Der Große Preis der USA hatte schon in der ersten Kurve seinen großen Aufreger. Lewis Hamilton kam von Startplatz zwei etwas besser vom Fleck und übernahm in Kurve 1 die Führung von Pole-Setter Nico Rosberg. Doch das Manöver war hart. Der alte und neue Weltmeister stach kompromisslos in die Innenseite der Kurve hoch oben auf dem Hügel hinein. Rosberg kam etwas von der Strecke ab und verlor obendrein noch drei Positionen.

Wieder einmal hatte sich Hamilton hart gegen seinen Teamkollegen durchgesetzt. Trotz all der Freude über den WM-Sieg gab es anschließend von der Mercedes-Führung eine Schelte für die Aktion des Briten. Wohl nicht zuletzt, um den komplett enttäuschten Rosberg nach seinem kapitalen Fehler kurz vor Rennende etwas aus der Schusslinie zu nehmen. "Das Manöver in Kurve 1 von Lewis war hart, zu hart", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Lewis weiß das auch und hat sich über Funk entschuldigt."

Dritter WM-Titel für Lewis Hamilton in der Formel 1, Foto: Sutton
Dritter WM-Titel für Lewis Hamilton in der Formel 1, Foto: Sutton

Rosberg genervt: Ein Schritt zu weit

Vor allem Rosberg ärgerte sich über die harte Gangart seines Teamkollegen, der so oder so auf bestem Wege zur Weltmeisterschaft war. Allerdings betonte Rosberg im gleichen Zuge, dass er sich weitaus mehr über seinen Fehler kurz vor Schluss ärgerte, der ihn den sicheren Sieg kostete. "Der Start nervt mich", sagte Rosberg zerknirscht. "Wenn ich führe, habe ich das Recht auf dieses Stück der Strecke. Dass mich der Teamkollege versucht, verhungern zu lassen, und in mich reinfährt, ist ein Schritt zu weit."

In der Tat berührten sich die beiden Silberpfeile im Scheitelpunkt der Kurve leicht. Hätte Rosberg nicht reagiert und zurückgesteckt, hätte es zu einer folgeschweren Kollision kommen können – das absolute No-Go für Mercedes nach dem Spa-Crash 2014. "Ich muss Nico Recht geben, das war ein Schritt zu viel beim Start", erhielt er Rückendeckung von Niki Lauda. "Lewis hat ihm überhaupt keine Möglichkeit gegeben und hat ihn noch berührt. Das kommt dazu." Die Aktion sei am Limit gewesen, so der Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzende weiter. Eine unnötige Aktion, urteilte Lauda.

Pure Enttäuschung: Nico Rosberg auf dem Podest, Foto: Sutton
Pure Enttäuschung: Nico Rosberg auf dem Podest, Foto: Sutton

Hamilton: Es war keine Absicht

Gleichzeitig war dieser Zwischenfall – am Ende nicht rennentscheidend – ein Sinnbild für das Duell der beiden Silberpfeile. In den kniffligen Situationen steckt zumeist Rosberg zurück. Die Mercedes-Führung kündigte bereits an, das Überholmanöver intern noch einmal zu besprechen – nach der großen Meisterfeier. "Das ist jetzt nicht der Zeitpunkt, ihn zu kritisieren", sagte Wolff gegenüber Motorsport-Magazin.com. "In ein paar Tagen werden wir über das Thema sprechen um sicherzustellen, dass daraus nichts Größeres wächst."

Lauda: "Lewis kann sich durchsetzen. Das will ihm auch keiner nehmen. Aber heute hätte er ein bisschen mehr Luft lassen können." Hamilton selbst ging unmittelbar nach dem Rennen nicht groß auf die kontroverse Situation ein. Der dreifache Weltmeister hatte verständlicherweise anderes zu erzählen nach dem großen Triumph. "Das war keine Absicht", sagte er. "Wir fuhren beide sehr tief in die Kurve hinein. Und da war nun einmal der Grip."

Nico Rosberg steckte beim Start gegen Hamilton zurück, Foto: Sutton
Nico Rosberg steckte beim Start gegen Hamilton zurück, Foto: Sutton

Lauda: "Das wird Nico richtig ärgern

Am Ende war die Berührung nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Rosberg kämpfte sich zurück und eroberte schließlich die Führung. Wäre da nicht dieser Ausritt in Runde 49 geschehen, der am Ende jegliche Bemühungen und ein ansonsten starkes Rennen von Rosberg zunichte machte.

"In Nicos Position würde ich mich jetzt erst mal richtig ärgern", sagte Lauda. "Nicht wegen des Fehlers in der ersten Kurve. Danach hat er ja alles richtig gemacht und aufgeholt. Das Ziel vor Augen, und dann macht er den Fehler. Das wird ihn richtig schmerzen bis morgen früh. Dann wird er es ablegen und in Mexiko wieder richtig angreifen."