Er hat es früher geschafft, als es selbst die optimistischsten Tifosi erwartet haben dürften. Beim Großen Preis von Malaysia, seinem erst zweiten Rennen für die Scuderia, feierte Sebastian Vettel den ersten Sieg in Rot - schon immer ein ganz besonderer Moment in einer Rennfahrer-Karriere. Fünf historische Debüt-Siege in Rot:

Niki Lauda, Spanien 1974

Überlegener erster Ferrari-Sieg
Niki Laudas Premieren-Sieg für Ferrari war eine Demonstration der Extraklasse des Österreichers. Beim Großen Preis von Spanien in Jarama 1974 deklassierte die Scuderia mit einem überlegenen Doppelsieg die Konkurrenz. Einzig die beiden Renner aus Maranello beendeten das unter heftigen Regenfällen gestartete Rennen in derselben Runde. Auch teamintern bestand ein Klassenunterschied. Von der Pole Position in das vierte Rennen der Saison gestartet, behielt Lauda in der Gischt die Übersicht und fuhr 35 Sekunden Vorsprung auf seinen Teamkollegen und WM-Führenden Clay Regazzoni heraus.

Niki Lauda holte seinen ersten Ferrari-Sieg in Spanien, Foto: Sutton
Niki Lauda holte seinen ersten Ferrari-Sieg in Spanien, Foto: Sutton

Dass sich Lauda in seinem erst vierten Grand Prix für den italienischen Rennstall mit der schnellsten Rennrunde auch noch das Triple sicherte, versteht sich fast von selbst. Durch seinen Erfolg schob sich Lauda in der WM auf den zweiten Platz. Diesen gab er jedoch wieder ab: Während mit einem zweiten Triumph beim achten Saisonlauf in Zandvoort nur noch ein perfekter Sonntag folgte, schied Lauda im anfälligen Ferrari bei 8 von 15 Saisonrennen aus. Am Ende des Jahres reichte es so nur zu Rang vier in der Gesamtabrechnung. Bereits im Jahr darauf wurde Lauda überlegen Weltmeister.

Gilles Villeneuve, Kanada 1978

Glücklicher Debüt-Sieg beim Heimrennen
Auf den letzten Drücker glückte Gilles Villeneuve 1978 sein Debüt-Sieg mit Ferrari in seiner ersten kompletten Saison beim Traditionsrennstall aus Maranello. Der erste Coup des Kanadiers in der Formel 1 wirkte wie inszeniert. Nach einer katastrophalen Saison mit bis dahin sechs Ausfällen, nur acht WM-Zählern und 36 Punkten Rückstand auf seinen Teamkollegen Carlos Reutemann, stand mit dem Großen Preis von Kanada zum Saisonabschluss Villeneuves Heimrennen auf dem Programm.

Beim Debüt der Formel 1 in Montreal gewann Lokalmatador Gilles Villeneuve, Foto: Phipps/Sutton
Beim Debüt der Formel 1 in Montreal gewann Lokalmatador Gilles Villeneuve, Foto: Phipps/Sutton

Die Formel 1 startete den Kanada GP 1978 zum ersten Mal auf der Île Notre-Dame, der Mosport International Raceway entsprach nicht den neuesten Sicherheitsstandards. Vom dritten Platz gestartet, griff Villeneuve bis zum letzten Drittel des Rennens erneut nicht in den Kampf um den Sieg ein. Doch diesmal war das Glück auf seiner Seite. In Runde 18 schied der Zweitplatzierte Alan Jones mit einem Reifenschaden aus, in Runde 50 tat es ihm der klar Führende Jean-Pierre Jarier mit einem Bremsdefekt gleich. Villeneuve erbte den Sieg und gewann mit 13 Sekunden Vorsprung vor Jody Scheckter. Villeneuve zu Ehren heißt die Strecke in Montreal bis heute "Circuit Gilles Villeneuve".

Gerhard Berger, Japan 1987

Später Start-Ziel-Sieg
Knapp ein Jahrzehnt nach Villeneuve, avancierte Gerhard Berger zum nächsten Last-Minute-Mann in Farben der Scuderia. In seiner ersten Ägide bei Ferrari von 1987 bis 1989 brauchte Berger jede Menge Anlaufzeit bis zum ersten Triumph. Erst im 15. Lauf seiner Debüt-Saison platzte der Knoten. Im japanischen Suzuka stellte der Österreicher den Ferrari überlegen auf die Pole Position.

In Suzuka 1987 zeigte Gerhard Berger der Konkurrenz das Ferrari-Heck, Foto: Sutton
In Suzuka 1987 zeigte Gerhard Berger der Konkurrenz das Ferrari-Heck, Foto: Sutton

Das Rennen am Sonntag gewann er durch einen souveränen Start-Ziel-Sieg mit 17 Sekunden Vorsprung auf Ayrton Senna. Mit diesem Erfolg im Rücken sicherte sich Berger beim Saisonabschluss in Australien gleich seinen zweiten Ferrari-Sieg. Viel mehr Bedeutung als dem ersten kommt im Fall Bergers jedoch ausnahmsweise dem dritten Erfolg für die Roten zu. Einen Monat nach dem Tod von Enzo Ferrari siegte Berger 1988 beim Highspeed-Heimspiel der Scuderia in Monza. Es blieb der einzige Erfolg Ferraris in der legendären Saison von McLaren-Honda, deren Star-Piloten Ayrton Senna und Alain Prost alle anderen Rennen gewannen.

Michael Schumacher, Spanien 1996

Der mit der roten Gurke im Regen tanzt
Ein perfekter Einstand sieht anders aus. Nach zwei WM-Titeln mit Benetton wechselte Michael Schumacher 1996 zur Scuderia Ferrari. Doch sein Debüt-Jahr verlief keineswegs wie geschmiert. 'Schmierentheater' traf es da schon eher. Schumachers erster Ferrari entpuppte sich als Flop. Beim F310 jagte ein Defekt den nächsten. Begriffe wie 'rot gefärbte Gurke auf Slicks', 'rollende Mülltonne', 'Pfennigartikel' und 'Sabotage' machten die Runde in der italienischen und deutschen Presse. Insgesamt sieben Ausfälle standen am Saisonende für den zudem noch langsamen Boliden auf dem Zettel.

In Barcelona ging Michael Schumacher übers Wasser, Foto: Sutton
In Barcelona ging Michael Schumacher übers Wasser, Foto: Sutton

Ohne Highlight blieb die Saison jedoch nicht - zumindest für Schumacher, nicht für das Auto. Trotz einer defekten Zylinderbank und eines gebrochenen Auspuffs raste Schumacher im siebten Saisonlauf zu seinem ersten Sieg für Ferrari. Begünstigt wurde der Erfolg durch die Witterungsbedingungen. Der Spanien GP war ein waschechtes Regenrennen - Schumi-Wetter! Nur zwei Verfolger wehrten sich erfolgreich gegen eine Überrundung. Doch selbst der zweitplatzierte Jean Alesi überquerte die Ziellinie mit mehr als 45 Sekunden Rückstand. Eine Vorstellung, die Schumacher auf ewig den Spitznamen 'Regenkönig' einbrachte. Oder wie selbst der spätere Schumi-Erzrivale Jacques Villeneuve diesen denkwürdigen 2. Juni zusammenfasste: "Ich fuhr auf der letzten Rille. Plötzlich fliegt ein rotes Auto an mir vorbei. Ich dachte: Oh Gott, oh Gott, die Formel 1 ist nichts für mich."

Kimi Räikkönen, Australien 2007

Keiner ist schneller als der Iceman
Ausgerechnet Kimi Räikkönen! Der aktuelle Teamkollege von Sebastian Vettel war bei seinem Premieren-Sieg für Ferrari noch ein Quantum schneller. Nach seinem Wechsel von McLaren zur Scuderia siegte der Schumacher-Erbe 2007 sofort in seinem ersten Rennen im roten Auto. Das war zuletzt Nigel Mansell 1989 gelungen. Beim Saisonauftakt in Australien stelle der Iceman seinen F2007 zunächst ganz cool mit einer halben Sekunde Vorsprung auf Fernando Alonso im McLaren auf die Pole Position.

Kimi Räikkönen gewann sein allererstes Rennen für Ferrari, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen gewann sein allererstes Rennen für Ferrari, Foto: Sutton

Das Rennen kontrollierte Räikkönen von der Spitze - trotz defekten Boxenfunks. Mit der schnellsten Rennrunde schnappte sich der Iceman zudem sein erstes Triple für Ferrari. Selbst ein kleines Wasserleck und ein Verbremser kurz vor Schluss - "Ich bin beinahe eingeschlafen." - konnten den späteren Weltmeister nicht stoppen. "Es ist immer toll, gleich im ersten Rennen zu gewinnen. Ein idealer Ausgangspunkt für die Saison. Die Atmosphäre im Team ist perfekt", kommentierte Räikkönen gewohnt trocken seinen großen Tag.

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