Der Winter kommt. Was in einem großen Fantasyzyklus als Drohgebärde dient, verkehrt sich für Ferrari in der Formel 1 ins Gegenteil. Die Scuderia setzt große Hoffnungen auf die kalte Jahreszeit, um die Lücke zu Mercedes endlich komplett zu schließen.

"In der Saison ist es generell nicht so einfach, riesen Schritte zu machen. Wenn man über den Winter dann die Möglichkeit hat, gröbere Dinge am Auto zu ändern, hat man vielleicht nochmal die Möglichkeit, einen größeren Schritt zu machen und mehr herauszuholen", sagt Sebastian Vettel in Abu Dhabi zu Motorsport-Magazin.com.

Sicher sei der Erfolg allerdings nicht. Vettel bleibt vorsichtig. "Das ist jetzt unsere Chance, aber die Chance haben die anderen auch. Wir versuchen den Trend weiter am Leben zu halten und größere Schritte zu machen als die anderen. Ich denke, dass sich Mercedes nächstes Jahr steigern wird. Also können wir nicht sagen, dass wir den jetzigen Rückstand aufholen müssen, sondern wir müssen eine Schippe drauf packen. Wer sie in Zukunft schlagen will, muss größere Schritte gehen. Wo uns das dann nächstes Jahr hinspült, werden wir spätestens in Melbourne sehen", sagt der Ferrari-Pilot.

Wegen des konstanten Regelwerks wird der neue Ferrari die Welt nicht neu erfinden, sagt Vettel, Foto: Ferrari
Wegen des konstanten Regelwerks wird der neue Ferrari die Welt nicht neu erfinden, sagt Vettel, Foto: Ferrari

Vettel: Neuer Ferrari wird nicht revolutionär

Eine Revolution könne Ferrari ohnehin nicht bewerkstelligen. "Sehr viele Dinge, die wir dieses Jahr gelernt haben, werden ins nächste Jahr mit einfließen. Aber es gibt keine dramatischen Änderungen in den Regeln. Deshalb glaube ich nicht, dass man es am Auto bei irgendjemandem sieht", erklärt Vettel auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Fakt sei jedenfalls, dass sich Ferrari noch deutlich steigern müsse, wolle man Mercedes 2016 regelmäßig ernsthaft herausfordern. "Das ist ganz klar. Wir wollen ja nach ganz vorne. Aber es bringt jetzt nichts, die Einzelheiten durchzugehen. Wir wissen, wo unsere Schwächen liegen", sagt Vettel.

"Wir probieren da viele Dinge aus. Es geht nicht nur um Pferdestärken, da gibt es auch andere Dinge was die Power Unit betrifft. Aber es sieht vielversprechend aus. Wir müssen aber das Auto erstmal auf die Strecke bringen und sehen, wo wir dann sind."

Das Ferrari-Team harmoniert 2015 wie lange nicht, Foto: Sutton
Das Ferrari-Team harmoniert 2015 wie lange nicht, Foto: Sutton

Aus der Schwäche eine Stärke geformt

Im vergangenen Winter zählte zu diesen Schwächen noch eine gewisse Hektik im Team. Die personellen und strukturellen Umbaumaßnahmen in Maranello forderten ihren Tribut, brachten Unruhe in die Saisonvorbereitung. Dennoch wurde 2015 ein Erfolgsjahr. Vettel zufolge eine 7 bis 9 auf einer Skala von 1 bis 10. "Die Saison hat alle Erwartungen übertroffen. Es war ein fantastisches Jahr", sagt er.

Entsprechend hat sich die Schwäche nun in eine Stärke verwandelt. "Die Atmosphäre ist sehr gut. Jeder ist gewillt, alles zu geben. Lange Stunden in der Fabrik sind an der Tagesordnung. Das gehört auch dazu. Wir haben ein großes Ziel und jeder ist bereit, alles dafür zu geben", berichtet Vettel vom neuen Teamspirit.

Einzig an die kommende Saison denkt der Mann aus Heppenheim allerdings nicht. "Es ist hier noch ein Rennen zu fahren. Wir versuchen unser Bestes zu geben, damit es ein phänomenales Wochenende wird", sagt Vettel. Die Chancen stünden so gut wie immer. "Wir haben gelernt, dass das Auto auf jeder Art Strecke funktioniert. Also sollten wir hier klarkommen. Wir pushen hart, um die Saison auf einem Hoch zu beenden."