Um eines vorwegzunehmen: Es ist mein erster Brasilien GP. Demnach habe ich den kompletten alten Paddock nicht gesehen. Allerdings hat sich scheinbar nicht besonders viel getan. Das Boxengebäude selbst soll erst im nächsten Jahr erneuert werden. Einzig und allein das Hospitality-Gebäude wurde neu aufgebaut. Daneben kam noch ein Gebäude für weitere Büros dazu.

Die Stolperfallen bekommen Farbe, Foto: Motorsport-Magazin.com
Die Stolperfallen bekommen Farbe, Foto: Motorsport-Magazin.com

Allerdings sind die Bauarbeiten alles andere als fertiggestellt. Die Hospitalitys konnten bezogen werden, bieten nun deutlich mehr Raum und sehen von außen auch nicht schlecht aus, aber der Rest ist eine Katastrophe. Der erste Stock befindet sich im Rohbau. Hier sollen übrigens keine weiteren Büros für die Ingenieure entstehen, sondern ein Paddock-Club - für gut betuchte Besucher.

Es ist auch das gute Recht des Veranstalters, Geld mit dem Verkauf von teuren Paddock-Tickets zu verdienen. Doch das restliche Provisorium ist ein schlechter Witz. Das Media Center auf dem Dach des Boxengebäudes erreicht man über zahlreiche Treppen. Die Treppen sind mit schmalen Gängen aus Absperrgitter miteinander verbunden. Ungefähr alle zehn Meter warten Stolperfallen. Die wurden am Donnerstag immerhin gekennzeichnet.

Mittel-Speed-Internet für 1.038 Euro

Ganz bitter hat es aber hier die Fotografen erwischt: Sie müssen aus dem Paddock raus und einige hundert Meter nach unten laufen, um an ihre Arbeitsplätze zu kommen. Doch nicht genug: Inzwischen ist für Journalisten und Fotografen das Internet an den meisten Strecken kostenfrei. Die FIA hat die letzten Jahren einen guten Job gemacht und sich für uns Journalisten eingesetzt.

Schnäppchen macht man hier nicht, Foto: Motorsport-Magazin.com
Schnäppchen macht man hier nicht, Foto: Motorsport-Magazin.com

In Brasilien sind aber nicht nur die Anlagen veraltet, sondern auch die Internet-Preise. Journalisten zahlen für das Wochenende pro Gerät 81 Euro. Gleichzeitiges Einloggen auf Computer und Smartphone ist damit nicht möglich. Die WLAN-Verbindung soll angeblich 4 Mbps schnell sein. 30 Prozent der Geschwindigkeit will man uns sogar garantieren. Tatsächlich ist es weder besonders stabil, noch wirklich schnell.

Wäre auch dumm, wenn das 'billige' Internet schnell wäre. Dann würde niemand extra für schnelles Internet zahlen. Vor allem die Fotografen sind auf schnelles Internet angewiesen. Wenn man die schnellste verfügbare Verbindung an der Strecke will, sind dafür schlappe 1.038 Euro fällig - für vier Tage wohlgemerkt. Und wir sprechen hier von 10 Mbps. Um das einordnen zu können: Für dieses Geld gibt es Flug nach Sao Paulo und wieder zurück plus Hotel.

Der Promoter rechtfertigt diese Gebühren damit, dass es schließlich noch viel teurer sei, das Internet hier bereitzustellen. Nur die Hälfte der Kosten würde gedeckt. Die Kabel müssen jedes Jahr neu hierher verlegt werden. Die Gebäude sind schließlich 40 Jahre alt.

Das bittere daran: Die Strecke an sich ist fantastisch, die Fans ebenfalls - vorausgesetzt man findet zur Strecke, denn die übliche Beschilderung wie überall sonst auf der Welt haben wir auf dem Weg zur Strecke vergeblich gesucht. Dafür ging der Weg zum Parkplatz über den Hintereingang und dann quer über die Strecke. Aber ein bisschen Chaos ist auch okay.

Übrigens: Das Luxus-Internet für 1.038 Euro hat sich niemand gegönnt. Die abgespeckte Version für schlappe 727 Euro zumindest ein paar. Als Deutscher sitzt man leider im Glashaus: In Hockenheim hat das Internet im vergangenen Jahr 80 Euro gekostet. Funktioniert hat es auch nicht, immerhin sollte es danach das Geld zurückgeben. Wer mit Karte bezahlt hatte, musste bis zur Rückzahlung einige Male telefonieren und Mails schreiben.

So sieht der Weg zum Arbeitsplatz aus, Foto: Motorsport-Magazin.com
So sieht der Weg zum Arbeitsplatz aus, Foto: Motorsport-Magazin.com

Am Donnerstagabend kam der Mediendelegierte der FIA auf mich zu: "Christian, wir werden das Problem morgen behoben haben. Ich kümmere mich darum." Der Mediendelegierte ist Italiener, hoffentlich findet man den Promoter nicht mit einbetonierten Füßen im See. Auch wenn sich die FIA in sportpolitischen Fragen manchmal zu sehr zurückgehalten hat, um uns Journalisten hat sie sich in letzter Zeit gekümmert.

Der Veranstalter hingegen hatte schon die nächste Hiobsbotschaft im Gepäck. "Im nächsten Jahr haben wir die Internetprobleme nicht mehr, wir werden umziehen und dort permanente Kabel verlegen." Umziehen heißt nicht in das neue Boxengebäude. Wir Journalisten bekommen einen eigenen Neubau. Unsere Plätze sind zu gut, hier entsteht der nächste Paddock Club. Am Ende des Tages freuen wir uns natürlich über Formel-1-Begeisterung und über eine tolle Rennstrecke - ein fader Beigeschmack aber bleibt.