1. Hatte Lewis Hamilton eine Chance gegen Nico Rosberg?

In diesem Fall lautet die Antwort nein. Im Gegensatz zu den vergangenen Rennen, gab sich der Deutsche am Start keine Blöße und ließ Hamilton keine Chance auf einen Angriff. Zu Beginn des Rennens zeigten die beiden Silberpfeil-Piloten nahezu identische Zeiten und wechselten sich mit den schnellsten Runden ab, bis Rosberg die Faxen dicke hatte. Von Runde 11 bis 19 baute er seinen Vorsprung konstant bis auf knappe drei Sekunden aus und auch nach dem ersten Boxenstopp gab er Hamilton keine Angriffsfläche. Selbst nach der Safety-Car-Phase, als der Weltmeister nicht locker ließ, hatte Rosberg immer die passende Antwort parat.

"Lewis ist super gefahren und war immer nah dran, aber ich konnte es kontrollieren", erklärte der Deutsche. Dieser Meinung war auch Mercedes Aufsichtsrats-Vorsitzender Niki Lauda. "Lewis hatte zu keiner Zeit des Rennens irgendeine Chance - auch nicht nach dem Safety Car. Nico war die ganze Zeit besser - und besser als ein Weltmeister muss man auch erst einmal sein", lobte der Österreicher.

2. Warum stoppte Mercedes ein zweites Mal?

Mercedes legte einen Extra-Stopp ein, Foto: Sutton
Mercedes legte einen Extra-Stopp ein, Foto: Sutton

Die Marschrichtung für das Rennen war klar: Ein Stopp war die schnellste Variante und genau das versuchte jedes Team - so auch Mercedes. Nico Rosberg kam in Runde 26 herein und Lewis Hamilton zwei Runden später. Dass der aufgezogene Satz Medium-Reifen nicht der letzte sein würde, war dem Team aber schnell klar. "Nachdem wir den ersten Stint absolviert hatten, war auf einem von Lewis' Reifen kein Gummi mehr übrig und es stand ein noch viel längerer Stint auf dem Prime-Reifen an", erklärte Executive Director Paddy Lowe.

Da Mercedes sich bis zur 45. Runde einen Vorsprung von über 30 Sekunden erfahren hatte, entschied das Team, einen weiteren Sicherheitsstopp einzulegen. "Wir haben dann Nico reingeholt und Lewis einige Runden später, weil er es nicht verstanden hatte", erklärte Niki Lauda. Im Nachhinein die absolut richtige Entscheidung, da sowohl Rosberg als auch Hamilton klar vor dem Drittplatzierten Daniil Kvyat wieder auf die Strecke kamen und zudem bei der anschließenden Safety-Car-Phase in der besten Situation waren.

3. Wieso war Lewis Hamilton sauer?

Lewis Hamilton konnte nicht verstehen, wieso er seine Reifen wechseln sollte, Foto: Sutton
Lewis Hamilton konnte nicht verstehen, wieso er seine Reifen wechseln sollte, Foto: Sutton

Der Weltmeister war wenig begeistert von der Idee seines Teams, einen zweiten Stopp einzulegen. "Kann ich fragen warum?", tönte es durch den Funk. "Es liegt am Verschleiß der Reifen, das hat Sicherheits-Gründe. Komm diese Runde an die Box", kam die klare Aufforderung zurück. Davon war der Mercedes-Pilot allerdings wenig angetan. Erst im allerletzten Moment lenkte er seinen Boliden ein und ließ sich widerwillig neue Reifen aufziehen. Nur um danach im Funk erneut zu stänkern: "Jetzt checkt meine Reifen aber, ich will wissen, ob sie wirklich runter waren."

Niki Lauda nahm es gelassen und erklärte nach dem Rennen, dass dies ausschließlich eine Entscheidung des Teams war, in die die Fahrer nicht mit einbezogen wurden. "Sie sind beide wieder gleich rausgekommen, so muss das vom Team organisiert werden", so Lauda.

4. Wie holte sich Sebastian Vettel seinen Reifenschaden?

Sebastian Vettel schlitzte sich an Daniel Ricciardos Frontflügel den Reifen auf, Foto: Sutton
Sebastian Vettel schlitzte sich an Daniel Ricciardos Frontflügel den Reifen auf, Foto: Sutton

Die Lichter gingen aus und der Ferrari von Sebastian Vettel bewegte sich nur recht gemächlich von der Stelle. Die Konsequenz: Als er nach 850 Metern in die erste Kurve einbog, war Red Bull-Mann Daniil Kvyat durchgeschlüpft. Dessen Teamkollege Daniel Ricciardo war ebenfalls bereits auf der Innenseite neben Vettel und sein Frontflügel berührte das rechte Hinterrad des Ferrari. Nur wenige Kurven später wurde der Deutsche langsam und musste das gesamte Feld passieren lassen. "Er hat die Tür zugemacht, aber er war nicht nah an mir dran. Es war aber zu spät und ich hatte ein schlechtes Gefühl in Kurve zwei und drei", erklärte Vettel bezüglich seines Reifenschadens.

Obwohl sich Vettel zunächst über Funk beschwerte, erklärte er im Nachhinein, dass er Ricciardo keine Vorwürfe machen würde. Ganz ohne Kritik ging es allerdings dennoch nicht. "Letztlich ist die Frage, wo er hin wollte, denn es gab keinen Platz", fügte Vettel hinzu. Ricciardo selbst zeigte sich nach dem Vorfall geknickt und hoffte, es sei nicht sein Fehler gewesen. "Am Start waren wir alle zusammengequetscht und ich war einfach da auf der Innenseite und ich hatte nicht das Gefühl, dass ich irgendwo hätte hinfahren können", rechtfertigte sich der Australier. "Und er hat den Kurvenscheitel einfach genommen, als wäre ich nicht da gewesen. Ich weiß nicht, was ich ansonsten hätte tun können." Die Rennkommissare untersuchten den Vorfall noch während des Rennens und entschieden auf einen normalen Rennunfall.

5. Warum drehte sich Vettel und flog später in der gleichen Kurve ab?

Sebastian Vettel und Kurve 7 werden keine Freunde mehr, Foto: Sutton
Sebastian Vettel und Kurve 7 werden keine Freunde mehr, Foto: Sutton

Bei Sebastian Vettel war es in Mexiko nicht das verflixte siebte Jahr, sondern die verflixte siebte Kurve. Als er nach seinem frühen Reifenwechsel wieder im Vormarsch war und sogar bereits an den Punkten anklopfte, drehte sich der Ferrari-Pilot in dieser Kurve von der Strecke. Es ging wieder zurück auf P18 und die nächste Aufholjagd musste gestartet werden.

In Runde 52 wurde ihm besagte Kurve sieben aber schließlich endgültig zum Verhängnis. Er rutschte gradewegs in die Streckenbegrenzung und sein Rennen war beendet. "Der letzte Fehler war eindeutig mein Verschulden, ich bin nicht stolz darauf", gab der vierfache Weltmeister im Nachhinein ohne Umschweife zu. "Wir haben gesehen, dass der Kurs das ganze Wochenende über sehr rutschig war. Aber ich gebe jetzt nicht der neuen Strecke die Schuld. Vermutlich wollte ich einfach zu viel. Wenn man den Grip verliert, dann passiert das eben."

6. Wer war schuld an der Kollision: Räikkönen oder Bottas?

Aufhängung gebrochen: Für Räikkönen war das Rennen vorbei, Foto: Sutton
Aufhängung gebrochen: Für Räikkönen war das Rennen vorbei, Foto: Sutton

Auf dem Papier: Niemand. Die Rennleitung stufte die neuerliche Kollision von Kimi Räikkönen und Valtteri Bottas in Runde 22 als normalen Rennunfall ein. Weder der eine noch der andere Finne kassierte eine Strafe.

Außerhalb der Stewards gingen die Meinungen jedoch auseinander - wie schon vor drei Wochen in Sochi. Dort hatte sich zwischen den beiden Finnen eine extrem ähnliche Szene abgespielt wie nun in Mexiko. Bottas Rache, hieß es deshalb. Zumal der Leidtragende der Kollision diesmal tatsächlich Räikkönen hieß: Der Iceman schied aus, nachdem Bottas ihn in Kurve fünf von innen kommend berührt hatte und dabei die rechte Radaufhängung des Ferrari auseinander nahm - Sochi in Reverse.

Doch nicht Bottas, sondern vor allem Räikkönen geriet in die Kritik. Er habe innen nicht genug Platz gelassen, sagten etwa Christian Danner, Damon Hill und - wenig überraschend - Bottas selbst. Der Ferrari-Pilot wehrte sich: "Wenn du ihn (Bottas) fragst, wird er sicher mich beschuldigen. Aber wenn du innen über den Kerb fährst, war da sicher noch genug Platz. Ich musste an einem Punkt auch irgendwann mal einlenken. Ich kann nicht einfach gerade ausfahren. Es ist sinnlos hier über Schuld zu diskutieren. Ihr wollt immer jemanden beschuldigen, aber das hilft niemandem."

Am Ende einigten sich die beiden Finnen nach mehreren Sticherlein schließlich darauf, dass sich solche Szenen eben abspielten wenn man hartes Racing betreibe. Musik in den Ohren von Maurizio Arrivabene: "Unfälle sind Teil der Show", sagt der Ferrari-Teamchef.

7. Wie schaffte Valtteri Bottas den Sprung aufs Podium?

Valtteri Bottas schaffte zum zweiten Mal in dieser Saison den Sprung aufs Podium, Foto: Sutton
Valtteri Bottas schaffte zum zweiten Mal in dieser Saison den Sprung aufs Podium, Foto: Sutton

Der Start ins Rennen lief für Valtteri Bottas alles andere als podiumsverdächtig. Der Finne machte zwar einen Platz gut, durch seinen frühen Stopp auf die Medium-Reifen fiel er aber wieder weit zurück. Das neuerliche Duell gegen Landsmann Kimi Räikkönen tat sein Übriges. Dennoch kämpfte sich der Finne wieder bis auf Rang vier nach vorne - vermeintlich die Endstation.

Als durch Sebastian Vettels Unfall aber schließlich das Safety Car auf die Strecke kam, witterte Williams eine Chance. Bottas wurde zur Box zitiert und auf frischen, weichen Reifen auf die Jagd nach Daniil Kvyat geschickt. Mit durchschlagendem Erfolg: Sobald Bernd Mayländer abgebogen war, ergriff Bottas die sich bietende Gelegenheit und ging am Red Bull-Piloten vorbei. Sein zweites Saison-Podium nach Kanada war in trockenen Tüchern.

8. Warum war der Mexiko Grand Prix ein historisches Debakel für Ferrari?

Für Ferrari gab es in Mexiko nichts zu holen, Foto: Sutton
Für Ferrari gab es in Mexiko nichts zu holen, Foto: Sutton

Ferrari hatte große Erwartungen und der Fall war umso tiefer. Zum ersten Mal seit dem Australien Grand Prix 2006 kam keiner der beiden Roten in die Wertung. Damit ist bei der Rückkehr nach Mexiko eine Serie von 179 Rennen gerissen, in denen zumindest immer einer der beiden Ferrari-Fahrer alle Rennrunden abspulte. Die Punktebilanz ist sogar noch beeindruckender. In den vergangenen sechs Jahren gab es lediglich zwei Rennen, in denen kein Ferrari in die Punkte fuhr: Japan 2014, als Fernando Alonso ausschied und Kimi Räikkönen nur Zwölfter wurde und Großbritannien 2010, als Alonso und Felipe Massa das Rennen auf den Rängen 14 und 15 beendeten.

Obwohl beide Ausfälle in Mexiko einem Fehler der Fahrer geschuldet waren, gab es von Teamchef Maurizio Arrivabene aber keine bösen Worte. "Während dieser Saison haben wir den Himmel berührt und heute den Boden. Das ist eine gute Lektion für uns alle und charakterbildend für alle im Team für die nächste Saison", erklärte der Italiener. "Ich möchte weder Kimi auf die eine, noch Sebastian auf die andere Weise beschuldigen. Wir müssen uns nicht entschuldigen und sie müssen sich nicht entschuldigen. Wir sind ein Team." Ein Team, das zum ersten Mal seit 3501 Tagen einen Doppelausfall beklagen muss.

9. Wer wurde Speed-König in Mexiko?

Pastor Maldonado war der Schnellste Mann des Mexiko GP - zumindest auf der Geraden, Foto: Sutton
Pastor Maldonado war der Schnellste Mann des Mexiko GP - zumindest auf der Geraden, Foto: Sutton

Die Rekordmarken purzelten am Wochenende in Mexiko fast im Sekundentakt. Möglich gemacht hat es eine Kombination aus mehreren Faktoren: Der geringe Luftwiderstand auf über 2000 Metern über dem Meeresspiegel ließ die Formel-1-Boliden zu neuen Bestmarken in Sachen Höchstgeschwindigkeit kommen. Zudem glich der Turbolader der Power Units den eigentlichen Power-Verlust des Verbrennungsmotors in der Höhe aus.

Am besten nutzte diese Kombination Lotus-Pilot Pastor Maldonado. Er wurde im Rennen mit 366,4 km/h geblitzt und lag damit knapp vor Ferrari-Mann Sebastian Vettel, der immerhin mit 366,2 km/h über die Gerade donnerte. Traurige Schlusslichter der Messung: Die beiden Manor-Piloten Alexander Rossi und Will Stevens, die nur auf 322,8 respektive 318,4 km/h kamen.