Am 20. September des Vorjahres teilte Lotus per Presseaussendung mit, dass Pastor Maldonado auch 2016 für das Team aus Enstone fahren wird. Dies kam insofern überraschend, da der Venezolaner ohnehin über einen aufrechten Vertrag für die nächste Saison verfügte, dennoch sah sich Lotus, das damals bereits in Übernahmegesprächen mit Renault stand, genötigt, den Südamerikaner noch einmal demonstrativ zu bestätigen.

Maldonados F1-Karriere könnte jäh enden, Foto: Sutton
Maldonados F1-Karriere könnte jäh enden, Foto: Sutton

Ein paar Monate später könnte aber doch alles anders kommen, schenkt man internationalen Medienberichten Glauben. Wie der britische Telegraph berichtet, ist Maldonados Cockpit keineswegs in Stein gemeißelt, was der unsicheren Lage seines langjährigen Geldgebers PDVSA geschuldet sei. Die staatliche venezolanische Erdölgesellschaft sponsert den 30-Jährigen dem Vernehmen nach mit rund 50 Millionen Dollar pro Saison, befindet sich allerdings in wirtschaftlichen Turbulenzen.

Zum einen hat PDVSA bei der Zentralbank Venezuelas die stattliche Summe von 145 Milliarden Dollar Schulden angehäuft, und zum anderen hat sich die politische Lage im südamerikanischen Land seit den Parlamentswahlen im Dezember nicht unbedingt zugunsten Maldonados entwickelt. Nach 17 Jahren verlor die sozialistische Partei die Macht, der bis zu seinem Tod 2013 Hugo Chavez, ein ausgesprochener Förderer Maldonados, vorgestanden war. Die frühere Opposition, die nun regiert, dürfte bei weitem nicht so viel Interesse haben, Maldonados Formel-1-Karriere zu finanzieren, wie einst die Sozialisten. Der Geldhahn droht zugedreht zu werden.

Magnussen schon in Enstone?

Kevin Magnussen hat für 2016 noch nicht unterschrieben, Foto: Sutton
Kevin Magnussen hat für 2016 noch nicht unterschrieben, Foto: Sutton

Als möglicher Nachfolger Maldonados bei Renault ist laut Telegraph Kevin Magnussen im Gespräch. Der ehemalige McLaren-Entwicklungsfahrer soll in der vergangenen Woche sogar bereits zwei Tage in der Fabrik in Enstone verbracht und Gespräche mit Verantwortlichen des Teams geführt haben.

Renault ist allerdings nur eine von mehreren Optionen, die sich Magnussen für 2016 bieten. Nach WEC-Testfahrten im Herbst für Porsche gilt der Däne auch als Kandidat für ein DTM-Cockpit bei Mercedes. Und außerdem schielt er auf einen der beiden freien Plätze bei Manor, wofür jedoch eine stattliche Mitgift vonnöten wäre. Ebenfalls nicht völlig ausgeschlossen ist ein Wechsel in die IndyCar Series, mit der Magnussen bereits im Vorjahr liebäugelte.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Sägt Renault Maldonado tatsächlich ab, müsste der mit viel Geld, aber nur mäßig Talent gesegnete Südamerikaner gewiss eine ordentliche Portion Spott und Häme über sich ergehen lassen. Über den Wahrheitsgehalt des britischen Berichts lässt sich nur spekulieren, allzu lange sollte es aber nicht mehr dauern, bis Klarheit besteht, schließlich wird Renault in absehbarer Zeit die neue Teamstruktur vorstellen - und dazu zählen natürlich auch die Piloten. Hängen die PDVSA-Millionen wirklich am seidenen Faden, täte man sich in Enstone wohl nicht sonderlich schwer, Maldonado vor die Tür zu setzen. (Philipp Schajer)