Die Formel 1 kämpft. Rückläufige Zuschauerzahlen vor Ort und am TV, fehlendes Interesse der Jungend und Krisensitzungen. Ein Problem, auf das Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzender Niki Lauda immer wieder hingewiesen hat, die Lösungsansätze verliefen aber im Sand. Für den Österreicher sind Absagen wie des Rennens in Deutschland oder die stetig sinkende Begeisterung für die Königsklasse ein Warnsignal.

"Wir müssen wesentlich mehr tun, um die Formel 1 den Menschen näherzubringen", erklärte Lauda in einem Interview während des SPONSORs Motorsport Summit. Für ihn essentiell: Die Fahrer müssen wieder zu eigenständigen und selbst handelnden Persönlichkeiten werden. "Sie müssen ihre Autos selbst fahren und nicht von der Box eingesagt bekommen, wie heiß die Bremsen oder Reifen sind."

Lauda ist fest überzeugt, dass die Fahrer wieder selbst Lösungen für ihre Probleme auf der Strecke finden sollen und sich somit auch die Spreu vom Weizen trennt. "Je mehr sie selbst lösen und spüren müssen, wie hoch die Reifentemperatur hinten links ist, desto mehr Unterschiede zwischen guten und schlechten Fahrern wird es geben." Die ersten Maßnahmen in diese Richtung wurden bereits durch das Verbot von Performance-Funksprüchen ergriffen und weitere sollen folgen. Für Lauda ein absolut wichtiger Schritt.

Attraktivere Rennen

Niki Lauda hofft auf mehr Begeisterung weltweit, Foto: Sutton
Niki Lauda hofft auf mehr Begeisterung weltweit, Foto: Sutton

Erst kürzlich gab der Mexiko GP einen Einblick in fast vergessene Welten. 135.000 Fans alleine am Rennsonntag, die ihren Helden zujubelten und jede Aktion frenetisch feierten. In Deutschland hingegen ein um 180 Grad gedrehtes Bild. "Hockenheim wurde abgesagt, weil es sich nicht gerechnet hat", erinnerte Lauda an das geringe zu erwartende Zuschauerinteresse und die Querelen rund um den Deutschland GP 2015. Genau an diesem Punkt muss seiner Meinung nach in Zukunft angesetzt werden. "Es muss überlegt werden, wie abgebrühte, weniger emotionale Menschen auf Trab gebracht werden können."

Schließlich sind genug Beispiele wie die Rennen in Mexiko oder Silverstone vorhanden, zu denen die Fans strömen, weil die Formel 1 noch attraktiv genug für sie ist. "Wo sie nicht mehr genug attraktiv ist, muss überlegt werden, wie diesen Grands Prix geholfen werden kann, um mehr Attraktion am Wochenende für die Zuschauer rundherum zu bieten, damit sie wieder kommen - schließlich kosten die Tickets recht viel Geld", erinnerte Lauda. In der Verantwortung sieht der Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzende aber nicht die Königsklasse selbst, sondern die einzelnen Veranstalter. Sie sind - wie in Mexiko gesehen - für eine perfekte Show rund um das Rennen verantwortlich.

Klar ist für ihn aber eines: "Grundsätzlich brauchen wir unbedingt einen Deutschland Grand Prix, das müssen wir nicht diskutieren. Das sind die alteingesessenen Rennen wie in Monza, Silverstone, Spa, Hockenheim oder auf dem Nürburgring und das muss wieder in die Reihe kommen", machte er keine Umschweife. Entsprechend hoch ist die Hoffnung des Österreichers, dass nach dem gesicherten Rennen 2016 auf dem Hockenheimring auch der Nürburgring 2017 wieder einen Grand Prix austrägt.

Ideen zur Verbesserung

Social Media und das Internet wird immer wichtiger für die Formel 1, Foto: adrivo Sportpresse
Social Media und das Internet wird immer wichtiger für die Formel 1, Foto: adrivo Sportpresse

Für Lauda hat die Formel 1 auch im Bereich Social Media gewaltigen Nachholbedarf. Seiner Meinung nach ist Formel-1-Boss Bernie Ecclestone in dieser Richtung aber bereits sehr intensiv tätig und sucht nach Optimierungsmöglichkeiten. "Wenn die Sonne scheint und man am See sein will, muss es trotzdem die Möglichkeit geben, den Grand Prix live mitzuverfolgen. Das muss erreicht werden, denn es ist überall Gang und Gebe, da hinkt die Formel 1 noch ein bisschen hinterher", machte der Österreicher deutlich, sah aber auch schon klare Verbesserungen und rechnet 2016 mit einer weiteren Steigerung.

Wenig begeistert zeigte er sich hingegen von der Idee, durch die Wiedereinführung von Tankstopps die Rennen spannender zu gestalten. "Das ist meiner Meinung nach vollkommen sinnlos, denn es gibt zwischen einem und vier Reifenwechseln in jedem Rennen und mehr kann man nicht erreichen", verdeutlichte er. "Warum dann noch Tankstopps dazukommen sollen, kann ich nicht verstehen und das wird vermutlich auch nicht kommen...oder ich bin sicher, dass es nicht kommen wird."