Die Formel 1 und die USA - eine Liebesbeziehung hat sich bis heute nicht entwickelt. Vor allem in den zurückliegenden Jahren fiel es der Königsklasse zunehmend schwer, auf dem für die Hersteller so wichtigen Markt Fuß zu fassen. Nach dem unrühmlichen Abgang aus Indianapolis 2007, der seit dem Skandal-Rennen zwei Jahre zuvor von allen Beteiligten herbeigesehnt wurde, gastiert die Formel 1 seit 2012 in Austin. Und dort lief es bislang auch ziemlich gut. Die Ränge waren voll, die Strecke bei den Fahrern beliebt.

2015 jedoch sorgten katastrophale Wetterbedingungen für derbe Verluste bei den Veranstaltern, vor ein paar Wochen tauchten zudem Meldungen auf, die neue texanische Regierung um Gouverneur Gregg Abbott wolle die Zuwendungen für den Grand Prix kürzen. "Wenn sich das geändert hat, wird es schwierig, das Rennen in Austin fortzuführen", prophezeite Bernie Ecclestone. Und tatsächlich taucht der US GP im Rennkalender für 2016 zwar auf, aber nur unter Vorbehalt.

Das Wetter in Austin trieb den Veranstaltern die Sorgenfalten auf die Stirn, Foto: Sutton
Das Wetter in Austin trieb den Veranstaltern die Sorgenfalten auf die Stirn, Foto: Sutton

Amerikanisches Team nicht genug

Ein erneutes Aus des amerikanischen Laufes würde die Formel 1 hart treffen, meint IndyCar-Pilot Ryan Hunter-Reay. Daran könne auch der Einstieg von Haas F1 nichts ändern. Mit Beginn der neuen Saison nehmen die Amerikaner um Teambesitzer Gene Haas am Rennbetrieb der Formel 1 teil. "Es ist verdammt hart, den Sport-Markt in den USA aufzubrechen, weil er so gesättigt ist", versucht sich Hunter-Reay gegenüber Sky Sports an einer Erklärung für die Schwierigkeiten der Formel 1.

"Wir haben Football, Basketball, Baseball. Es gibt so viele Alternativen, um die Aufmerksamkeit der Fans zu gewinnen", so der Indy500-Sieger von 2014. Die Formel 1 sei jedoch nicht chancenlos. "Ich denke, die Formel 1 generell kann es schaffen, aber man benötigt eine andere Präsenz als ein Team, das sich selbst 'USF1' nennt und das auch noch in Großbritannien stationiert ist, was es meiner Meinung nach jedoch sein muss", erklärt er.

Der Schlüssel liege in einer größeren Anzahl an Rennen. "Hoffentlich bekommen wir ein paar mehr Rennen dort. Ich weiß nicht, was die Lösung ist, aber ich bin ein Fan jeglichen Erfolges, den der Motorsport in den USA feiert", so Hunter-Reay. Bereits seit Jahren existierten Pläne für ein Rennen in New Jersey rund um den Hudson River, verwirklicht wurden diese jedoch nicht. Inzwischen pfeifen die Spatzen ein mögliches Rennen in Kalifornien von den Dächern, doch auch hier gibt es bislang nichts Konkretes.

Alexander Rossi bestritt 2015 insgesamt fünf Rennen für Manor Marussia, Foto: Sutton
Alexander Rossi bestritt 2015 insgesamt fünf Rennen für Manor Marussia, Foto: Sutton

Größere Aufmerksamkeit könnte die Formel 1 in den USA zweifellos durch einen amerikanischen Fahrer erlangen. Doch auch hier ist die Auswahl nicht sonderlich ergiebig. Alexander Rossi schnupperte am Saisonende 2015 für fünf Rennen in den Formel-1-Zirkus, doch ob er 2016 für Manor am Start ist oder seinen Traum vorerst ad acta legen muss, ist noch unklar. Hinter Rossi taucht weit und breit kein Kandidat auf. Zuvor versuchte sich Scott Speed 2006 und 2007 in der Formel 1, er war jedoch chancenlos.

Für Hunter-Reay gibt es Gründe, warum so wenige Amerikaner in die Formel 1 kommen. "Ich denke, früh in der Karriere gibt es eine Gabelung auf deinem Weg", erläutert er. "Wenn du in die Formel 1 willst, musst du die entsprechende Karriereleiter nehmen und diese befindet sich in Europa. Wenn du in die IndyCar willst, nimmst du die amerikanische Leiter", zeigt der 35-Jährige auf.

Wer einmal in der IndyCar-Serie sei, habe nicht mehr das große Verlangen, in die Formel 1 zu gehen. "Es gab einmal eine Zeit, da kam man durch den Erfolg in der IndyCar-Serie in die Formel 1. Aber nach einigen schwachen Jahren, die die IndyCar durchlebte, ist diese Tür zu. Nun ist die IndyCar so stark wie immer, ich würde sagen, sie ist so konkurrenzfähig wie noch nie. Und das sage ich nicht, weil ich selbst dort fahre. Wir beweisen es Woche für Woche auf der Strecke", hält Hunter-Reay ein Plädoyer für "seine" Serie.