Toto Wolff schießt verbal scharf gegen die gemeinsamen Pläne der FIA und Bernie Ecclestone für einen kostengünstigen Alternativmotor in der Formel 1. Erst am Freitag startete die FIA die Ausschreibung - obwohl die Idee bisher nicht einmal durch die F1-Kommission abgesegnet wurde. Interessierte Motorenfabrikanten können sich nun zum 23. dieses Monats mit einem Konzept bewerben.

Wolff vernichtet FIA-Idee des Budget-Motors

Während vor allem das Red-Bull-Lager der Lösung für 2017 entgegenfiebert, diese sogar als Bedingung für den eigenen Verbleib in der Königsklasse benannte, gibt es auch klare Gegner wie Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn. Völlig daneben, urteilt auch Toto Wolff. Das Konzept zweier parallel eingesetzter Motorentypen werde nie funktionieren, da es unmöglich sei, die Performance einander anzugleichen.

"Wir können es nicht aufhalten, denn die FIA will es so. Persönlich denke ich, dass viele von uns - und viele von euch (Journalisten) - die Meinung teilen, dass ein "Balance of Performance"-Motor in der Formel 1 nicht funktioniert. Es funktioniert nicht einmal in einer einzigen anderen Kategorie. Wir hören doch davon, wie es sich im GT-Sport verschlimmert. Es irritiert mich völlig, diese Ideen zu hören", sagt Wolff am späten Samstagabend in Brasilien.

Als würde man blind durch die Welt gehen

Dann legt der Teamchef richtig los. "Es scheint, als ob wir da komplett stur wären und die Augen davor verschließen würde, was in anderen Serien passiert und welche Probleme damit einhergehen, dass jemand einfach ein Kaninchenaus der Tasche zaubert und sagt 'Warum tun wir nicht das?'", poltert Wolff. "Aber ich bin nicht überrascht, um die Ecke herum von 'interessanten' Konzepten zu hören. Das geschieht regelmäßig", sagt Wolff.

Die Formel 1 müsse sich einmal entscheiden, welchen Weg sie einschlagen wolle. Sprich, ein aufwendig und teuer installiertes Konzept nicht einfach nach nur zwei Jahren hinterfragen. Dennoch sieht Wolff berechtigte Fragen in der Causa Motor. "Ich denke, es gibt ein paar legitime Gründe: Der Preis ist eine berechtigte Frage. Ist der Preis gut? Ist es niedrig genug für die kleinen Teams? Diese Frage kann aufgeworfen werden. Ist der Motor und sein Konzept richtig für die Formel 1? Das kann auch diskutiert werden", sagt Wolff.

GP2-Verhältnisse als Drohkulisse

"Aber es kommt mir so vor, als würden wir uns im Kreis bewegen. In bestimmten Phasen wollen wir relevant für die Straßenfertigung sein und auf dem Gipfel der Technologie, wollen Konstrukteure gewinnen. Aber sobald du die Konstrukteure einmal an Bord hast - wie wir es jetzt mit vier Konstrukteuren haben, die alle dieselbe Meinung teilen -, dann glaubst du plötzlich ''oh, eigentlich wollen wir keine Konstrukteure in diesem Sport, wir hätten es lieber wir in der GP2", kritisiert Wolff.

"Ich brauche nicht unbedingt Stabilität - aber warten wir mal ab, was am 24. passiert und welche 'innovativen' Konzepte sie zeigen", stichelt der Österreicher. "Wir vertreten auch nicht die Position, alles einfrieren zu wollen. Wir haben bereits einen Schritt in die richtige Richtung gemacht, indem wir die Regeln für nächstes Jahr etwas geöffnet haben. Also nehmen wir keine Hardliner-Position ein, die sagt, 'das sind die Regeln, nächstes Jahr ist der Motor eingefroren.'"

Dass bei dem ganzen Motoren-Thema immer wieder irgendwelche Mondpreise durch die Medien geistern, gefällt Wolff zwar nicht. "Aber das ist ein Teil der Politik. Man muss einfach akzeptieren, dass jeder da seine Agenda hat. Dass es auch ein Team gibt, das die Dominanz von Mercedes brechen will und deshalb neue Motorkonzepte will", sagt Wolff. Wer gemeint ist, bedarf keiner Erwähnung. Doch das sei nicht alles, wie Wolff rhetorisch brillant ausschmückt: "Und dann hast du Bernie, der es nicht mag, wenn die Konstrukteure Kunden beliefern und so einen gewissen Einfluss bekommen. Denn das verschiebt dann die Balance of Performance in der Formel 1."