Das Weihnachtsfest naht, für Red Bull Racing gibt es aber noch keine freudige Bescherung. Das Team ist weiterhin auf der Suche nach einem Motorenpartner für die Saison 2016, kommt dabei aber nur äußerst schleppend voran. Eigentlich wollte Konzernchef Dietrich Mateschitz eine Entscheidung bis Ende Oktober, diese Deadline ist mittlerweile allerdings verstrichen. Dennoch wird weiterverhandelt, denn die Frist wurde von Mateschitz um drei weitere Wochen verlängert.

Nach der Absage von Mercedes und Ferrari heißen die beiden verbliebenen Verhandlungspartner Renault und Honda. Die Japaner wären durchaus daran interessiert, mit Red Bull neben McLaren noch ein zweites Team auszurüsten, jedoch hat McLaren-Boss Ron Dennis etwas dagegen und pocht auf seinen Exklusivvertrag. Hinter den Kulissen versuchen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und FIA-Präsident Jean Todt Druck auf Dennis auszuüben. Ausgang ungewiss.

Mehrgleisige Planungen

Eine weitere Option, die neuerdings im Paddock kursiert, ist, dass Red Bull weiterhin Motoren von Renault beziehen könnte, auf denen allerdings nicht der Name Renault draufsteht. Carlos Ghosn, der Chef des französischen Automobilkonzerns, soll dieser Möglichkeit offenbar positiv gegenüberstehen. Renault könnte sich damit 2016 wie geplant auf sein neues Werksteam Lotus konzentrieren, würde aber weiterhin Einnahmen von Red Bull lukrieren.

Es wäre nicht das erste Mal, dass Renault-Motoren unter einer anderen Bezeichnung in der Formel 1 zum Einsatz kommen würden. Zwischen 1998 und 2000, nach dem Ausstieg der Franzosen aus der Königsklasse, setzten Benetton, Williams, BAR und Arrows Aggregate ein, die Mecachrome, Supertec und Playlife hießen, aber auf Renault-Technologie basierten.

Welche Lösung am Ende auch immer steht, die Zeit wird zusehends knapp. Am 22. Februar finden in Barcelona die ersten Testfahrten statt, und wie Teamchef Christian Horner verriet, könnte es durchaus eng werden, den RB12 bis zu diesem Zeitpunkt fertigzustellen. "Momentan sind wir ziemlich am Limit, um beim ersten Test zu sein", gab der Brite zu. "Aber das Team in Milton Keynes hat seine Fähigkeit gezeigt, bis zu extrem knappen Deadlines zu arbeiten."

Um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, hat Red Bull vier unterschiedliche Versionen des nächstjährigen Boliden entworfen - für jeden potenziellen Motorenlieferanten eine. "Wir warten, bis die Musik aufhört zu spielen und sehen dann, welchen Stuhl wir haben - oder ob wir überhaupt einen Stuhl haben", begegnet Horner der verzwickten Situation mittlerweile mit Humor.

Christian Horner grübelt über die Zukunft seines Teams, Foto: Sutton
Christian Horner grübelt über die Zukunft seines Teams, Foto: Sutton

Kein Exodus befürchtet

Keine Sorgen hat der Brite, dass die ungewisse Zukunft zur Folge haben könnte, dass Mitarbeiter Red Bull den Rücken kehren und bei der Konkurrenz anheuern. "Ich bin zuversichtlich, dass alle wichtigen Teammitglieder wissen, wie die Situation ist", betonte Horner. "Bei Red Bull zu arbeiten ist anders als bei einem anderen Team zu arbeiten - wenn wir etwas machen, wollen wir es richtig machen. Wir wollen uns in eine Position zu bringen, in der wir erfolgreich sein und eine strahlende Zukunft haben können."

Red Bull nimmt sich Brawn GP zum Vorbild, Foto: Sutton
Red Bull nimmt sich Brawn GP zum Vorbild, Foto: Sutton

Horner wünscht sich eine Entscheidung innerhalb der nächsten paar Wochen, weiß aber auch, dass ein noch längeres Zuwarten nicht zwingend mit Misserfolg verbunden sein muss, wenn am Ende eine gute Lösung steht. "Erinnert auch an das Team von Ross Brawn 2009", hielt er gegenüber f1.com fest. "Sie haben erst im Januar eine Entscheidung getroffen und wurden Weltmeister. Das zeigt, dass Dinge innerhalb kurzer Zeit geschafft werden können, wenn man clever ist."

Brawn GP ging erst wenige Wochen vor Saisonstart aus dem ehemaligen Honda-Team hervor und gewann mit Mercedes-Motoren und dem legendären Doppeldiffusor sowohl die Fahrer- als auch Konstrukteurs-Weltmeisterschaft.

Hoffnung Alternativmotor

Langfristig schwebt Red Bull aber ohnedies keine Partnerschaft mit einem der etablierten Motorenhersteller vor, sondern man richtet seine Hoffnungen auf den neuen von der FIA geplanten Alternativmotor, der jedoch frühestens 2017 kommen wird. Als mögliche Fabrikanten des 2,2-Liter-Bi-Turbo sind Cosworth und Ilmor im Gespräch.

"Es zeigt sich leider, welche Macht die Hersteller zwischenzeitlich errungen haben, dass sie eigentlich den sportlichen Ablauf bestimmen - wer kriegt einen Motor und wer kriegt ihn nicht", machte Dr. Helmut Marko im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com deutlich, dass es Red Bull Leid ist, ein Spielball von Ferrari, Mercedes und Co. zu sein. "Es geht um den Sport und nicht darum, dass irgendein Hersteller seine Vorstellung mehr oder minder diktatorisch durchsetzt."