Sergio Marchionne ist erleichtert. Bislang hat der Präsident des Fiat-Konzerns noch keinen heißen Samba aufs Parkett gelegt. Dabei wäre die Zeit längst reif. "Zu Beginn der Saison haben wir gesagt, dass Arrivabene und ich Samba tanzen werden, sollten wir drei Rennen gewinnen", sagte Marchionne am Rande einer Versammlung der Anteilseigener Fiats in Amsterdam.

Die Bedingungen für ein Tänzchen hat die Scuderia 2015 immerhin mehr als erfüllt. Sebastian Vettel schnappte sich drei Siege, noch dazu sammelten er und Teamkollege Kimi Räikkönen eine beträchtliche Zahl an Podestplatzierungen. Der Lohn: Platz zwei in der Konstrukteursweltmeisterschaft.

Marchionne lobt Ferrari für herausragende Leistung

"Die Resultate waren herausragend. 17 Podien sind eine Bestätigung dafür, dass wir ein großartiges Team haben, das in der Lage ist, herausragende Dinge zu tun. Vettel hat eine großartige Saison hingelegt und er ist ein großartiger Kerl, ein großer Fahrer, der sich gut ins Team integriert hat", lobte Marchionne.

Für den Italo-Kanadier war es die erste komplette Saison als Ferrari-Präsident nach dem Abschied seines Vorgängers Luca di Montezemolo 2014. "Jetzt blicken wir auf 2016. Wir haben bestätigt, dass wir ein großartiges Team haben, indem wir sehr, sehr nah an Mercedes heran gekommen sind. Aber technisch sind wir ihnen noch unterlegen", sagte Marchionne.

Laut Fiat-Chef Sergio Marchionne ist Ferrari technisch noch nicht auf Augenhöhe mit Mercedes, Foto: Sutton
Laut Fiat-Chef Sergio Marchionne ist Ferrari technisch noch nicht auf Augenhöhe mit Mercedes, Foto: Sutton

Nach 46 Jahren unter Fiat-Dach wird Ferrari wird selbstständig

Im kommenden Jahr gilt es also, diese letzte Lücke zu schließen, will man eine Wachablösung an der Spitze der Formel 1. Für das Unternehmen Ferrari kommt es 2016 unterdessen ohnehin zu einer einschneidenden Veränderung. Nach mehr als 40 Jahren unter dem Dach des Fiat-Konzerns wird Ferrari wieder selbstständig. Bei dem genannten Aktionärstreffen in Amsterdam beschlossen die Anteilseigner mit überwältigender Mehrheit die Abspaltung des Sportwagenherstellers von Fiat. "Heute ist der Beginn eines neuen Kapitels für Ferrari, der faszinierende neue Perspektiven eröffnet", sagte Marchionne.

Künftig soll Ferrari von der Exor SpA kontrolliert werden, hinter der die Agnelli-Familie und Piero Ferrari stehen. Der Sohn von Firmengründer Enzo Ferrari hält zehn Prozent der Anteile. Bereits im Oktober hatte Fiat bei einem Börsengang zehn Prozent der Aktien verkauft - mit einem Erlös von fast einer Milliarde US-Dollar. Seitdem ist der Kurs jedoch um 13 Prozent gefallen. Allerdings werde sich der wahre Wert Ferraris erst nach der völligen Trennung zeigen, versicherte Marchionne. Noch dazu könne die Luxusschmiede durch die neue Eigenständigkeit ihre Potentiale viel besser ausschöpfen als ohnehin schon.

Diese soll nun im Januar 2016 stehen, wenn Ferrari die übrigen 80 Prozent der Anteile an die Aktionäre verschenkt - ein 2,5 Milliarden Euro teures Spiel. Die Überweisung benötigt Fiat-Chrysler, um das von Marchionne geplante 48 Milliarden Euro schwere Investitionspaket zu stemmen und Schulden abzubauen. Zuletzt hatte Luca di Montezemolo Ferrari als Fiats Cash-Maschine bezeichnet. Wie sich nun zeigt ein treffender Begriff.