Startaufstellung in der Formel 1: Stars, Sternchen, Glamour. Und In Brasilien? Grid Boys. Da waren sie wieder, die Jungs, die schon in Monaco für Entrüstung unter den Fahrern gesorgt hatten. Auch diesmal bekamen die Kerle ihr Fett weg. Allen voran Sebastian Vettel, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Traditionen anhand von Grid Girls zu proklamieren. Nicht wenige geben dem Ferrari-Star Unrecht. Seb im Pech: In Interlagos wurde ausgerechnet ihm ein Grid Boy zugelost.

Der Name des jungen Mannes lautet übrigens Guilherme, nachdem Vettels ‚Dave und George´ vor einigen Monaten in Monaco Schlagzeilen machten. Waren die Grid Boys in Brasilien ein geschickter Werbetrick von Bernie Ecclestone, um für einen Cafe zu trommeln? Gut möglich, Bernie selbst ist nämlich kein Fan der Grid Jungs - es sei denn, sie bringen Geld ein.

Sorry, Guilherme: Sebastian Vettel hätte lieber ein Grid Girl, Foto: Sutton
Sorry, Guilherme: Sebastian Vettel hätte lieber ein Grid Girl, Foto: Sutton

Bitte keine Grid Boys mehr

Man möchte fast hoffen, dass die Grid Boys nur ein kommerzieller Schachzug waren und keine ständige Instanz für die Zukunft. Denn das Echo aus dem Fahrerlager war eindeutig: Bitte keine Grid Boys mehr! "Fürchterlich", zauderte Niki Lauda. "Im Land der schönsten Frauen und des Karnevals will ich als Fahrer doch Samba tanzende Mädchen mit der Startnummer vor dem Auto sehen und keine Männerbeine!"

Das galt unter anderem auch für Jenson Button, der zwar vom Vorbau seines Grid Boy beeindruckt war - ihn zugegebenermaßen aber doch lieber an einer attraktiven Dame bewundert hätte. Eine eindeutige Meinung hatte nicht nur der etwas ältere Button - sondern auch der jüngste Mann im Feld, Max Verstappen: "Ich denke, sie sollten es wie bisher machen mit lustigen, glücklichen Mädels."

Max Verstappen im Glück: Er erwischte ein Grid Girl in der Verlosung, Foto: Sutton
Max Verstappen im Glück: Er erwischte ein Grid Girl in der Verlosung, Foto: Sutton

Falsches Frauenbild?

Am Ende lauten die Fragen doch: Wem ist damit geholfen, für eine Art Gleichberechtigung in der F1-Startaufstellung zu sorgen? Vermitteln Grid Girls wirklich ein falsches Frauenbild? Sind Grid Girls noch zeitgemäß, oder Reliquien alter Tage, in denen der Motorsport reiner Männersport war?

Die beste Antwort darauf kann wohl nur eine geben: eine Frau. Vorhang auf für Claire Williams, Chefin des Williams-Rennstalls. Sie sagte kürzlich: "Gridgirls haben einfach eine lange Tradition im Motorsport. Ich weiß nicht, ob es nötig ist, sie zu verbannen. Warum sollte das ein überholtes Frauenbild sein? Diese Frauen werden nicht gezwungen, das zu tun, oder?"

Jungs: Hier bitte hinten anstellen, Foto: Sutton
Jungs: Hier bitte hinten anstellen, Foto: Sutton

Vorbild: Katie Price

Unserem Kenntnisstand nach werden die Damen in der Tat nicht gezwungen, ein Schild in der Hand zu halten und nett zu lächeln. Ganz im Gegenteil: Der Job des Grid Girls in der Formel 1 ist äußerst begehrt und eine der lukrativsten Plattformen für weitere Aufträge in diesem Bereich, siehe Katie Price. Eine Branche, die seit Ewigkeiten den Frauen vorbehalten ist - bislang dürfte sich noch kein Mann beschwert haben, hier keine Jobchance zu bekommen...

Wollte doch jemand mit aller Macht Männer in der Startaufstellung der Formel 1 haben, wäre die Lösung so simpel wie schier unerreichbar: Jede Pilotin erhält aus Fairnessgründen einen Grid Boy. Fand auch Max Verstappen gut: "Zum Glück hatte ich ein hübsches Grid Girl, darüber war ich schon happy. Ich denke, sie sollten nur einen Grid Boy haben, wenn eine Frau im Rennauto sitzt." Das kennt man bereits aus der Formel 3 mit Tatiana Calderon oder auch aus der Moto3-Motorradweltmeisterschaft.

Allein, es fehlen die Frauen in der Formel 1. Zuletzt hatte mit Susie Wolff die letzte verbliebene Kandidatin aufgegeben. Die Schottin will sich in Zukunft jedoch verstärkt dafür einsetzen, dass talentierte Mädels eine Chance bekommen.

"Es gibt fantastische Frauen, die sehr gute Arbeit im Fahrerlager leisten", sagte Wolff. "Das ist aber nicht so sichtbar im Vergleich zu dem, was auf der Strecke passiert. Und auf der Strecke gibt es leider nicht viele. Aber die nächste Generation wächst heran, und ich werde auf jeden Fall Zeit und Energie aufwenden, um ihnen zu helfen."

Die Mutter aller Grid Girls: Katie Price, Foto: Sutton
Die Mutter aller Grid Girls: Katie Price, Foto: Sutton
Katie Price im Jahr 2000 bei Jordan, Foto: Sutton
Katie Price im Jahr 2000 bei Jordan, Foto: Sutton
Eddie Jordan hatte schon immer einen ausgefallenen Geschmack, Foto: Sutton
Eddie Jordan hatte schon immer einen ausgefallenen Geschmack, Foto: Sutton

Rückblick: Grid Boys in der Formel 1

Grid Boys in der Formel 1 - das gab es schon einmal. 2009 beim Spanien Grand Prix staunte Timo Glock nicht schlecht, als plötzlich ein männlicher Kollege vor seinem Auto stand. Thomas, ein Fotomodel aus London, hielt damals Glocks Schild in die Höhe. Der frühere Toyota-Pilot wich damals aus: "Ein Mann? Das habe ich gar nicht gesehen. Wenigstens hat ein Mädel die Deutschlandfahne gehalten." Offener war damals David Coulthard: "Ich bin froh, dass ich meine Karriere schon beendet habe!"

Grid Boys in der Formel 1? Gab's 2009 schon mal, Foto: Sutton
Grid Boys in der Formel 1? Gab's 2009 schon mal, Foto: Sutton