Zum Saisonfinale gab es die dritte Niederlage in Folge für den Weltmeister: Lewis Hamilton musste sich beim Rennen in Abu Dhabi erneut mit Platz zwei hinter Nico Rosberg zufrieden geben. Wie schon bei den vorherigen beiden Rennen in Mexiko und Brasilien feierten die Silberpfeile einen Doppelsieg. Rosbergs Hattrick war nie in ernster Gefahr, doch rund um Hamilton gab es erneut Diskussionen bezüglich der Strategie.

Zuletzt hatte sich der Brite über vorbestimmte Rennstrategien geärgert - diesmal lief es anders. Hamilton fuhr einen anderen Plan als Rosberg, um eine bessere Chance auf den Sieg zu haben. Wie konnte es jetzt dazu kommen? "Alle haben uns kritisiert, dass wir zu viel im Hintergrund kritisieren", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Diesmal gab es zwei Strategien, die hätten funktionieren können. Wir haben es den Ingenieuren überlassen, für welche sie sich entscheiden."

Erst nach Rennende kam Hamilton an Rosberg vorbei, Foto: Sutton
Erst nach Rennende kam Hamilton an Rosberg vorbei, Foto: Sutton

Freiheit für Hamilton

Während Rosberg die Strategie an der Spitze klar mit zwei Stopps vorgab, hatte Hamilton eine Ein-Stopp-Strategie im Sinn. Rosberg kam in den Runden 10 und 31 an die Box - Hamilton folgte zunächst in der 11. Runde, blieb bis zum zweiten Reifenwechsel aber bis Runde 41 draußen. Also 10 Umläufe länger, anstatt erneut unmittelbar auf Rosberg zu folgen. Mercedes ließ der Hamilton-Seite also in der Tat einige Freiheiten.

Hamilton entschied sich beim letzten Stopp allerdings nicht für die superweichen, sondern für die weichen - und etwas langsameren Reifen. Damit konnte er Rosberg nicht mehr entscheidend in Bedrängnis bringen. "Ich glaube, sie waren etwas besorgt, dass der Superweiche nicht bis zum Ende des Rennens hält", vermutete Wolff. "Wir haben im ersten Stint gesehen, dass der Reifen nur rund sieben Runden mit vollem Tank gehalten hat. Am Ende wären 15 Runden zu fahren gewesen.

In Abu Dhabi bekam Hamilton mehr Freiheiten bei der Taktik, Foto: Sutton
In Abu Dhabi bekam Hamilton mehr Freiheiten bei der Taktik, Foto: Sutton

Wolff: War nicht optimal

Mit einem Wechsel auf die weichere Variante hätte Hamilton vermutlich riskiert, den Doppelsieg zu gefährden. Ein absolutes No-Go bei Mercedes. Im Gesamtbild wirkte Hamiltons Strategie alles andere als rund. "Wenn er den Reifen länger am Leben hätte halten können, wäre ein letzter Stint auf den Options möglich gewesen. Das wäre seine Chance auf den Sieg", sagte Wolff gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Aber der Reifen hat nicht gehalten. Dadurch gingen wir in die wohl drittbeste Option, aber das war offensichtlich nicht optimal."

Dritte Niederlage in Folge gegen Rennsieger Nico Rosberg, Foto: Sutton
Dritte Niederlage in Folge gegen Rennsieger Nico Rosberg, Foto: Sutton

So lief Hamiltons Rennen

Schon zu Beginn lief es nicht optimal für den Weltmeister. Während der erneut von der Pole-Position gestartete Rosberg gut wegkam, musste Hamilton seinen zweiten Platz gegen die aggressiv von hinten attackierenden Kimi Räikkönen und Sergio Perez verteidigen, was ihm mit Mühe gelang. Schon bald lag der Brite 1,7 Sekunden hinter seinem Teamkollegen, der zu diesem Zeitpunkt deutlich schneller unterwegs war. "Ich habe alles versucht. Ich wollte die Lücke klein halten, aber die Vorderreifen waren schon bald am Ende und Nico konnte davonziehen", berichtete Hamilton. Nach elf Runden fuhr er schließlich erstmals an die Box. Ihm wurden Soft-Reifen aufgezogen.

In der Folge lag Hamilton sechs Sekunden hinter Rosberg und hatte zusätzlich noch den von hinten aufholenden Sebastian Vettel vor sich, der sich erst deutlich später neue Pneus holte. Den einen Deutschen konnte Hamilton in Runde 14 überholen, der andere lag auch noch nach der 18. mehr als sechs Sekunden vorn. Doch im Anschluss konnte er Boden auf den Führenden gutmachen. In der 26. Runde betrug der Rückstand nur noch 2,5 Sekunden.

Rosberg macht beim Start alles klar, Foto: Sutton
Rosberg macht beim Start alles klar, Foto: Sutton

Ob es geklappt hätte?

Hamilton witterte seine Chance, zumal Rosberg ein Reifenproblem zu haben schien. Bis auf wenig mehr als eine Sekunde konnte er herankommen. Dann jedoch fuhr sein Teamkollege an die Box, um sich frische Pneus zu holen. Hamilton übernahm so die Führung. Mercedes wählte für ihn eine andere Strategie und ließ ihn erst einmal mit den alten Reifen weiterfahren. Doch Rosberg machte mit seinen frischen Gummis mächtig Boden gut.

Als der Abstand noch vorne noch etwas mehr als zehn Sekunden betrug, wollte Hamilton nicht mehr an die Box kommen und mit dem aktuellen Material durchfahren. Doch der Kommandostand lehnte mit der Begründung ab, dass dies unmöglich funktionieren könne. Hamilton kam dann in der 41. Runde zum Stopp. "Meine Reifen waren noch gut. Ich dachte, es geht. Ich habe es für die falsche Entscheidung gehalten. Etwas in mir wünscht sich, ich hätte es probiert", sagte Hamilton kurz nach dem Rennen.