Seit der neuen Hybrid-Ära gibt es Kritik an dem Sound der modernen Formel 1. Turbolader und vor allem MGU-H schlucken Lautstärke, dazu kommen deutlich niedrigere Drehzahlen als noch bei den V8 Triebwerken. Statt 18.000 Umdrehungen gehen die Teams kaum über 12.000 hinaus, auch wenn theoretisch 15.000 Umdrehungen erlaubt wären. Allerdings gilt ab 10.500 Umdrehungen der maximale Benzinfluss von 100 Kilogramm pro Stunde. Alles deutlich über 10.500 Umdrehungen hinaus ist ineffizient.

Wie sehen die Autos 2016 aus?, Foto: Ferrari
Wie sehen die Autos 2016 aus?, Foto: Ferrari

Deshalb zerbrechen sich die Verantwortlichen der Formel 1 Seit Tag eins den Kopf darüber, wie der Sound verbessert werden könnte, ohne allzu große technische Änderungen vornehmen zu müssen. Es gilt: Energie, die als Sound herauskommt, wird nicht in Bewegung umgesetzt. Um in der Sprache der Ingenieure zu bleiben: Sound ist Verlust an Effizienz.

Mercedes experimentierte 2014 bei Testfahrten in Barcelona mit einer Auspufftrompete. Der Versuch floppte total. 2015 wurde der Sound schon etwas besser, weil die Motoren effizienter wurden und somit die Drehzahlen leicht anstiegen und die Wastegate-Ventile öfter aufmachen konnten. Der große Durchbruch war das noch nicht.

Zwei oder drei Auspuffendrohre?

Der soll aber 2016 kommen. In diesem Jahr gibt es nicht mehr ein großes Ofenrohr als Auspuff, sondern mindestens zwei, maximal drei Auspuffendrohre. Das zentrale Ofenrohr bleibt, dazu kommen aber noch ein oder zwei kleine Röhrchen.

Funktionieren soll das so: Nicht alle Abgase, die aus den Brennräumen ausströmen, fließen durch den Turbolader. Über einen Bypass führen diese Abgase am Turbolader vorbei und werden hinten ausgeblasen. In der Vergangenheit wurden die vorbeigeleiteten Abgase wieder in das zentrale Rohr geleitet. "Das Wastegate hat in gewisser Weise den Sound des Hauptrohrs gedämpft", weiß Paddy Lowe.

"Wenn wir es vom Hauptrohr wegnehmen, dämpfen wir den Sound weniger", erklärt der Executive Director Technical von Mercedes. Genau das wird 2016 geschehen: Von den Wastegate-Ventilen führen ein oder zwei separate Rohre nach hinten und blasen die Abgase aus. Ob die Wastegate-Rohre einzeln nach hinten gehen oder zusammengeführt werden, bleibt den Teams und Herstellern überlassen.

Dadurch wird nicht nur der Schall des Hauptrohres weniger gedämpft: Das Wastegate-Rohr, respektive die Rohre, erzeugen selbst zusätzliche Lärm. Die Abgase, die über das Wastegate ausgeblasen werden, sind zwar deutlich weniger als jene, die durch den Turbolader geleitet werden, dafür sind sie deutlich energiereicher - und machen deshalb mehr Lärm.

Tests vielversprechend

Paddy Lowe bezeichnet das als eine der beiden großen Änderungen der Saison. Die eine ist der Kopfschutz des Fahrers, der in diesem Jahr erneut größer wird und vor allem mehr aushalten muss, die andere ist der Auspuff. "Wir wollen den Motor lauter machen und es wird funktionieren", verspricht Lowe. "Wir werden sehen, wie viel lauter er wird. Im Labor wurden einige Messungen durchgeführt, die eine signifikante Steigerung zeigten."

Über den Winter wollten sich die Hersteller weiter Gedanken über die Soundkulisse machen. Bei den Treffen der Strategiegruppe und anschließend der Formel-1-Komission gab es dazu aber wenig Neues. Die Hersteller hoffen auf die deutliche Besserung 2016.