Sportlich lief es für Red Bull in der Formel 1 zuletzt nicht nach Wunsch. Während eines Showruns in Kitzbühel konnten Dr. Marko und Co. das Thema kurz ausblenden, doch schon auf der Pressekonferenz danach flammte es wieder auf. Besonders genervt von der aktuellen Formel 1 zeigte sich Gerhard Berger, selbst langjähriger Faher und bis 2008 auch Mitbesitzer von Toro Rosso. An der aktuellen Situation der Königsklasse lässt er kein gutes Haar.

"Ja wir haben in der Formel 1 eine etwas schwierige Zeit", setzt Berger an. "Einerseits haben wir in den letzten Jahren einen sehr dominanten Mercedes gesehen. Natürlich muss jemand dafür belohnt werden, wenn er seine Hausaufgaben macht und gute Leistungen zeigt, das verdient auch Respekt." Jedoch fehle es dem zehnmaligen GP-Sieger an echter Spannung und an Zweikämpfen.

Dabei zieht er den Vergleich zu seiner aktiven Zeit in den 80er und 90er Jahren. Grundsätzlich habe es auch damals Überlegenheit einzelner Teams gegeben. Jedoch: "Zu meiner Zeit hat es jede Menge Ausfälle gegeben, da war nicht nach der ersten Kurve schon klar, wer das Rennen gewinnt. Es gibt keinen Überraschungseffekt mehr", meint Berger. "Es fahren alle durch und wenn alles normal abläuft und Hamilton oder Rosberg nach der ersten Kurve Erster ist, wird er das Rennen gewinnen. Da ist die Spannung schon sehr stark raus. In meiner Zeit ist einem der Sprit ausgegangen, der andere hat einen Getriebeschaden gehabt, wiederum der andere hatte einen Motorschaden. Es hat sich also immer verschoben", erinnert er sich zurück.

Berger erinnert sich gerne an seine aktive Zeit zurück, Foto: Sutton
Berger erinnert sich gerne an seine aktive Zeit zurück, Foto: Sutton

Doch nicht nur die faden Rennen sind ihm ein Dorn im Auge. Inzwischen könnten Fehler produziert werden, ohne dass diese zwingend Folgen haben müssen. "Fahrfehler zu meiner Zeit sind einfach bestraft worden", stellt er klar. "Wenn du zu weit gegangen bist, bist du in der Leitplanke gelandet oder zumindest im Kiesbett. Da hat es meistens gar keine Auslaufzonen gegeben. Heute sind die Auslaufzonen asphaltiert, man dreht sich und wenn man Glück hat, verliert man nicht mal einen Platz, wenn man wieder auf die Strecke zurückkommt", schüttelt er den Kopf.

Kurzum: Die Formel 1 sei aktuell einfach kein gutes Produkt, verglichen mit seiner aktiven Zeit. Alles sei zu brav, zu unspektakulär und zudem würden die Fahrer nicht mehr gefordert. "Wir sind mit 1.300 oder 1.400 PS gefahren, ohne automatisches Getriebe, ohne elektronische Hilfen und so weiter. Und auch ohne die heutige Aerodynamik. Man kann sich vorstellen, was das für ein Ritt auf der Kanonenkugel war", gibt er zu Bedenken. Und er geht noch weiter: "Wenn die Autos heute 850 PS haben, muss man sagen, diese 850 PS hat ein Sportwagen auf der Straße auch, wenn nicht gar mehr. Das Ganze ist mit der heutigen Aerodynamik so stabil, dass das Verhältnis nicht mehr stimmt", legt er den Finger in die Wunde.

In Max Verstappen sieht gerhard Berger einen künftigen Weltmeister, Foto: Sutton
In Max Verstappen sieht gerhard Berger einen künftigen Weltmeister, Foto: Sutton

Vorbild MotoGP

Wie bereits einige prominente Vertreter der Formel 1 vor ihm - unter anderem Niki Lauda, Bernie Ecclestone oder Nico Hülkenberg - wies auch Gerhard Berger darauf hin, dass die MotoGP momentan Vorreiter sei. "Wenn ich den sehr spektakulären Motorradmotorsport ansehe, die fahren mit 270 PS und 160 kg mit so kleinen Auflageflächen, da weiß man, dass das ein Ritt auf der Kanonenkugel ist. Dort muss man auch wieder hin", mahnt der 56-Jährige. Nur so könne sich in der Formel 1 die Spreu vom Weizen trennen. "Da muss man wieder hin, dass der Fahrer der entscheidende Faktor ist, dass nur drei, vier oder fünf Leute überhaupt in der Lage sind, das zu beherrschen."

Zu diesen Kandidaten zähle laut Berger auf jeden Fall Max Verstappen, der den Red Bull in Kitzbühel durch den Schnee bewegen durfte. "Ich habe gewusst, dass es kein Thema mit deinen 17 Jahren ist, dass du das schaffst. Aber dass du in deinem ersten Jahr schon so gut bist - Hut ab, das war wirklich eine tolle Leistung von dir", überschüttete Berger den Youngster mit Lob.