Max Verstappens Einstand in der Formel 1 ist gelungen. Das Rookie-Jahr des Toro-Rosso-Piloten hat Eindruck hinterlassen. Wer den 18-Jährigen in seiner Formel-1-Debütsaison beobachtet hat, der wurde schnell an die Zeit erinnert, als noch Sebastian Vettel bei dem Team aus Faenza lernte.

Dieses Talent erkennt auch der Deutsche: "Max war in vielen Rennen brillant und verdient die Glückwünsche, die er bekommt", erklärt er gegenüber der spanischen Zeitung Marca. Ob in dem 18-Jährigen aber ein zukünftiger Weltmeister schlummert, möchte Vettel noch nicht beurteilen. "Man kann uns mit Zahlen vergleichen, aber jeder Mensch ist anders", so der 28-Jährige. Motorsport-Magazin.com blickt zurück auf Vettels erste Toro-Rosso-Saison und zieht den Vergleich zu Verstappens Debütjahr.

Der Weg in die Königsklasse

Sowohl Vettel als auch Verstappen begannen ihre Karrieren im Kartsport und feierten dort auch die ersten Erfolge. Der Deutsche entschied 2001 die europäische und deutsche Juniorenkartmeisterschaft für sich, Verstappen 2013 die Karteuropa- und Weltmeisterschaft. Auf dem Weg in die Königsklasse mussten sich beide zudem in der europäischen Formel-3-Meisterschaft beweisen. Vettel kämpfte dort zwei Saisonen (2005-06) um die Krone, Verstappen nur eine (2014) - beide konnten die Meisterschaft jedoch nicht für sich entscheiden.

Verstappen trat 2014 in der Formel 3 an, Foto: FIA F3
Verstappen trat 2014 in der Formel 3 an, Foto: FIA F3

Die Unterstützung

Sowohl für Vettel als auch für Verstappen war die Unterstützung von Red Bull der Grundstein für ihre zukünftigen Formel-1-Karrieren. Während der Deutsche bereits seit Kartzeiten vom österreichischen Getränkehersteller unterstützt wurde und nach einem kurzen Zwischenstopp bei BMW Sauber seine erste volle F1-Saison 2008 bei Toro Rosso absolvierte, erlangte Verstappen erst später die Aufmerksamkeit von Red Bull. "Ich kenne Max seit vier oder fünf Jahren", erzählt Helmut Marko im Interview mit Motorsport-Magazin.com. "Er kam immer wieder zu uns nach Salzburg oder zu Grands Prix und wir haben ein paar kurze Worte gewechselt."

Überzeugt von Verstappen war Red Bulls Motorsportberater letztendlich nach einem Treffen im Frühjahr 2014: "Ich habe mich mit ihm länger unterhalten und gesehen, dass er ein unglaublich reifer Mensch ist, der in einem sehr jungen Körper steckt. Nicht nur für den Rennsport, sondern auch seine generelle Einstellung, sein generelles Wissen, seine Reife. Das war der Grund, warum ich gesagt habe, wir gehen mit ihm gleich in die Formel 1", so Marko.

Im August 2014 wurde der Niederländer schließlich in das Förderprogramm der Bullen aufgenommen, einen Monat später durfte er bereits den Toro Rosso STR7 testen und erhielt daraufhin die Superlizenz. Anschließend debütierte Verstappen im ersten Freien Training zum Großen Preis von Japan, bevor er 2015 bei der Scuderia Toro Rosso ein F1-Stammcockpit erhielt.

Die Rekordhalter

Mit seiner Teilnahme am ersten Freien Training in Suzuka im Herbst 2014 sicherte sich Verstappen zum ersten Mal einen Rekord: Der Niederländer war damals erst 17 Jahre und drei Tage alt und damit der bis dato jüngste Fahrer, der an einem Formel-1-Wochenende teilnahm. Und der Rookie wird diese Marke auch behalten. Denn nach seinem viel diskutieren Karrierestart, schaltete sich die FIA ein und änderte das Reglement. Ab der Formel-1-Saison 2016 muss jeder Fahrer, der eine Superlizenz beantragt, das 18. Lebensjahr vollendet haben und im Besitz eines gültigen Führerscheins sein. Damit wird es nie wieder einen so jungen Debütanten wie Verstappen geben.

Vettel in Japan 2007, Foto: Sutton
Vettel in Japan 2007, Foto: Sutton

Auch Vettel sammelte schon zu Beginn seiner F1-Karriere Rekorde: Beim Japan GP im Herbst 2007 führte Vettel, damals im Toro Rosso, erstmals ein Rennen an. Der Deutsche war zu diesem Zeitpunkt 20 Jahre und 89 Tage alt. Ein knappes Jahr später siegte Vettel in Monza und wurde mit 21 Jahren und 73 Tagen zum bisher jüngsten Grand-Prix-Sieger. Auch im WM-Kampf bleibt er der Jüngste: Mit 23 Jahren und 134 Tagen wurde er 2010 erstmals Weltmeister. Ob Verstappen diese Bestmarken in den kommenden Jahren brechen kann?

Die Debütsaison in Zahlen Vettel Verstappen
Alter beim Saisonstart2017
Rennen1819
WM-Rang812
WM-Punkte (nach heutigem System)9349
Siege10
Ausfälle64
Ausfallquote33 %21 %
Pole Positions10

Die erste Saison

War der Beginn von Vettels erster vollen Toro-Rosso-Saison im Jahr 2008 noch etwas holprig - der Deutsche sah in den ersten vier Rennen keine Zielflagge -, überzeugte der damals 20-Jährige ab dem sechsten Lauf umso mehr: In Monaco sicherte sich Vettel Platz fünf, in den USA und Valencia Rang acht. Ab dem Türkei GP bewies der Toro-Rosso-Pilot Konstanz: Die letzten sieben Rennen der Saison fuhr Vettel in die Top-10 - mit dem Saisonhighlight in Monza, wo sich der Rookie nicht nur seine erste Pole Position, sondern auch den ersten Sieg abholte.

Aufgefallen ist auch Verstappen in seiner Debütsaison: Der Rookie überzeugte mit Charakter und bewies Talent beim Überholen. "Es ist unsere Philosophie, dass wir jedem seine eigene Persönlichkeit, sein eigenes Auftreten lassen", betonte Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Herausstechend war aber sicherlich, wie schnell sich Max Verstappen zu einem unglaublichen Überholer entwickelt hat", lobt er seinen Schützling. Und wie konstant er zum Überholen ansetzte: Ganze 49 Mal schnappte sich der Niederländer in diesem Jahr den Vordermann - das sind knapp ein Zehntel aller Manöver von 2015. Da werden die 49 Punkte und WM-Rang zwölf, zudem zehn Top-10 Plätze und zwei vierte Plätze fast zur Nebensache in Verstappens Saisonstatistik.

Anerkennung für sein Überholtalent bekam der Niederländer auch von der FIA, die ihm Anfang Dezember den "Action of the Year Award" verlieh - die Ehrung für die beste Aktion des Jahres in allen Rennserien zusammen. Ausgezeichnet wurde der Torro-Rosso-Pilot für sein Manöver in Spa-Francorchamps, als er sich in der ultraschnellen Blanchimont neben Felipe Nasr auf die Außenbahn setzte, voll durchzog und den Sauber in der Schikane ausbremste. "Ehrlich gesagt ist es einfach das Gefühl. Es ist sehr schwierig zu erklären. Ich glaube es ist Instinkt", sagt er im Interview mit Motorsport-Magazin.com .

Die Highlights

Der Sieg in Italien wurde für Vettel zum größten Triumph in seiner ersten vollen Formel-1-Saison 2008. Der Deutsche überzeugte in Monza mit guter Strategie und einer herausragenden fahrerischen Leistung auf nasser Fahrbahn mit einem Setup, das eher auf trockene Bedingungen eingestellt war. "Der erste Sieg wird natürlich immer besonders bleiben", erinnerte sich Vettel erst in diesem Jahr in Belgien an seine erste Sternstunde.

Das Siegerpodest hat Verstappen in seinem Rookiejahr zwar noch nicht erklommen, doch der Niederländer war zwei Mal knapp dran: In Ungarn und in den USA fuhrt der 18-Jährige auf Rang vier. Zudem konnte Verstappen in der zweiten Saisonhälfte einen von Vettels Toro-Rosso-Rekorden brechen: Von Singapur bis Brasilien fuhr der 18-Jährige sechs Mal in Folge in die Punkte. Damit überholte er den Deutschen - denn Vettel fuhr 2008 zwar sieben Mal hintereinander in die Top-10, doch damals gab es nur bis Platz acht Punkte.

Die Kritik

Trotz der Erfolge - beide Rookies mussten auch Tiefschläge in ihrer ersten Toro-Rosso-Saison erleben. Während Vettel 2008 sechs Rennen vorzeitig beenden musste, fiel Verstappen in seiner Debütsaison weniger aufgrund seiner vier Ausfälle auf, sondern geriet viel mehr durch einige ungestüme Aktionen in den Fokus. Aktionen, die dem Niederländer acht Strafpunkte einbrachten - so viele, wie kein anderer Fahrer 2015 gesammelt hat.

Die ersten beiden Strafpunkte bekam Verstappen etwa nach seiner Kollision mit Romain Grosjean in Monaco, wo sich Verstappen später auch noch eine hitzige Diskussion mit Felipe Massa lieferte. "Ich würde alles wieder exakt so machen. Natürlich nicht das Manöver, aber die Reaktionen und Aussagen danach", sagt Verstappen zu Motorsport-Magazin.com.

In Monaco führt eine ungestümtes Überholmanöver zum Aus für Verstappen, Foto: Sutton
In Monaco führt eine ungestümtes Überholmanöver zum Aus für Verstappen, Foto: Sutton

Das Ergebnis

Vettel beendete seine erste volle Saison bei Toro Rosso auf dem achten Platz der Fahrerwertung. Damit lag er weit vor seinem Teamkollegen Sebastien Bourdais aber auch vor den Red-Bull-Piloten Mark Webber und David Coulthard. Mit der Saison 2009 wurde Vettel befördert und erhielt ein Stammcockpit bei Red Bull an der Seite von Mark Webber.

Max Verstappen beendete seine erste Saison mit 49 Punkten auf Rang zwölf. Der Niederländer wurde Mitte der Saison öffentlich als einer der Nachfolger auf Kimi Räikkönen bei Ferrari gehandelt, doch mehr als Gerüchte gab es um diesen Aufstieg nicht. Verstappen wird auch 2016 bei Toro Rosso um Punkte kämpfen.