Der Große Preis von Abu Dhabi endete wie die Rennen zuvor in Mexiko und Brasilien mit einem Mercedes-Doppelsieg in der Reihenfolge Nico Rosberg vor Lewis Hamilton. Der Deutsche machte damit den von ihm ausgerufenen Gewinn der Mini-WM perfekt und verabschiedete sich mit viel Rückenwind in die Winterpause. Anders als in den beiden vergangenen Rennen setzte Mercedes allerdings nicht auf zwei völlig idente Strategien, sondern gab seinen Piloten etwas mehr Freiraum. Motorsport-Magazin.com analysiert den letzten Saisonlauf.

Dass Rosberg seine Schwäche am Start mittlerweile abgelegt hat, wurde auch in Abu Dhabi offensichtlich. Der Deutsche verteidigte seine Pole Position und bot Hamilton gar nicht erst die Chance, einen Angriffsversuch zu wagen. "Es ist immer eng im Rennen und fast die ganze Miete", ist sich Rosberg bewusst, wie wichtig eine gute Reaktionszeit nach dem Erlöschen der Ampeln ist.

Rosberg erwischte wieder einen guten Start, Foto: Sutton
Rosberg erwischte wieder einen guten Start, Foto: Sutton

In weiterer Folge zog der Deutsche im ersten Stint davon und nahm Hamilton knapp fünf Sekunden ab, ehe es in den Runden zehn und elf zur ersten Serie der Boxenstopps kam. Danach war Rosbergs Vorsprung, der zuerst auf die weichen Reifen gewechselt hatte, sogar noch größer und betrug mehr als sechs Sekunden.

Dabei handelte es sich jedoch um eine Momentaufnahme, denn Hamilton gelang es sukzessive Zeit gutzumachen und kam im zweiten Stint bis auf 1,3 Sekunden an seinen Teamkollegen heran. Geschuldet war dies dem Graining, das Rosberg an der Vorderachse verspürte. "Mit den Reifen war es kompliziert und auch außergewöhnlich, weil wir nicht oft vorne Graining haben, normal sind es immer die Hinterreifen, die abbauen", schilderte er.

Hamilton stoppt später, verliert aber trotzdem

Bevor Hamilton den Abstand unter eine Sekunde drücken und damit DRS verwenden konnte, steuerte Rosberg in Runde 31 zum zweiten Mal die Boxen an. Diesmal zog Hamilton allerdings nicht einen Umlauf später nach, sondern blieb zunächst auf der Strecke. Im Gegensatz zu den letzten Rennen gestattete Mercedes seinen Piloten unterschiedliche Strategien und reagierte damit auf die aufgekommene Kritik.

"Diesmal gab es zwei Strategien, die hätten funktionieren können. Wir haben es den Ingenieuren überlassen, für welche sie sich entscheiden", erläuterte Motorsportchef Toto Wolff. Hamilton kam schließlich in Runde 41 zum Wechsel und hatte die freie Wahl, welche Reifenmischung er verwenden möchte. Letztlich blieb man bei Mercedes konservativ und griff erneut zu den weichen Pneus. Angesichts des Zeitpunkts des Stopps die risikolose Variante, da noch 14 Runden auf dem Programm standen, die die fragilen superweichen Pneus womöglich nicht durchgehalten hätten.

Hamilton kam mit 12,5 Sekunden Rückstand zurück auf die Strecke und hätte Rosberg somit rund eine Sekunde pro Umlauf abnehmen müssen, um eine Chance auf den Sieg zu haben. Anfänglich gelang es dem Briten tatsächlich, mit großen Schritten näher zu kommen, als seine Reifen jedoch abbauten, pendelte sich der Abstand bei etwa sieben Sekunden ein und wuchs zum Rennende hin sogar wieder an.

Hamiltons ursprünglicher Wunsch war es, den Grand Prix ohne zweiten Stopp zu beenden, was nach einer Diskussion mit dem Kommandostand allerdings keine Option darstellte - Rosberg hätte ihn problemlos auf der Strecke geschnappt, denn der Rückstand des Deutschen auf frischeren Reifen betrug bereits unter zehn Sekunden.

Schlussendlich wählte Mercedes dann die Sicherheitsvariante, um den Doppelsieg nicht zu gefährden. "Wenn er den Reifen länger am Leben hätte halten können, wäre ein letzter Stint auf den Options möglich gewesen. Das wäre seine Chance auf den Sieg", sagte Wolff gegenüber Motorsport-Magazin.com hinsichtlich Hamiltons gescheiterten Ambitionen. "Aber der Reifen hat nicht gehalten. Dadurch gingen wir in die wohl drittbeste Option, aber das war offensichtlich nicht optimal."

Mercedes feierte den zwölften Doppelsieg - Rekord, Foto: Mercedes-Benz
Mercedes feierte den zwölften Doppelsieg - Rekord, Foto: Mercedes-Benz

Ferrari patzt bei Räikkönen

Dafür, dass Rennen an der Spitze nicht wirklich spannend war, zeichnete auch Ferrari verantwortlich. Nachdem die Scuderia im Qualifying bereits bei Sebastian Vettel gepatzt hatte, der in Q1 ausschied und damit alle Chancen auf den Sieg verwirkte, gab es auch bei Kimi Räikkönen ein folgenschweres Malheur.

Räikkönen verlor viel Zeit an der Box, Foto: Sutton
Räikkönen verlor viel Zeit an der Box, Foto: Sutton

Ferrari schlampte beim zweiten Reifenwechsel, sodass Räikkönen eine Standzeit von 6,6 Sekunden verbuchte - das Dreifache dessen, was im Idealfall für das Aufziehen frischer Pneus veranschlagt wird. Als Konsequenz des langsamen Boxenstopps fiel Räikkönen hinter seinen Teamkollegen Vettel zurück, der auf einer anderen Strategie unterwegs war und ihn zwar vorbeiließ, dennoch war ein weiterer Zeitverlust unvermeidlich.

Ohne den Patzer wäre es Räikkönen womöglich gelungen, nach Hamiltons zweitem Stopp vor dem Briten zu bleiben. Der Vorsprung des Weltmeisters auf Räikkönen betrug nach seinem zweiten Wechsel 5,7 Sekunden und lag damit in jener Größenordnung, um die der Finne bei einem normal absolvierten Stopp in Summe schneller gewesen wäre.

Zwar muss bezweifelt werden, ob Räikkönen Hamilton hätte halten können, schließlich hatte der Mercedes-Pilot deutlich frischere Reifen am Wagen, um ein rares Spannungsmoment wurden die Zuschauer an der Strecke und vor den TV-Schirmen dennoch gebracht.