In Texas ist alles ein bisschen größer, heißt es. Wie auch das Grinsen von Lewis Hamilton. Und seine mit Stolz geschwellte Brust nach der vorzeitigen Titelverteidigung beim Großen Preis der USA. Bigger, better, Hamilton – für den Superstar der Gegenwart scheint es keine Grenzen mehr zu geben.

Mit dem dritten WM-Titel fügte er den Geschichtsbüchern der Formel 1 ein weiteres Kapitel hinzu. Man möchte glauben: Das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht. Hamilton und der Mercedes-Silberpfeil, das ist Weltmeister-Material, wie es Toto Wolff so schön formulierte.

Der Brite scheint derzeit unaufhaltbar, eilt geradezu mit Leichtigkeit von Sieg zu Sieg. Wer soll ihn in Zukunft aufhalten? Sebastian Vettel werden die besten Chancen eingeräumt, doch dafür muss der Ferrari stärker werden. Ansonsten kann sich die Königsklasse auf eine weitere dominante Ära eines Fahrers gefasst machen. "Wenn du denkst, dass du gut bist, wirst du ein Mal Weltmeister", sagte Niki Lauda, selbst dreifacher Champion. "Wenn du Lewis Hamilton bist, holst du drei Titel. Er kann noch mehr gewinnen, wenn er genauso weitermacht."

Lewis Hamilton stellt alles in den Schatten, Foto: Mercedes-Benz
Lewis Hamilton stellt alles in den Schatten, Foto: Mercedes-Benz

So wird man Weltmeister

Der unmotivierte Hamilton vergangener Tage, wenn es einmal nicht so rund lief? Die Zeiten sind längst vergessen. Der 30-Jährige versprüht Spaß wie nie zuvor, stahlt ein unglaubliches Selbstvertrauen aus. Laut Lauda sei es aber gar nicht der Glaube an sich selber, der Hamilton zu immer weiteren Höchstleistungen antreibt. Es sei vielmehr die Evolution eines kompletten Rennfahrers.

Lauda: "Das hat nichts mit Selbstvertrauen zu tun. Er wird jedes Jahr besser. Nach seinem letzten Titelgewinn wurde er besser, er fuhr seit Beginn dieses Jahres schneller, besser und konstanter. Das ist der einzige Grund, warum man mehrfach Weltmeister wird. So einfach ist das. Das müssen Weltmeister machen, wenn sie noch öfter Titel gewinnen wollen."

Dritter Titelsieg in der Formel 1 für Lewis Hamilton, Foto: Sutton
Dritter Titelsieg in der Formel 1 für Lewis Hamilton, Foto: Sutton

Das war erst der Anfang

Hamilton ist nun einer von insgesamt zehn Fahrern, die mindestens drei Weltmeisterschaften gewinnen konnten. Darunter Senna, das ewige Idol. Kaum einen Namen nannte Hamilton am Sonntag häufiger. Senna hier, Senna da. Man nimmt ihm die kindliche Freude ab, jetzt auf einer Stufe mit seinem großen Vorbild zu stehen.

"Niki hat mir heute von dem Tag erzählt, als er es einfach nicht mehr genossen hat", sagte Hamilton am Sonntag. "Bis das passiert, werde ich einfach weitermachen. Ich fühle nach dieser Weltmeisterschaft nicht, dass es das gewesen ist. Ich habe das Gefühl, dass das erst der Anfang war." Die Herren Vettel und Prost können sich mit ihren je vier WM-Siegen schon einmal warm anziehen. Hamilton erweckt nicht einmal im Ansatz den Eindruck, schon satt zu sein. Zu sehr genießt er die Zusammenarbeit, seine Freiheiten und vor allem das Vertrauen von Mercedes.

Immer im Rampenlicht: Weltmeister Lewis Hamilton, Foto: Sutton
Immer im Rampenlicht: Weltmeister Lewis Hamilton, Foto: Sutton

Immer gewinnen

"Die Motivation ist wirklich kein Problem", versicherte Hamilton. "Ich wurde damit geboren, also geht sie auch nicht weg. Da mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Siege sind Siege, das wird niemals alt. Natürlich bin ich auch für das nächste Rennen motiviert. Ich will gewinnen! Ich will bei allem gewinnen, wo ich mitmache. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich nach Motivation suchen muss."

Worte, die seine Chefs nur zu gern hören werden. Toto Wolff und vor allem Lauda ist mit der Verpflichtung Hamiltons der absolute Glücksgriff gelungen. Dafür bedankte sich Wolff am Sonntagabend ein weiteres Mal beim Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzenden. Wolff wusste: Mit Hamilton hat er einen Fahrer in den eigenen Reihen, der das Potenzial besitzt, eine Ära zu prägen. "Wenn wir ihm das richtige Auto geben, das schnell genug ist, dann können noch viele weitere Pokale kommen", war Wolff überzeugt.