Der Weg in die Formel 1 ist kein leichter. Egal ob in den 1950er-Jahren oder heute - ohne Vorerfahrung in unteren Rennserien geht und ging nichts. Dabei entwickelte sich der Unterbau der Königsklasse stets weiter, besonders technisch gleicht die heutige Situation den Anfangsjahren kaum noch. Sportlich verdienten sich die heutigen Stars ihren Aufstieg in die Beletage des Formelsports durch Siege in der GP2 oder der Formel Renault. Doch wie entstanden diese Serien, wo liegt ihr Ursprung? Motorsport-Magazin.com blickt auf die Geschichte des Unterbaus der Formel 1. Letzter Teil: Nachwuchs ohne die FIA.

Kein Mangel an Talenten

Mit Ende der Formel 3000 hatte die FIA einen Großteil ihres Einflusses auf den Motorsport-Nachwuchs verloren. Die GP2, die ab 2005 direkt unterhalb der Formel 1 platziert wurde, ist eine privat organisierte Rennserie. Gleiches gilt für die ab 2010 ins Leben gerufene GP3-Serie. Auch die Formel Renault 3,5 und sämtliche Formel-3-Serien hatten keinen Bezug zum Weltverband. Die vielen Serien eint das Konzept des Einheits-Chassis mit baugleichen Motoren, wie es bereits in der Formel 3000 in den letzten Jahren angewendet wurde.

Der Herausbildung von Talenten schadeten die vielen Rennserien nicht - im Gegenteil. Prominente Namen wie Lewis Hamilton, Nico Rosberg oder Nico Hülkenberg schafften den Sprung in die Formel 1 über die GP2, nachdem sie zuvor in der Formel 3 Euro Serie unterwegs waren. Carlos Sainz Jr. oder auch Daniil Kvyat kamen aus der Formel Renault 3,5.

Auch die Formel Renault 3,5 diente vielen Fahrern als Übergang in die Formel 1, Foto: WS by Renault
Auch die Formel Renault 3,5 diente vielen Fahrern als Übergang in die Formel 1, Foto: WS by Renault

Neufassung der Formel 2 scheitert krachend

2009 versuchte die FIA dennoch, eine neue Formel-2-Serie zu installieren. Stein der Weisen sollte ebenfalls ein Einheitsreglement werden, wie es sich in den anderen Serien bereits bewährt hatte. Die Fahrzeuge wurden von Williams gebaut, Audi lieferte die Motoren. Eine große Besonderheit der Serie war, dass es quasi keine Teams gab. Die Fahrer bekamen stattdessen an jedem Wochenende ein anderes Team von Ingenieuren und Mechanikern. Doch das Konzept setzte sich nicht durch, nach vier Saisons war die Formel 2 Geschichte, auch weil die Boliden zu langsam waren gegenüber der GP2 oder der Formel Renault.

Doch in den letzten Jahren war die FIA bemüht, Ordnung in die Nachwuchsserien zu bringen und den eigenen Einfluss nach oben zu schrauben. Der "Globale Weg vom Kartsport in die Formel 1", ein von der FIA erstelltes Programm, soll eine Struktur im Nachwuchs schaffen. Unter der Federführung von Gerhard Berger, der 2012 Präsident der Single-Seater-Kommission der FIA wurde, erhielt zunächst die Formel 3 Euro Serie offiziellen FIA-EM-Status. Zudem wurden die Formel-3-Regeln enger verfasst, wodurch die verbliebenen, nationalen Formel-3-Serien - teilweise unfreiwillig - ihren Betrieb einstellten.

Die Formel-3-EM ersetzte die Formel 3 Euro Serie, Foto: FIA F3
Die Formel-3-EM ersetzte die Formel 3 Euro Serie, Foto: FIA F3

Als Ersatz wurde unterhalb der Formel 3 mit der Formel 4 ein neues Reglement erarbeitet, das als kostengünstiger Übergang zwischen Kart- und Rennsport dienen soll. Und die Rechnung scheint aufzugehen: mit Saisonstart 2016 werden weltweit mutmaßlich zwölf Formel-4-Rennserien ausgetragen, darunter auch in den USA und in Südostasien. Und auch für die Formel 2 soll es zukünftig eine neue FIA-Lösung geben. Angedacht ist möglicherweise eine Fusion von GP2 und Formel Renault. Der Ausstieg des französischen Autobauers als Namensgeber der Serie könnte ein erstes Indiz sein. Ob es aber wirklich dazu kommen wird, liegt in den Händen von Bergers Nachfolger Stefano Domenicali.