Die Nachricht von den Anschlägen in Paris hat das Formel-1-Paddock geschockt und das sportliche Geschehen in den Hintergrund gerückt. Besonders betroffen zeigte sich der einzige französischsprachige Pilot im Feld, Romain Grosjean. "Ich habe keine Worte, um zu beschreiben, was in Paris passiert! Aber warum...?", lautete einer seiner Tweets. Grosjean wird das Rennwochenende in Brasilien mit der französischen Flagge auf dem linken Ärmel seines Rennanzugs bestreiten.

Grosjean retweete unter anderem auch den britischen Premierminister David Cameron sowie den offiziellen Twitterkanal des Weißen Hauses. Er und viele andere Fahrer nutzen ihre zahlreichen Fans in den sozialen Medien, um zu Gebeten aufzurufen oder den Hashtag #PorteOuverte zu verbreiten. Dieser wurde eingerichtet, um allen, die in Paris Schutz suchen, schnelle Hilfe zu gewähren. Auch der Hastag #PrayForParis macht unter den Fahrern der Königsklasse die Runde.

Mit Jean-Eric Vergne und Charles Pic äußerten sich zwei ehemalige französische Formel-1-Piloten zu den Ereignissen. Beide twitterten, dass sie für ihre Freunde in Paris beten. Ferrari teilte mit, dass das Team aus Respekt vor den Opfern auf Twitter nur die wichtigsten Informationen veröffentlichen wird. Auch vom offiziellen Twitteraccount der Formel 1 gab es eine Beileidsbekundung.

Todt verweist auf Verkehrsopfer

FIA-Präsident Jean Todt gab eine Erklärung ab und kündigte eine Schweigeminute für die Opfer an. Diese wird im Rahmen eines ohnehin geplanten Gedenkens an die zahlreichen Toten im Straßenverkehr stattfinden. "Jeden Tag sterben auf unseren Straßen 3.500 Menschen. Jeden Tag sterben 30 Mal so viele Menschen wie durch die Attentate in Paris", nutzte er das aktuelle Ereignis, um auf die Dimension des Problems hinzuweisen. "Wir hatten eine Schweigeminute beschlossen und natürlich können wir nicht ignorieren, was in Paris passiert ist."

Update: Die FIA hat in einer Mitteilung präzisiert, wie das Gedenken für die Opfer der Terroranschläge geplant ist. Bei der Fahrerparade werden alle Fahrer Trauerbinden tragen. Der Truck, mit dem sie um die Strecke gefahren werden, wird mit einer französischen Flagge und schwarzer Schleife geschmückt. Zudem wird die französische Flagge sowie das Datum der Anschläge im weltweit ausgestrahlten TV-Bild zu sehen sein. Die Gedenkminute vor dem Start hingegen soll allein den Verkehrstoten gewidmet sein.

Dass die FIA aufgrund der Tatsache, dass sich ihr Sitz in Paris befindet, etwas Außergewöhnliches tun sollte, sieht Todt nicht. "Es herrscht Fassungslosigkeit, Horror nach diesem Anschlag in Paris, aber das könnte überall auf der Welt passieren", betonte er. "Paris ist eine der größten Hauptstädte der Welt und es ist nicht angemessen, die FIA mit diesem tragischen Unfall in Verbindung zu bringen."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Todts Äußerungen und vor allem sein Bezug auf die Verkehrstoten sorgten bei Einigen für Unmut. Man kann dem FIA-Präsidenten mangelndes Feingefühl und Scheuklappen vorwerfen, die ihn nur die eigene Kampagne zum Thema Verkehrssicherheit als dringliches Problem erkennen lassen. Auf der anderen Seite trifft er jedoch auch einen Nerv. Es ist schwerlich von der Hand zu weisen, dass Opfer von Terroranschlägen in den Medien deutlich präsenter sind und mehr Empörung auslösen als Verkehrstote. Möglicherweise will Todt verhindern, dass das Thema Terror alles andere überlagert. Jedoch sollte er auch Verständnis dafür haben, dass es für manche Menschen derzeit andere Prioritäten gibt.

Statement von Lotus

Lotus fühlte sich dazu verpflichtet, ein Statement herauszugeben. "Das Lotus F1 Team möchte seine Trauer nach den tragischen Ereignissen am Freitag in Paris ausdrücken. Die Gedanken des Teams sind bei allen, die betroffen sind. Das Team wird den morgigen Brasilien Grand Prix mit dem Hashtag #PrayForParis auf den Autos von Romain Grosjean und Pastor Maldonado bestreiten."

McLaren-Renndirektor Eric Boullier erklärte, dass jeder Franzose Verwandte oder Bekannte in Paris habe und dass es daher sehr schockierend sei, diesen terroristischen Akt zu sehen. Seinen engsten Verwandten gehe es gut, er habe jedoch noch nicht alle erreicht. "Es ist mein Land, aber es ist ein Verbrechen gegen die gesamte Menschheit", sagte er. "Wir haben großartige Unterstützung durch die Formel-1-Gemeinschaft. Ich habe mit vielen Franzosen gesprochen, es ist eine sehr ängstliche Zeit." Für den Sport gab er jedoch die Losung aus: The show must go on.

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff sagte vor dem Qualifying in Sao Paulo: "Das zeigt, wie unwichtig der Sport wird, wenn sich solche Dramen abspielen. Wir sind es dem Publikum schuldig, eine gute Show abzuliefern und die Leute abzulenken."

Seine beiden Piloten, Lewis Hamilton und Nico Rosberg, drückten ebenfalls ihre Gefühle aus. "Während wir uns heute auf das Qualifying konzentriert haben, habe ich auch für all die Betroffenen in Paris gebetet. Meine Gedanken sind bei ihnen", sagte Hamilton. "Sicherlich macht das, was gestern passiert ist, alles andere relativ", meinte Rosberg. Durch die sozialen Medien fühle es sich so an, als sei man ganz nah dabei, obwohl man weit entfernt sei. "Das macht es noch intensiver und einfach nur sehr schockierend."

Sebastian Vettel erklärte, dass es für alle ein Schock war und es komisch gewesen sei, damit einzuschlafen. "Das Schlimme ist, dass man nicht wirklich etwas tun kann und in dem Moment hilflos ist." Teamkollege Kimi Räikkönen erfuhr erst am Samstagmorgen von den Vorfällen. "Es ist sehr traurig. Leider scheinen diese sonderbaren Dinge auf der Welt zu passieren."

Jenson Button betonte, dass die Anschläge jeden betreffen. "Es spielt keine Rolle, welches Land es ist, es betrifft uns alle. Mein Herz ist bei allen Betroffenen der Tragödie. Wir stehen allen Franzosen bei, in der Hoffnung, dass sie Frieden finden", sagte er. "Ich bin sicher, dass es ein schreckliches Gefühl für alle Betroffenen ist."

Buttons Teamkollege Fernando Alonso forderte Zusammenhalt und betonte, dass Sport die Menschen vereint. "Es ist definitiv schockierend, denn wir leben in einer Welt, die für keinen mehr sicher ist, auch nicht für unsere Liebsten, denn vielleicht sind sie unterwegs und es passiert etwas", sagte er. "Es besorgt mich, aber wir müssen nun zusammenstehen, jeden auf der Welt respektieren und hoffentlich können wir hier morgen einen guten Job machen, denn Sport vereint und das wollen wir zeigen."

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