Der Große Preis von Mexiko war aus Ferrari-Sicht historisch - wenn auch im negativen Sinne. Zum ersten Mal seit 2006 fielen beide Ferraris in einem Rennen aus. Anlass genug, auf die Geschichte der Doppelausfälle bei Ferrari zu blicken. Interessant: Mit der Ankunft von Michael Schumacher 1996 liefen die Ferraris deutlich zuverlässiger. Motorsport-Magazin.com blickt zurück.

Bis 1996: Ausfallorgien am laufenden Band

Alain Prost hatte 1990 bereits mit vielen Ausfällen zu kämpfen, Foto: Sutton
Alain Prost hatte 1990 bereits mit vielen Ausfällen zu kämpfen, Foto: Sutton

Bevor Michael Schumacher 1996 zur Scuderia Ferrari wechselte, war das Team ein Trümmerhaufen. Das zeigte sich nicht zuletzt an den Resultaten. 1990 konnte Alain Prost zwar noch fünf Siege einfahren, der Niedergang der Scuderia war aber aufgrund von vier Ausfällen bei Prost bzw. sieben bei Nigel Mansell bereits absehbar. Diese Nullnummern kosteten Prost schließlich auch den WM-Titel gegen Ayrton Senna. Vier Doppelausfälle standen 1990 bereits zu Buche. 1991 waren es nur drei, aber zuverlässig waren die Ferraris dennoch nicht. Jean Alesi fiel in jedem zweiten Rennen aus, Alain Prost verzeichnete sechs verpasste Zielankünfte. Mit dem Abgang von Prost ging es endgültig bergab. Allein 1992 gab es acht (!) Doppelausfälle, in den folgenden drei Jahren waren es drei (1993), zwei (1994) sowie vier im Jahre 1995.

Kanada GP 1996: Erster Doppelausfall in der Schumacher-Ära

In Kanada verzeichnete Ferrari den ersten Doppelausfall in der Schumacher-Ära, Foto: Sutton
In Kanada verzeichnete Ferrari den ersten Doppelausfall in der Schumacher-Ära, Foto: Sutton

Die erste doppelte Nullnummer mit Michael Schumacher an Bord musste Ferrari beim Kanada GP 1996 hinnehmen. Am Start zur Einführungsrunde sprang Schumachers Motor bereits nicht an, er verlor dadurch seinen dritten Startplatz und musste von ganz hinten losfahren. Er kämpfte sich zwar nach vorn, verlor nach einem Boxenstopp jedoch die Antriebswelle und fiel aus. Teamkollege Eddie Irvine musste sein Auto bereits nach der ersten Runde aufgrund eines Aufhängungsbruchs abstellen.

Großbritannien GP 1996: Ende nach fünf Runden

Bereits nach wenigen Runden war der Arbeitstag für Schumacher 1996 in Silverstone beendet, Foto: Sutton
Bereits nach wenigen Runden war der Arbeitstag für Schumacher 1996 in Silverstone beendet, Foto: Sutton

Zwei Rennen nach dem Kanada GP erwischte es erneut beide Ferrari-Piloten. Dabei erlebten Irvine und Schumacher einen recht kurzen Arbeitstag, denn nach gerade einmal fünf Runden war das Rennen für beide gelaufen. Während Schumacher bereits nach drei Runden mit einem Hydraulik-Defekt aufgeben musste, folgte Irvine zwei Umläufe später mit kaputtem Differential. In der WM musste der Deutsche mit ansehen, wie Damon Hill bereits auf 37 Punkte davonzog.

Großbritannien GP 1997: Radlager kostet souveränen Sieg

Schumacher war 1997 auf dem Weg zu einem sicheren Sieg in Silverstone, Foto: Sutton
Schumacher war 1997 auf dem Weg zu einem sicheren Sieg in Silverstone, Foto: Sutton

Wieder war Silverstone der Ort, der für die Ferraris in schlechter Erinnerung blieb. Nach zuvor zwei Siegen in Kanada und Frankreich reiste Ferrari mit breiter Brust an. Die famose Leistung schien sich zu wiederholen: Schumacher führte mit 40 Sekunden, als ihn jedoch ein Radlagerschaden zur Aufgabe zwang und Jacques Villeneuve den Sieg bescherte. Ferrari-Teamkollege Irvine lag zwar knapp hinter dem Williams-Piloten, doch eine defekte Antriebswelle nach einem Boxenstopp nahm auch ihn aus dem Rennen.

Luxemburg GP 1997: Bittere Vorentscheidung im Titelkampf

Ein Ausfall in Luxemburg warf Schumacher im Titelkampf 1997 zurück, Foto: Sutton
Ein Ausfall in Luxemburg warf Schumacher im Titelkampf 1997 zurück, Foto: Sutton

Einer der bittersten Doppelausfälle in der Ferrari-Geschichte war jener beim Großen Preis von Luxemburg 1997. Bereits am Start kam es zu einer Massenkollision an der unter anderem die Schumacher-Brüder Ralf und Michael sowie Giancarlo Fisischella beteiligt waren. Während Ralf Schumacher und Fisichella sofort ausfielen, versuchte Michael Schumacher noch weiterzufahren. Nach zwei Runden jedoch musste er mit gebrochener Aufhängung aufgeben und zusehen, wie WM-Konkurrent Jacques Villeneuve nach einem McLaren-Doppelausfall zum Sieg fuhr. Eddie Irvine dagegen musste einmal mehr der Technik Tribut zollen, ein Motorschaden warf ihn in Runde 22 aus dem Rennen.

Belgien GP 1998: Legendäres Dreirad

Als legendäres Dreirad ging Schumachers Bolide 1998 in Spa in die Annalen der Formel 1 ein, Foto: Sutton
Als legendäres Dreirad ging Schumachers Bolide 1998 in Spa in die Annalen der Formel 1 ein, Foto: Sutton

Beim Belgien GP 1998 kam es zu einer der berühmtesten Szenen der Formel-1-Geschichte. Im Regen von Spa fuhr Michael Schumacher souverän seinem sechsten Saisonsieg entgegen, als es beim Überrunden mit David Coulthard zu einem Missverständnis kam und Schumacher dem McLaren-Piloten ins Heck fuhr. Als Dreirad kam der Deutsche an die Box und musste später von Mechanikern beider Teams zurückgehalten werden, um dem Schotten nicht an die Kehle zu springen. In der gleichen Runde verabschiedete sich auch noch Eddie Irvine, der Brite drehte sich auf regennasser Fahrbahn ins Aus.

Brasilien GP 2003: Chaos-Rennen in Sao Paulo

In Führung liegend fiel Rubens Barrichello bei seinem Heimrennen 2003 aus , Foto: Sutton
In Führung liegend fiel Rubens Barrichello bei seinem Heimrennen 2003 aus , Foto: Sutton

Bis zum nächsten Doppelausfall der Scuderia dauerte es fast fünf Jahre und erneut war der Regen beteiligt. In Sao Paulo prasselte der Niederschlag unentwegt vom Himmel, die Strecke glich einem Bach. Auch Regenspezialist Michael Schumacher hatte seine Probleme und rutschte in Runde 27 in die Reifenstapel. Es war sein erster Ausfall seit dem Deutschland GP 2001. Rubens Barrichello zeigte bei seinem Heimrennen eine starke Leistung und führte, fiel jedoch mit leerem Tank aus.

Australien GP 2006: Komplett verkorkstes Wochenende

In Melbourne krachte Schumacher in die Wand, Foto: Sutton
In Melbourne krachte Schumacher in die Wand, Foto: Sutton

Die Saison begann schlecht für Ferrari, in Australien war der Fehlstart perfekt. Bereits das Qualifying war eine Katastrophe für Ferrari mit den Startplätzen 11 und 16, im Rennen folgte schließlich ein Doppelausfall. Felipe Massa erwischte es bereits kurz nach dem Start. Nach einem Duell mit Nico Rosberg und Christian Klien, die den Brasilianer quasi ins Sandwich nahmen, krachte Massa in die Mauer. Michael Schumacher entging zwar einer Kollision, jedoch kam er in Runde 32 in der letzten Kurve zu weit neben die Strecke, wurde ausgehoben und krachte in die Wand. Auch für ihn war das Rennen vorbei.

Mexiko GP 2015: Finnen-Kollision und Vettel-Dreher

In Mexiko ereilte die Scuderia seit neun Jahren wieder das Schicksal eines Doppelausfalls, Foto: Sutton
In Mexiko ereilte die Scuderia seit neun Jahren wieder das Schicksal eines Doppelausfalls, Foto: Sutton

Bei der Rückkehr der Formel 1 nach Mexiko erlebte die Scuderia nun ihren ersten Doppelausfall nach über neun Jahren. Nach einem vermasselten Start zog sich Sebastian Vettel einen Plattfuß zu und übertrieb es bei seiner Aufholjagd nach dem Boxenstopp. Erst drehte er sich ohne Folgen, in Runde 50 konnte er einen Ausritt jedoch nicht mehr abfangen und krachte in die Streckenbegrenzung. Zu diesem Zeitpunkt war Kimi Räikkönen schon gar nicht mehr dabei. Der Finne zog bei einem Duell mit seinem Landsmann Valtteri Bottas den Kürzeren und schied nach einer Kollision mit gebrochener Radaufhängung aus. Bereits drei Wochen zuvor gab es ein Duell der beiden in Sochi, was exakt den umgekehrten Ausgang zur Folge hatte.