Als Kindergarten wurde Toro Rosso vor dem Saisonstart belächelt. Mit einem zum Saisonstart 17-Jährigen und einem 20-Jährigen ging das Team ein Wagnis ein. In der Tat musste das Nachwuchsteam von Red Bull ab und an für den jugendlichen Leichtsinn seiner Fahrer bezahlen. Allerdings hinterließen beide insgesamt den Eindruck, dass sie reif genug für die Königsklasse sind und viel Potential haben. Da müssen sich die etablierten Fahrer warm anziehen. Noch dazu, wenn Toro Rosso 2016 weniger von technischen Problemen geplagt werden sollte...

Toro Rosso: Tops & Flops 2015

Die Tops

  • Red Bull im Qualifying und Rennen geschlagen
  • Team mit den meisten Überholmanövern
  • Viele Schlagzeilen für ein Mittelfeldteam

Die Flops

  • Doppelausfall in Bahrain
  • Doppelausfall in Großbritannien
  • Saisonziel Platz 5 bei den Herstellern deutlich verpasst

Das Auto: STR10

Das Chassis des STR10 gilt als eines der besten, Foto: Sutton
Das Chassis des STR10 gilt als eines der besten, Foto: Sutton

Der Entwurf unter der Leitung von James Key wurde als einer der besten der Saison gehandelt. Experten lobten Abtrieb und Traktion sowie die gutmütige Fahrweise - ideal für zwei Rookies. Das große Manko war die Renault-Power-Unit, die mehrfach den Dienst quittierte und das Team viele Punkte kostete. Nicht nur die mangelnde Zuverlässigkeit, auch der geringe Top-Speed machte Toro Rosso zu schaffen.

Die Fahrer: Max Verstappen

Genie und Wahnsinn liegen meist nah beieinander - so auch bei dem Youngster aus den Niederlanden. Geniale Überholmanöver stehen zu waghalsigen Aktionen gegenüber. Verstappen überholte so oft wie kein anderer Fahrer: 49 Mal. Allerdings führt er mit acht Strafpunkten die Liste der 'bösen Buben' in der Formel 1 an. Dennoch verstummten seine Kritiker nach und nach. Ehemalige Piloten wie David Coulthard kamen gar nicht mehr aus dem Schwärmen heraus.

Verstappen hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen und wurde dafür mit drei Auszeichnungen der FIA honoriert: Rookie des Jahres, Persönlichkeit des Jahres und Aktion der Saison (das Überholmanöver gegen Felipe Nasr in der Blanchimont-Kurve von Spa-Francorchamps). Letzteren Preis erhielt er bereits zum zweiten Mal. Verstappen kennt keine Scheu vor großen Namen und watscht auch mal seinen Teamkollegen ab, indem er eine Teamorder verweigert. Definitiv ein Fahrer, von dem man noch viel hören wird.

Die Fahrer: Carlos Sainz Junior

Sainz musste zahlreiche Defekte und einen heftigen Unfall wegstecken, Foto: Sutton
Sainz musste zahlreiche Defekte und einen heftigen Unfall wegstecken, Foto: Sutton

Für Verstappens Teamkollege war es keine einfache Saison. Er stand nicht nur medial im Schatten des 18-Jährigen, sondern konnte aufgrund von sieben Ausfällen - zwei mehr als Verstappen - nicht sein volles Potential zeigen. 31 Punkte Differenz zeigen demnach kein klares Bild seiner Leistungsfähigkeit. Zwar hat Sainz noch nicht den Biss seines Teamkollegen gezeigt, 45 Überholmanöver in dieser Saison kommen dennoch nicht von irgendwo.

Allerdings war Sainz ebenso wie Verstappen fehleranfällig. In Singapur touchierte er gleich zwei Mal die Banden und räumte hinterher ein, übermotiviert zu Werke gegangen zu sein. In Russland musste Sainz einen heftigen Unfall wegstecken und ging dennoch im Rennen an den Start. Seine Aufholjagd blieb damals allerdings wegen eines technischen Defekts unbelohnt. Sollte ihn der Defektteufel 2016 öfter mal verschonen, ist auch von Sainz viel zu erwarten.

Verstappen Sainz
Punkte 49 18
WM-Position 12 15
Quali-Duell 10 9
Durchschnittliche Startposition 11 (ohne Strafen)
11,4 (mit Strafen)
11,8 (ohne Strafen)
12,4 (mit Strafen)

Statistik: Toro Rosso in Zahlen 2015

  • Platz 7 in der Herstellerwertung wie bereits 2014
  • Maximale Punkteausbeute mit 18 Zählern in den USA
  • 6 Mal blieb Toro Rosso punktelos
  • Verstappen hat als erster Toro-Rosso-Pilot 6 Rennen in Folge gepunktet

Der Ausblick: Toro Rosso in der F1-Saison 2016

Die Scuderia bezieht ihre Motoren 2016 wieder aus Maranello. Zwar handelt es sich um die 2015er-Spezifikation, dennoch sollte das sowohl in Bezug auf die Leistung als auch die Zuverlässigkeit einen deutlichen Schub für Toro Rosso bedeuten. Zudem kann das junge Fahrerduo in seiner zweiten Saison auf seiner Erfahrung aufbauen und sicherlich den einen oder anderen Fehler ausmerzen. Alles rosarot also? Nicht ganz, denn wegen der späten Bekanntgabe des Motorenpartners könnte Toro Rosso bei der Entwicklung des Chassis zumindest in einigen Bereichen im Rückstand sein.