prost krachten in Suzuka 1989 zusammen, Foto: Sutton
Senna und Prost krachten in Suzuka 1989 zusammen, Foto: Sutton

Im zweiten Jahre ihrer Zusammenarbeit verhärteten die Fronten zwischen den beiden Teamkollegen. Die beiden Hitzköpfe trugen sehr zum Leidwesen von Ron Dennis ihre Konflikte auf der Strecke aus. Wie beim vorletzten Rennen der Saison in Japan. Senna setzte vor der letzten Schikane zu einem Überholmanöver gegen Prost an. Der Franzose machte dicht und kollidierte mit seinem Teamkollegen. Während Senna das Rennen fortsetzen und sogar noch gewinnen konnte, war für Prost Schicht im Schacht. Das Manöver hatte jedoch Konsequenzen: Senna wurde disqualifiziert. Am Ende 1989 hatte der Brasilianer zusätzlich sieben Rennen nicht beendet. Damit konnte sich Prost für die Schmach des Vorjahres revanchieren und feierte seinen dritten Weltmeistertitel.

Trotz aller Rivalität war die Kombination Senna/Prost äußerst fruchtbar. Gemeinsam kamen die beiden auf zwei Fahrer und zwei Konstrukteurstitel - eine Ausbeute von 100 Prozent. Zudem holten sie in insgesamt 32 Rennen 14 Doppelsiege, 43 Podestplätze und 30 Mal ging einer der beiden von der Pole Position aus ins Rennen. Damit zählt die explosive Fahrerkombination Senna/Prost zur besten, die es in der Königsklasse gegeben hat.

Senna und Prost in Zahlen

DoppelsiegeSiegePole PositionsAnzahl Rennen
44%78%94%32

Erfolgsquote in Prozent, abhängig von gefahrenen Rennen

Hamilton und Rosberg: Zum Siegen verdammt

Das erfolgreichste Fahrerduo der neuen Turbo-Ära hat zweifellos das Mercedes-Team. Lewis Hamilton und Nico Rosberg gewannen 32 der letzten 38 Rennen. Der Brite krönte sich im Silberpfeil zweimal zum Fahrerweltmeister und gewann mit seinem Teamkollegen zwei Konstrukteursmeisterschaften. Die Dominanz der Silberpfeile und die Versäumnisse der Konkurrenz verpflichteten aber auch zu Siegen.

Doch auch zwischen Hamilton und Rosberg funkte es. Die Freundschaft zwischen den beiden kühlte immer mehr ab. Dazu fand der Brite klare Worte: "Wir waren Freunde, als wir noch Kinder waren und das war's. Es ist nicht so, als wären wir zuletzt eng befreundet gewesen. Die Medien versuchen, unsere Beziehung aufzubauschen als sei es Freundschaft gewesen. Mehr als es war" sagte er gegenüber Autosport.

Hamilton drängte Rosberg beim US GP 2015 von der Strecke, Foto: Sutton
Hamilton drängte Rosberg beim US GP 2015 von der Strecke, Foto: Sutton

Die Mercedes-Verantwortlichen haben stets betont, dass keiner der beiden Piloten einen Nummer-eins-Status genieße. Das nahmen sich Hamilton und Rosberg zu Herzen und lieferten sich den einen oder anderen atemberaubenden Zweikampf. Der Atem am Mercedes-Kommandostand stockte jedoch auch bei dem einen oder anderen fragwürdigen Manöver. Beim Belgien GP schlitzte Rosberg Ende der Kemmel-Geraden Hamilton bei einem Überholversuch den Hinterreifen auf. Ebenso gewagt: der Start beim US Grand Prix, als Hamilton sich am Start neben den Pole-Setter Rosberg setzte und ihn von der Strecke drückte.

Auch wenn der Erfolg bislang sehr einseitig ist, so erinnert der Zweikampf zwischen Hamilton und Rosberg ein wenig an Senna und Prost. Die Silberpfeil-Piloten diktierten das Geschehen in den beiden letzten Jahren nach Belieben, holten 23 Doppelsiege, 71 Podestplätze und standen zusammen genommen 44 Mal auf der Pole Position.

Hamilton und Rosberg in Zahlen

DoppelsiegeSiegePole PositionsAnzahl Rennen
40%61%77%57

Erfolgsquote in Prozent, abhängig von gefahrenen Rennen

Senna und Prost bildeten das erfolgreichste Fahrerduo in der Geschichte der F1, Foto: Sutton
Senna und Prost bildeten das erfolgreichste Fahrerduo in der Geschichte der F1, Foto: Sutton

Vergleich der besten Fahrerpaarungen

FahrerduoK-WMDoppelsiegeSiegePodestplätzePolesRennen
Senna/Prost21425433032
Rosberg/Hamilton22335714457
Schumacher/Barrichello5245812651104
Vettel/Webber410471015794
Alonso/Fisichella2116371437

K-WM = Konstrukteurs-Weltmeister

Schumacher und Barrichello: Der König und sein Lakai

Kein Fahrer in der Geschichte der Formel 1 war erfolgreicher als Michael Schumacher. Insgesamt wurde der Kerpener siebenmal Weltmeister. Fünf Titel holte er allein während seiner Zeit bei Ferrari. Dort hatte er von 2000 bis 2005 Rubens Barrichello an der Seite. Der Brasilianer wechselte 2000 von Stewart zur Scuderia und erlebte in Maranello seine erfolgreichsten Jahre in der Königsklasse.

Das Verhältnis zwischen Schumacher und Barrichello war überwiegend freundschaftlicher Natur. Auch, weil die Rollenverteilung bei der Scuderia von vornherein geklärt war. Die Nummer eins war Schumacher, das war schon mit seinem vorherigen Teamkollegen Eddie Irvine und auch mit dem Barrichello-Nachfolger Felipe Massa so. Der Ausgang des Österreich Grand Prix 2002 ist auch fast 14 Jahre später allgegenwärtig. Barrichello wurde, in Führung liegend, vom Kommandostand gebeten, seinen Teamkollegen vorbeizulassen. Der Brasilianer sträubte sich dagegen, schließlich hat er sich die Position erkämpft. In der letzten Runde kam dann die oftmals zitierte Ansage des damaligen Ferrari-Teamchefs Jean Todt: "Let Michael pass fort the championship!" Erst kurz vor der Zielgerade ging Barrichello vom Gas und lies Schumacher vorbei.

Der Brasilianer prägte damit den Begriff des Wasserträgers in der Formel 1, der auch seinem Nachfolger Massa anhaftete. Dennoch war das Duo Schumacher/Barrichello - auch bedingt durch die von 2000 bis 2004 überlegenen Boliden der Scuderia - eines der erfolgreichsten in der Geschichte der Formel 1. In 104 Rennen wurde Schumacher fünfmal Weltmeister, sicherten die Ferrari-Piloten fünf Konstrukteurstitel, erzielten 24 Doppelsiege, landeten 126 Mal auf dem Podium und sicherten sich 51 Mal die Pole Position.

Schumacher und Barrichello in Zahlen

DoppelsiegeSiegePole PositionsAnzahl Rennen
23%56%49%104

Erfolgsquote in Prozent, abhängig von gefahrenen Rennen

Vettel und Webber: Jugend schlägt Routine

Sebastian Vettel wechselte 2009 von Toro Rosso zur großen Schwester Red Bull. Der im Team etablierte Australier Mark Webber bekam mit dem damals 22-Jährigen eine harte Nuss vorgesetzt, die er bis auf wenige Ausnahmen nicht zu knacken im Stande gewesen ist. Vettel startete bei den Bullen durch und holte nach der Vizemeisterschaft im ersten Jahr vier Weltmeistertitel in Folge.

Webber schaffte es in der Endabrechnung kein einziges Mal an Vettel vorbei. Tatsächlich kam der Australier bei Saisonende kein einziges Mal über Platz drei hinaus. Dennoch war das Fahrerduo von 2010 bis 2013 das erfolgreichste im Fahrerfeld. Doch auch wenn die beiden während ihrer gemeinsamen Zeit bei Red Bull keine Freunde wurden, war das Verhältnis zwischen Vettel und Webber weniger frostig als zwischen Senna und Prost oder zwischen Hamilton und Rosberg. Dennoch krachte es auch zwischen den beiden Red Bull-Piloten. Wie beispielsweise beim Großen Preis der Türkei 2010, als die Vettel und Webber kollidierten. Beim Malaysia GP 2013 missachtete der Deutsche zehn Runden vor Rennende eine Teamorder und quetschte sich am völlig verdutzten Webber vorbei.

Vettel missachtete in Malaysia 2013 die Teamorder und überholte Webber, Foto: Sutton
Vettel missachtete in Malaysia 2013 die Teamorder und überholte Webber, Foto: Sutton

Insgesamt gelangen den Red Bull-Fahrern zehn Doppelsiege. Vettel und Webber teilten sich 47 Rennsiege. In 94 Rennen fuhren sie 101 Mal aufs Podest und waren 57 Mal Qualifying-Schnellste. Mark Webber zog sich nach seiner letzten Saison 2013 aus der Formel 1 zurück, während Vettel im Jahr eins der Turbo-Ära erstmalig vom neuen Teamkollegen Daniel Ricciardo geschlagen wurde.

Vettel und Webber in Zahlen

DoppelsiegeSiegePole PositionsAnzahl Rennen
11%50%61%94

Erfolgsquote in Prozent, abhängig von gefahrenen Rennen

Alonso und Fisichella: Klare Verhältnisse

Fernando Alonso war das Ziehkind von Flavio Briatore. Der Italiener verschaffte dem zukünftigen Weltmeister 2001 ein Stammcockpit bei Minardi und holte ihn ein Jahr später als Testpilot zu Renault. Ein Jahr später beerbte der Spanier Jenson Buttons Cockpit, an seiner Seite Jarno Trulli. Der Erfolg stellte sich allerdings erst mit der Verpflichtung von Giancarlo Fisichella ein. Der Italiener stellte sich als perfekter Wingman für Alonso heraus.

Fisichella im Schatten Alonsos, Foto: Renault
Fisichella im Schatten Alonsos, Foto: Renault

Alonso holte 2005 seinen ersten Titel in einer hart umkämpften Weltmeisterschaft. Die Silberpfeile und die Renaults waren von der Performance nahezu gleichauf. Während Alonso fleißig Punkte sammelte, neben seinen sieben Siegen achtmal auf dem Podium landete, hielt ihm Fisichella den Rücken frei. Alternativ nahm der Italiener der direkten Konkurrenz seines Teamkollegen wichtige Punkte weg. So hat sich Briatore das vorgestellt. Mit vereinten Kräften holten die beiden zusätzlich zum Fahrertitel Alonsos 2005 und 2006 den Konstrukteurstitel.

37 Rennen lang waren Alonso und Fisichella Teamkollegen. In den zwei Jahren gelang den beiden beim Großen Preis von Malaysia 2006 nur ein Doppelsieg. Doch insgesamt teilten sich die Renault-Piloten 16 Siege, waren 37 Mal auf dem Podium und holten gemeinsam 14 Mal die Pole Position. Alonso zog nach seinem zweiten Titel in Richtung McLaren, Fisichella blieb ein weiteres Jahr bei Renault, konnte aber mit seinem neuen Teamkollegen Heikki Kovalainen nicht mehr an die Erfolge mit seinem Teamkollegen aus den beiden Vorjahren anknüpfen.

Alonso und Fisichella in Zahlen

DoppelsiegeSiegePole PositionsAnzahl Rennen
3%43%38%37

Erfolgsquote in Prozent, abhängig von gefahrenen Rennen