Wie so oft in dieser Saison dominierte Mercedes den Trainingsfreitag. In Brasilien markierte Lewis Hamilton in der ersten Session die Bestzeit, während Nico Rosberg den Spieß am Nachmittag umdrehte und den Platz an der Sonne behauptete. Die ersten Verfolger? Ziemlich weit weg. Sebastian Vettel als Dritter verlor im ersten Training sechs Zehntel, im zweiten war es gar knapp eine Sekunde. Stellt sich das Kräfteverhältnis im Rennen ähnlich dar, steuert Mercedes einem ungefährdeten Doppelsieg entgegen. Motorsport-Magazin.com nimmt die Longruns mit vollen Tanks unter die Lupe.

Rosberg gibt den Ton an

Ferrari blieb deutlich hinter Mercedes zurück, Foto: Sutton
Ferrari blieb deutlich hinter Mercedes zurück, Foto: Sutton

Pirelli liefert die Medium- und Soft-Reifen nach Interlagos. Auf der weicheren der beiden Mischungen bot sich ein eindeutiges Bild - Mercedes scheint nicht nur über eine Runde nahezu unantastbar. Nico Rosberg gelang es sogar, die Zeit knapp unter die Marke von 1:16 Minuten zu drücken, während für Sebastian Vettel 1:16.434 das Höchste der Gefühle waren. Noch ein gutes Stück langsamer war Daniel Ricciardo im Red Bull, der nicht unter 1:16.794 kam und sich hauptsächlich im Bereich mittlerer 1:17er-Zeiten bewegte.

Rosberg war damit aber nicht nur schneller als die Konkurrenz von Ferrari und Red Bull, sondern behielt auch im teaminternen Duell die Oberhand, denn Hamilton blieb mit einem Bestwert von 1:16.387 Minuten recht deutlich hinter der Performance seines Stallkollegen zurück. Allerdings nicht ohne Grund, wie Rosberg verriet. "Die Zeiten aus dem Nachmittagstraining zeigen nicht das reale Bild, da Lewis mit anderen Motoreinstellungen gefahren ist als ich. Er war heute ebenfalls sehr schnell und es scheint, als ob wir auch an diesem Wochenende wieder ein großartiges Duell erleben werden", erläuterte der WM-Zweite.

Mercedes auch auf Medium top

Ein Blick auf die Medium-Performance untermauert die Vormachtstellung von Mercedes nur noch weiter. Wieder war es Rosberg, der den Ton angab, 1:16.199 Minuten schrieb der Deutsche auf der härteren Mischung als Bestzeit an. Hamilton, der immer wieder um einige Sekunden langsamere Runden einstreute, brachte es hingegen nur auf einen persönlichen Bestwert von 1:16.680 Minuten. Dahinter kam erneut Ferrari, diesmal in Person von Kimi Räikkönen, zu liegen, in etwa auf einem Niveau mit Williams' Valttari Bottas und ein gutes Stück vor Ricciardo.

Red Bull setzt in Brasilien erstmals den verbesserten Renault-Motor ein, zu merken war davon allerdings reichlich wenig, wie auch Ricciardo enttäuscht zugeben musste. "Das Positive war, dass er den ganzen Tag gelaufen ist und wir dadurch Runden und Informationen erhalten haben, aber der Power-Unterschied ist nicht so groß", zog der Australier den Vergleich zum bisher eingesetzten Aggregat. "Der Motor war zuverlässig, aber ich will ein bisschen mehr Power. Williams und Ferrari werden morgen ein wenig zulegen."

Fazit: Die Überlegenheit von Mercedes in Brasilien ist schier erdrückend. Schwer vorstellbar, dass die Konkurrenz ausreichend Zeit findet, um die Silberpfeile ernsthaft zu gefährden. Doch eine große Unbekannte bleibt: Das Wetter. Zwar blieb es am Freitag in Interlagos abgesehen von ein paar Tropfen trocken, der Himmel präsentierte sich allerdings grau in grau. Gut möglich, dass er am Sonntag seine Schleusen öffnet. Und dann sind vielleicht plötzlich andere die Favoriten. Red Bull zum Beispiel, das schon in Austin im Regen zu glänzen wusste, weil dem Motor auf nasser Fahrbahn ungleich weniger Bedeutung zukommt.