Warum wurde Massa disqualifiziert?

Vor dem Start wurde an Felipe Massas rechten Hinterreifen eine Temperatur von 137 Grad festgestellt. Erlaubt sind jedoch maximal 110 Grad, womit Williams das Limit um 27 Grad überschritten hatte. Schon während des Rennens kündigten die Rennkommissare eine genaue Untersuchung der Vorkommnisse an. Nach dem Rennen wurde Massa, der zuvor auf Rang acht fuhr, schließlich disqualifiziert.

Wie in der Technischen Direktive TD/029-15 der FIA, die sich auf die maximale Temperatur sowie den minimal nötigen Druck der Reifen bezieht, festgehalten, wurden ausgewählte Autos nach dem Fünf-Minuten-Signal vor dem Start untersucht. "Das Team befolgte nicht die Vorgaben des Technischen und Sportlichen Reglements der FIA Formel 1, des FIA International Sporting Codes und die vorherigen Anweisungen des offiziellen Reifenlieferanten des Events", hieß es im Statement der FIA zur Disqualifikation. Williams erklärte nur kurze Zeit nach der Urteilsverkündung, gegen die Disqualifikation Berufung einlegen zu wollen.

Warum kam Hamilton nicht an Rosberg heran?

Mit einem souveränen Start verteidigte Polesetter Nico Rosberg gleich zu Beginn die Spitzposition gegenüber Lewis Hamilton und konnte bis zu seinen ersten Stopp auch einen guten Vorsprung herausfahren. Das änderte sich jedoch nach dem ersten Reifenwechsel: Hamilton kam mit frischen Medium-Pneus bald bis auf eine Sekunde auf seinen Teamkollegen ran. Im DRS-Fenster angekommen machte der Brite Rosberg auch schnell mächtig Druck von hinten. Runde für Runde setzte Hamilton zum Angriff an, kam jedoch nicht nah genug ran. Der Deutsche reagierte souverän mit einem fehlerfreien Umlauf nach dem nächsten und konnte mit damit seinen Konkurrenten schließlich in Runde 27 abhängen.

"Danach habe ich immer Gas gegeben sieben, acht Runden", erklärt der Brasilien-Sieger. "Damit ich einen sicheren Stopp machen kann und mit Spielraum rauskomme." Dieses Vorhaben ging letztendlich auch auf - sowohl nach dem zweiten, als auch nach dem dritten Reifenwechsel konnte Hamilton nicht mehr auf seinen Teamkollegen aufschließen und beendete damit das Rennen auf dem zweiten Platz. "Ich kam einfach nicht nah genug heran zum Überholen", zieht der Weltmeister Resümee. "Es war ein schmaler Grat, es ging nur um wenige Zehntel - das ist schade."

Warum teilt Mercedes die Strategien der Fahrer nicht?

Nachdem Lewis Hamilton nicht an Nico Rosberg vorbei kam, bat der Brite während des Rennens nach einer anderen Boxenstopp-Strategie als sein Teamkollege, um möglicherweise eine bessere Chance auf den Sieg zu haben. "Ich bin hier um Rennen zu fahren", sagte Hamilton. "Und wenn du die gleiche Strategie hast, ist es ab dem Beginn festgelegt." Der Kommandostand ließ den Weltmeister jedoch abblitzen und setzte lieber beide Piloten auf dieselbe Dreistopp-Taktik.

Der spätere Rennsieger Rosberg verstand die Reaktion der Teamleitung sofort und erklärte nach dem Rennen: "Es wäre nicht fair, wenn der dahinter Fahrende auf eine andere Strategie wechselt und sich dann herausstellt, dass sie viel besser ist." Mercedes handhabt den Kampf zwischen den Teamkollegen seit langer Zeit so, dass der Führende, in diesem Fall Rosberg, die Taktik vorgibt und der Teamkollege sich dieser anpasst.

Der Hauptgrund war diesmal wohl aber vor allem Ferrari: Das Team war besorgt, dass Sebastian Vettel den Briten im letzten Stint noch einholen könnte. Eine Zeit lang hatte es danach ausgesehen, als ob die Scuderia es mit zwei Stopps versucht. Schließlich entschieden sich die Italiener für einen dritten Reifenwechsel. "Die einzige Möglichkeit war, auf drei Stopps umzustellen. Das war insgesamt zehn Sekunden langsamer und hätte seinen zweiten Platz im Kampf gegen Vettel in Gefahr gebracht. Dann wendete sich das Blatt jedoch zu unseren Gunsten, als Vettel auf eine Drei-Stopp-Strategie wechselte. Dies ermöglichte es uns, das gleiche zu tun und jede Gefahr von hinten bis zum Ende des Rennens zu kontrollieren", erklärte Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff.

Obwohl Hamilton protestierte, musste er sich der Strategieentscheidung des Kommandostandes beugen, Foto: Sutton
Obwohl Hamilton protestierte, musste er sich der Strategieentscheidung des Kommandostandes beugen, Foto: Sutton

Was brachte Vettel der Stint auf den Option-Reifen?

Die meisten Piloten setzten auf eine Zwei-Stopp-Strategie. Nicht so das Spitzen-Trio. Sebastian Vettel wählte beim zweiten Stopp die weichen Option-Reifen und kam danach noch ein drittes Mal zum Wechsel, was Mercedes zwang, ebenfalls auf drei Stopps umzuschwenken. Auswirkungen auf das Rennen hatte diese Maßnahme allerdings nicht wirklich. "Wir haben versucht, mit der Strategie zu spielen und sind zwischendurch auf den weichen Reifen gegangen, um vielleicht Druck auszuüben. Aber ich hatte viel Verkehr und konnte ihn nicht nutzen", schilderte Vettel.

Da der Ferrari-Pilot jedoch nicht unter Druck stand - von Teamkollege Kimi Räikkönen, der weit hinter ihm lag, drohte trotz nur zwei Stopps keine Gefahr -, konnte er riskieren. "Wir haben in die Daten gesehen und sofort entschieden, auf drei Stopps zu gehen. Und das war eine gute Wahl", erklärte Maurizio Arrivabene, der Teamchef der Scuderia, auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Warum war Verstappen der heimliche Held des Rennens?

Als Thriller geht der Große Preis von Brasilien anno 2015 nicht in die Geschichtsbücher der Formel 1 ein. Die Positionen waren schnell bezogen, auch im Mittelfeld gab es kaum Überholmanöver. Mit einer Ausnahme: Max Verstappen. Der 18-Jährige arbeitet immer weiter an seinem Ruf als kompromissloser Zweikämpfer. Während andere überlegen, ob ein Überholmanöver überhaupt möglich ist, hat er es schon längst vollzogen. Bestes Beispiel sein Manöver gegen Sergio Perez. Im Senna-S ging er außen am Force-India-Piloten vorbei und nutzte dabei die komplette Breite der Fahrbahn. "Wenn man hinter einem Auto ist, muss man versuchen, außen vorbeizugehen. Dann hat man klare Luft und kann spät bremsen", erklärt der Niederländer.

Bei diesem Manöver dachte er gleich an eine ähnliche Aktion von Kimi Räikkönen gegen Michael Schumacher 2012. Der Ferrari-Pilot reagierte mit einem Lob. "Du versucht überall zu überholen, wo es möglich ist. Ich bin sicher, dass die meisten Überholmanöver und Kämpfe, die es heute gibt, schonmal so oder so ähnlich geschehen sind. Schön für ihn, dass er an den Leuten vorbeigekommen ist", sagte Räikkönen auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Perez war übrigens nicht Verstappens einziges "Opfer". Auch Romain Grosjean und Felipe Nasr überholte Verstappen auf die gleiche Art und Weise wie Perez. "Nasr hatte Probleme mit seinen Reifen, deshalb konnte ich ein wenig später bremsen als er. Trotzdem war es schwierig außen herum. Da muss man sehr vorsichtig sein", erläuterte Verstappen sein Manöver. Gegen Pastor Maldonado beließ er es bei einem simplen Vorbeiziehen auf der Innenlinie. Am Ende wurde der Immer-Noch-Rookie mit Rang neun und dem Titel des heimlichen Helden belohnt.

Verstappen bot in Brasilien eine starke Aufholjagd, Foto: Sutton
Verstappen bot in Brasilien eine starke Aufholjagd, Foto: Sutton

Wie gut war eine Zwei-Stopp-Strategie?

Als einziger Pilot der Spitzengruppe wechselte Kimi Räikkönen in Brasilien nur zwei Mal seine Reifen. Nico Rosberg, Lewis Hamilton und Sebastian Vettel legten hingegen drei Stopps ein. Ob deren drei einen Unterschied im Ergebnis für ihn gemacht hätten? "Nein", sagte Räikkönen nach dem Rennen. "Wir haben gemacht, was wir geplant hatten und ich glaube nicht, dass das Ergebnis anders ausgesehen hätte, wenn wir auf drei Stopps gewechselt wären", erklärte der Finne, der schließlich auf Platz vier gefahren ist.

Was passierte zwischen Maldonado und Ericsson?

Maldonado erwischte Ericsson in Runde 35, Foto: Sutton
Maldonado erwischte Ericsson in Runde 35, Foto: Sutton

Pastor Maldonado sorgte mal wieder für negative Schlagzeilen auf der Strecke. In Runde 35 wollte er am Ende der Start-Ziel-Geraden am vor ihm fahrenden Marcus Ericsson vorbeigehen, verschätzte sich aber völlig und kollidierte mit dem Sauber-Piloten. Ericsson hatte keine Chance und drehte sich. "Ich schaute am Ende der Geraden in meine Rückspiegel und sah, dass er zu weit weg war. Und als ich dann grade in der Kurve war, sah ich in meinem Spiegel plötzlich, dass er kam", schilderte Ericsson im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Ich habe versucht, ihm den nötigen Platz auf der Innenseite zu geben. Ich denke aber, er kam einfach zu schnell und konnte die Linie nicht halten, wodurch er mich dann am linken Hinterrad getroffen hat", erklärte er. Maldonado habe seinen Fehler später sogar zugegeben. Konsequenzen gab es dennoch: Die Rennkommissare belegten Maldonado mit einer Fünf-Sekunden-Strafe sowie einem Strafpunkt.

Was war bei Carlos Sainz los?

Einen gebrauchten wie kurzen Arbeitstag erlebte Carlos Sainz Jr. Der Toro-Rosso-Pilot schaffte es bereits nicht in die Startaufstellung, da sich sein Motor am Ende der Boxenausfahrt auf dem Weg zur Startaufstellung ausgeschaltet hatte. Zwar wurde er zurückgeschoben, doch konnte er nicht mehr rechtzeitig vor Schließen der Boxengasse rausfahren, wodurch er das Rennen aus der Box aufnehmen musste. Doch selbiges war schnell vorbei. "Sobald ich die Boxengasse verlassen hatte, hat der Motor erneut gestoppt. Es ist schade, denn ich habe mich sehr darauf gefreut, hier zu fahren", gab ein enttäuschter Sainz zu Protokoll.