Top: Stimmung wie beim Fußball

So etwas erlebt die Formel 1 auch nicht alle Tage. Während an einigen neuen Austragungsorten um jeden Zuschauer gekämpft werden muss, verwandelten die Mexikaner das Autodromo Hermanos Rodriguez beim Comeback nach 23 Jahren in ein Tollhaus. Allein am Rennsonntag verfolgten sagenhafte 134.850 Zuschauer das Rennen an der Strecke, am gesamten Wochenende waren es über 330.000. Doch nicht nur die Quantität stellte viele andere Rennen in den Schatten - die Fans lieferten zudem eine Stimmung, die selbst manche Fußballstadien alt aussehen ließ.

"Ich muss schon sagen, dass war die beste Woche und die besten Zuschauer hier in Mexiko, die ich je gesehen habe", stellte ein faszinierter Lewis Hamilton fest. Sieger Nico Rosberg ging sogar noch einen Schritt weiter. "Das war das beste Podium meines Lebens", war er sich sicher. Kein Wunder, wurde er doch nach Ankunft im Parc Ferme direkt im Baseball-Stadion von 40.000 Fans mit lautstarken "Nico! Nico!"-Rufen gefeiert. "Nach dem Sieg auf einer großartigen Strecke sangen abertausende von Menschen meinen Namen... das ist absolut unglaublich! In solch einem Moment fühlst du dich wie ein Rockstar auf der Bühne", gab der Deutsche einen Einblick in seine Gefühlswelt.

Top: Rosberg meldet sich zurück

Nico Rosberg hat das Lachen wiedergefunden, Foto: Sutton
Nico Rosberg hat das Lachen wiedergefunden, Foto: Sutton

Das Bad in der Menge hatte sich Nico Rosberg auch wirklich verdient. Konnte er zuvor drei Poles in Folge nicht in einen Sieg ummünzen, zeigte der nun wieder WM-Zweite in Mexico City eine starke Leistung und ließ keinen Zweifel an seinem Sieg aufkommen. Am Start verteidigte der Mercedes-Pilot seine Führung, danach kontrollierte er das Rennen im Kampf gegen seinen Teamkollegen Lewis Hamilton. "Das Team hat wirklich wieder einen super Job gemacht. Das Auto war gigantisch und wir in einer eigenen Liga", strahlte Rosberg nach dem Rennen. Es war sein erster Sieg seit dem Österreich GP im Juni und sein vierter in der Saison. Nach den Rückschlägen zuletzt - teils selbstverschuldet, teils aufgrund von Pech - meldete sich der 30-Jährige zurück. "Er hat eine super Performance und eine Dominanz an den Tag gelegt. Immer, wenn ihn alle abschreiben, kommt er zurück", war Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff voll des Lobes.

Top: Perez - Lokalmatador und Nationalheld

Heimrennen sind in der Formel 1 nicht automatisch etwas Besonderes, fast jeder Fahrer hat bereits eines erlebt. Dass jedoch ein regelrechter Personenkult um einen Lokalmatador entsteht, gibt es nicht allzu oft. Sergio Perez durfte sich in Mexiko nun aber wie ein junger Gott fühlen. Die Fans ließen ihn bei jeder Gelegenheit verbal hochleben. Dass er sich dann gegen Rennende auf abgefahrenen Reifen gegen die Konkurrenz wehrte und den achten Platz ins Ziel rettete, sorgte für ein filmreifes Ende. "Es war eine großartige Erfahrung, ein Moment, an den ich mein ganzes Leben denken werde", sagte Perez nach dem Rennen. Als er im Rennen zweimal ausgerechnet im Stadion einen Gegner überholte, flippten die Fans auf den riesigen Tribünen förmlich aus.

Top: Highspeed-Strecke sorgt für großen Spaß

Pastor Maldonado stellte einen neuen Saison-Rekord in Sachen Topspeeds auf, Foto: Sutton
Pastor Maldonado stellte einen neuen Saison-Rekord in Sachen Topspeeds auf, Foto: Sutton

Der Allzeit-Rekord in der Formel 1 wurde verpasst, dennoch waren die Höchstgeschwindigkeiten auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez ein Highlight. Mit 366,4 km/h war Pastor Maldonado der schnellste Fahrer im Rennen und sorgte für einen neuen Saison-Rekord. Dank der dünnen Luft auf 2.250 Metern Höhe fiel der Luftwiderstand deutlich geringer aus, wodurch selbst mit hohem Abtrieb für derartige Duftmarken möglich waren. Doch nicht nur der Speed, auch das gesamte - und teilweise neue - Streckenlayout kam bei den meisten Fahrern gut an. "Das erinnert mich sehr an meine Kindheit. Es ist wie eine Kart-Strecke. Sowas gibt's eigentlich fast gar nicht im Kalender. Das ist cool zu fahren, das ist mal was anderes - sehr gelungen", sagte Nico Rosberg nach den ersten Trainingssessions. Daniel Ricciardo stimmte ihm zu: "Die Strecke ist definitiv einzigartig. Sie haben einen sehr guten Job gemacht." Einzig der neue und extrem rutschige Asphalt sorgte für Kopfzerbrechen.

Flop: Ferrari mit erstem Doppel-Aus seit 2006

Ein Satz mit x? Das war mal gar nix! Ferrari blieb zum ersten Mal seit Japan 2014 ohne Punkte, erstmals seit dem Australien GP 2006 (!) schieden beide Fahrer der Scuderia aus. Das Unheil nahm bereits in Kurve 1 seinen Lauf. Der von Rang drei gestartete Sebastian Vettel kam nicht so gut weg und sah sich gleich unter Druck der Red Bulls. In besagter Kurve touchierte Daniel Ricciardo Vettels Hinterreifen, was zu einem Plattfuß führte. Eine Strafe gegen den Australier gab es nicht. "Ich habe ihn erst in letzter Sekunde gesehen und dann noch versucht aufzumachen, aber er war zu schnell auf seiner Linie - es war zu spät um auszuweichen", erklärte Vettel. Nach dem nötigen Boxenstopp versuchte Vettel eine Aufholjagd, die nach zwei Fahrfehlern in Runde 52 in den Barrieren endete. Ein absolut gebrauchter Tag für den viermaligen Champion. "Vermutlich wollte ich einfach zu viel. Wenn man den Grip verliert, dann passiert das eben", nahm er den Ausfall auf seine Kappe.

Bei Teamkollege Kimi Räikkönen sah es nicht besser aus. Nach seinen Strafen startete der Finne ohnehin von weit hinten, eine Aufholjagd in die Top-5 endete nach einer Kollision mit Landsmann Valtteri Bottas, die sich fast komplett mit jener in Sochi deckte, als Räikkönen den Williams-Piloten ins Aus beförderte. "Wie soll ich es sagen? Es war ziemlich erwartet. Manche lassen Dinge passieren, andere nicht ...", unterstellte der Iceman seinem Landsmann Absicht. Die Rennkommissare sahen das anders und sprachen keine Strafe aus.

Flop: Erneuter Strafenwucher bei McLaren-Honda

Erneut setzte es haufenweise Strafplätze für McLaren-Honda, Foto: Sutton
Erneut setzte es haufenweise Strafplätze für McLaren-Honda, Foto: Sutton

Kein Rennen ohne Strafen für McLaren-Honda. Die unzuverlässige Power Unit forderte auch in Mexiko ihren Tribut. Bei Jenson Button baute man bereits am Freitag gleich zwei neue Antriebseinheiten ein, um strategisch für die nächsten Rennen aufgestellt zu sein. Damit steht er inzwischen bei Nummer elf. Doch es kam, wie es kommen musste: am Samstag ging bereits eine davon wieder kaputt und man musste zurückwechseln. Das allein hätte keine zusätzliche Strafe gebracht, aber da auch noch Getriebe und weitere Teile gewechselt wurden, standen am Ende erneut sagenhafte 70 Strafplätze. Natürlich nur eine Zahl, sonst hätte er womöglich in Cancun starten können. Bei Fernando Alonso sah es etwas angenehmer aus. Er bekam "nur" einen neuen Verbrennungsmotor und ein neues Getriebe und erhielt somit 15 Startplätze Rückversetzung. Macht summa summarum 85 Plätze, die beide McLaren-Fahrer bekamen.

Flop: McLaren ohne Chance

Die Probleme sorgten zudem für ungewollte Arbeitsteilung im Team. Jenson Button verpasste das Qualifying, Fernando Alonso musste aufgrund eines defekten Sensors das Rennen bereits nach einer Runde aufgeben. Doch nicht nur die Unzuverlässigkeit machte dem Team aus Woking in Mexico City zu Schaffen. Auch die Performance selbst war viel zu schwach. Im Qualifying verpasste Alonso den Einzug in Q2, im Rennen konnte Button keine Gegenwehr leisten. Auf der Geraden war er leichte Beute für die Konkurrenz. "Nach dem Start konnte ich jedem nur noch zum Abschied winken. Der Speed auf der Geraden, den sie haben, ist einfach phänomenal", musste Button nach dem Rennen eingestehen. Der Brite berichtete von über 40 km/h Rückstand auf die Spitzenwerte - mehr als nur eine Welt.

Flop: Viel Lärm um wenige Probleme

Felipe Nasr sorgte für den einzigen bremsbedingten Ausfall, Foto: Sutton
Felipe Nasr sorgte für den einzigen bremsbedingten Ausfall, Foto: Sutton

Was war der Aufschrei vor dem Wochenende groß. Die dünne Luft sorge für schlechtere Kühlung des Motors und der Bremsen, Ausfälle seien vorprogrammiert. Als dann im Training einige Fahrer tatsächlich massive Bremsprobleme hatten, malte manch einer bereits ein düsteres Bild des Rennens. Doch am Ende war es - mal wieder - viel Lärm um nichts. Der einzige Ausfall aufgrund von Bremsproblemen ereilte Felipe Nasr, der Rest konnte problemlos durchfahren. Die Motorkühlung sorgte nur bei Max Verstappen für Schwierigkeiten, doch auch er konnte das Rennen beenden. Es zeigte sich: Mit der richtigen Dosis Vorsicht waren auch die Bedingungen in Mexiko kein wirkliches Problem.