Bereits am Donnerstag warnte Pirellis Mario Isola: "Bei unserer Streckeninspektion wurden richtige Löcher im Asphalt gesichtet. Die WEC hat hier den Asphalt kaputt gemacht." Mit dem hohen Gewicht der Fahrzeuge und dem hohen Anpressdruck sind die Prototypen der Langstreckenweltmeisterschaft eine große Belastung für die Strecke. Auch die MotoGP klagt regelmäßig über starke Bodenwellen in den Anbremszonen.

Doch in Brasilien löst sich der Asphalt regelrecht heraus. "Wir müssen regelrecht um diese Stellen herumfahren, damit man die Löcher nicht erwischt", meinte Nico Rosberg nach dem Training. Die Meinungen zwischen den Fahrern gehen allerdings auseinander. "Mir ist nicht aufgefallen, dass der Asphalt aufgebrochen wäre. Ich habe jedenfalls keine Löcher gesehen. Es gibt eine große Bodenwelle auf der Start- und Ziellinie, aber die ist immer dort", meinte im Gegensatz Romain Grosjean.

Im vergangenen Jahr wurde der Asphalt erneuert, Foto: Mercedes-Benz
Im vergangenen Jahr wurde der Asphalt erneuert, Foto: Mercedes-Benz

Keine Gefahr für die Reifen

Pastor Maldonado - wohlgemerkt im gleichen Auto wie Romain Grosjean unterwegs - sah es wieder ganz anders. "Man sieht es sehr deutlich. Der Asphalt geht runter. Besonders auf der Ideallinie. Der Teer geht runter und macht besonders auf den schnellen Passagen die Strecke etwas aggressiver." Nico Hülkenberg will seine Kollegen in der WEC nicht zu sehr unter Beschuss nehmen. "Der Asphalt war letztes Jahr aalglatt, doch nun ist er - auch durch die WEC - rauer geworden. Aber so schlimm ist es nicht", so Hülkenberg zu Motorsport-Magazin.com.

Pirelli aber bleibt ruhig, auch wenn der Einfluss der kleinen Löcher auf die Reifen noch ungewiss ist. "Wir analysieren das heute Nacht. Falls nötig, wenden wir uns an die FIA. Wir haben noch keine Details, aber eine mögliche Lösung hängt vom genauen Problem ab", so Motorsportchef Paul Hembery. Maldonado beruhigt zusätzlich: "Ich erwarte keine Gefahr für die Reifen."

Die Randsteine sorgen für Ärger in Interlagos, Foto: Ferrari
Die Randsteine sorgen für Ärger in Interlagos, Foto: Ferrari

Mikro und Makro

Der Asphalt veränderte sich aber nicht nur wegen der schweren WEC-Boliden. Im Gegensatz zum ersten Jahr ist die Strecke weniger ölig. Trotzdem schimpften einige Fahrer über den Grip, der sogar schlechter als 2014 gewesen sein soll. Asphaltspezialisten sprechen von sogenannter Mikro- und Makrorauheit.

Bei der Mikrorauheit geht es um die ganz kleinen Teile des Asphalts, die kleinen spitzen Steinchen. Je mehr Autos darüberfahren, desto runder werden die Kanten. Dadurch ist der Asphalt glatter. Die Makrorauheit nimmt dagegen zu, weil sich kleine Teile aus der Asphaltschicht lösen. Deshalb kann man nicht pauschal sagen, dass frischer Asphalt mit der Zeit schneller wird.

Dazu sind die Hinterreifen nicht mehr identisch zu jenen im Vorjahr. Pirelli hat die Konstruktion der hinteren Pneus geändert. Durch eine größere Auflagefläche bleibt die Temperatur konstanter und der Grip ist besser. 2014 waren vor allem die Hinterreifen das große Problem in Sao Paulo.

Pirelli erwartet wegen der neuen Hinterreifen hier Besserung. Die Balance der Boliden und der Reifenverschleiß erfüllten die Erwartungen nicht. Die genaue Analyse der Italiener zeigt hingegen Fortschritte. "Wir hatten hier im zweiten Freien Training kein Blistering und nur ganz leichtes Graining in FP1, fast keins mehr in FP2. Der Abbau sah sehr geradlinig aus", freute sich Hembery.

Trotz der Probleme droht wohl keine Gefahr für die Reifen, Foto: Ferrari
Trotz der Probleme droht wohl keine Gefahr für die Reifen, Foto: Ferrari

Kerbs machen Ärger

Während der neue Asphalt schon seit letztem Jahr liegt, wurden in diesem Jahr in zahlreichen Kurven neue Randsteine angebracht. Vor allem in Kurve acht sorgt das für viel Unmut bei den Fahrern. "Es ist sehr unterschiedlich zu vorher. Wir haben Kurve acht eigentlich immer ziemlich direkt genommen, das hat Spaß gemacht", meinte Grosjean. Auch Hülkenberg vermisst den Spaß: "Das ist ein Schritt zurück, finde ich. Sao Paulo und die Kerbs, das war irgendwie wie Arsch und Eimer. Man konnte die so schön fahren und jetzt... Vorher waren die flach und sind dann angestiegen und jetzt sind sie andersherum. Also mir haben die alten viel besser gefallen."

Das Problem: Die Kerbs sind zu extrem geraten. "Die Kerbs sind aus einem bestimmten Grund da. Man kann über sie fahren, aber es ist nicht gut, wenn man über dem Limit ist. Aber wenn man den Kerb noch nicht einmal berühren kann, ist das eine andere Geschichte ", schimpfte Sergio Perez bei Motorsport-Magazin.com. Neue Streckenrekorde werden deshalb wohl nicht fallen.