Der letzte Vorhang ist gefallen: Mit dem Großen Preis von Abu Dhabi ging für Ferrari eine erfolgreiche Saison zu Ende. Zwar konnte Konkurrent Mercedes - wie im vergangenen Jahr - sowohl die Einzel- als auch die Konstrukteursmeisterschaft für sich entscheiden, dennoch schloss die Scuderia 2015 mit einem Lächeln ab.

Drei Siege - das war das große Ziel von Teamchef Maurizio Arrivabene, und dieses Soll wurde erfüllt. Ein Vorhaben, welches den Roten vor Saisonbeginn noch kaum jemand zugetraut hätte. Zu schlecht war 2014 für Ferrari gelaufen. Doch mit einer kompletten Umstrukturierung des Teams und Neuzugang Sebastian Vettel war die Hoffnung auf ein erfolgreicheres 2015 groß.

Arrivabene feierte in Singapur mi Räikkönen und Vettel über Sieg Nummer drei, Foto: Sutton
Arrivabene feierte in Singapur mi Räikkönen und Vettel über Sieg Nummer drei, Foto: Sutton

Das Highlight: Drei Siege

Teamwork, Fleiß und Emotion gepaart mit Vettels Ehrgeiz und Kimi Räikkönens Coolness - das waren die Zutaten für die Saison 2015 - geleitet unter den Argusaugen von Teamchef Arrivabene: "Zu Beginn des Jahres haben wir ein Ziel festgelegt, und dieses war, vor Mercedes zu fahren", blickt der 58-Jährige nach dem Finale auf seinen Saisonplan zurück.

Ein Vorhaben, welches die Roten letztendlich drei Mal in die Tat umsetzten: Ferrari-Debütant Vettel jubelte in Malaysia, in Ungarn und auch in Singapur vom Siegerpodest, fuhr zudem noch zehn weitere Mal in die Top-3. "Mein Highlight war der erste Sieg", zieht Vettel beim letzten Rennen sein persönliches Resümee. "In Malaysia ganz oben zu stehen und die deutsche und italienische Hymne zu hören - das war ein Moment, den ich ganz sicher nicht vergessen werde - auch wenn ich schon oft auf dem Podium stand."

Drei weitere Male glänzte auch der Iceman vom Podest - in Bahrain, Singapur und Abu Dhabi fuhr Räikkönen in die Top-3, ein Sieg blieb dem Finnen jedoch in dieser Saison verwehrt. "Das Jahr war besser als 2014, aber noch weit weg von dem, wie es sein sollte", lautet deshalb seine Bilanz. "Aber so ist das Leben - nächstes Jahr versuchen wir es wieder."

In Malaysia jubelte Arrivabene mit Vettel über dessen ersten Sieg in Rot, Foto: Sutton
In Malaysia jubelte Arrivabene mit Vettel über dessen ersten Sieg in Rot, Foto: Sutton

Der Tiefpunkt: Ferrari-Doppelausfall in Mexiko

Mit Platz drei und vier im WM-Ranking kann Ferrari deshalb zufrieden in die Winterpause gehen. Auch wenn man sich bei der Scuderia bewusst ist, dass für die kommende Saison viel Arbeit bevorsteht. Denn so sehr man in Maranello die Erfolge auch gefeiert hat, umso mehr ärgerte man sich über manche Tiefpunkte in diesem Jahr.

Unvergessen bleibt dabei Vettels Reifenplatzer in Belgien: Der Ferrari-Pilot war auf Podiumskurs, als in der vorletzten Runde sein rechter Hinterreifen platzte. Ein zorniger Vettel musste seinen ersten Saisonausfall hinnehmen. Aber auch Räikkönen denkt nicht gerne an den Sommer zurück. Seine Vertragsverlängerung zog sich über mehrere Wochen hin - was die Performance des Finnen deutlich beeinflusste.

Den Tiefpunkt erreichte die Scuderia schließlich drei Rennen vor Schluss: "Mexiko war mit Sicherheit kein Highlight", spricht Vettel den größten Ausrutscher der Roten an. Während der Deutsche nach einer Startkollision mit Daniel Ricciardo und einem Dreher letztlich noch in die Begrenzung crashte, kollidierte Räikkönen in diesem Lauf mit Valtteri Bottas. Beide Ferrari-Piloten sahen daraufhin in Mexiko keine Zielflagge - und begründeten damit den ersten Ferrari-Doppelausfall seit neun Jahren.

"Wir sind natürlich noch nicht zufrieden, wenn ich fünf Rennen nicht beende", blickt der Finne in Abu Dhabi auf seine Saisontiefpunkte zurück. "Also müssen wir uns verbessern." Dem stimmt auch der Teamchef zu: "Man gibt immer sein Bestes, aber manchmal erreicht man dieses Ziel nicht."

Das Ziel: Weltmeister 2016

Zufrieden zeigt man sich in Maranello deshalb erst, sobald die Scuderia wieder ganz oben steht. "Wenn man die Meisterschaft nicht gewinnt, kann man auch nicht sagen, dass man seine Mission erfüllt hat", erklärt Arrivabene das große Ziel für 2016. "Wir sind dieses Jahr besser geworden und näher heran gekommen, aber wir sind nicht nah genug. Wir sind nicht die Favoriten, das wollen wir ändern", stimmt Vettel zu.

Der letzte Titel liegt zudem bereits acht Jahre zurück. 2007 jubelte Räikkönen als letzter Weltmeister der Scuderia. Viel zu lange, wenn es nach Arrivabene geht, der Teamchef will die Krone endlich wieder zurück nach Maranello holen. "Dazu müssen wir an der Performance des Autos arbeiten, am Motor, dem Chassis und der Aerodynamik", zählt er die Aufgaben über den Winter auf. "Wenn man die perfekte Situation haben will, muss man jedes Detail verbessern."

Doch den großen Konkurrenten Mercedes dürfe man nicht außer Acht lassen, warnt Vettel: "Ich denke, dass sie sich ebenfalls steigern werden. Also können wir nicht sagen, dass wir den jetzigen Rückstand aufholen müssen, sondern wir müssen eine Schippe drauf packen. Wer sie schlagen will, muss größere Schritte gehen."

"Wir werden als Team zusammenarbeiten, wir können uns auf einander verlassen", zählt Arrivabene abschließend jedoch die größte Stärke seiner Mannschaft auf. "Wenn man diesen Job macht, braucht man Leidenschaft - und die haben wir alle." Ein Zusammenhalt, der Ferrari wieder auf den Motorsportolymp befördern soll. Für Räikkönen eine klare Sache, dass Ferrari dieses Ziel bald erreichen wird: "Ich bin sicher, dass wir das können."