Hinter den Kulissen der Formel 1 braut sich mächtig was zusammen. Ab 2017 könnte es eine einschneidende Regeländerung in der Königsklasse geben. Im Fahrerlager von Texas ist die Rede von der Einführung eines 2,2 Liter V6 Turbo-Motors übernächstes Jahr.

In einer Medienrunde mit Bernie Ecclestone am Freitagabend fragte Motorsport-Magazin.com, ob er sich über lautere Motoren in der kommenden Saison freuen würde. Die Antwort war verblüffend. "Wenn sie lauter sind, wären wir natürlich glücklich", sagte Ecclestone. "Das wollten wir so. Wir schauen nach einem anderen Motor. Warten wir es mal ab, vielleicht gibt es morgen etwas."

Cosworth als Motoren-Kandidat

Bernie behielt Recht. Am regnerischen Samstag gab der F1-Boss weitere Details zur geplanten Motoren-Revolution bekannt. Am kommenden Montag oder Dienstag solle laut dem Briten eine offizielle Pressemitteilung der FIA folgen, im gleichen Zuge eine Ausschreibung für die Suche nach einem unabhängigen Motorenlieferanten. Die neuen Billig-Motoren, die rund sechs Millionen Euro kosten sollen, wären angelehnt an die Aggregate aus der IndyCar-Serie. Cosworth gilt als möglicher Kandidat für den Deal.

Ecclestone über die neuen Motoren: "Sie haben wahrscheinlich mehr Leistung und verbrauchen mehr Sprit. Das bedeutet, so nehme ich an, dass es ein paar Änderungen im Reglement geben wird. Die waren sowieso schon für 2017 angedacht, das ist also nichts Neues." Sollten diese neuen Motoren wirklich eingeführt werden, müsste die FIA eine Lösung finden, um für einen vergleichbaren Wettbewerb zwischen Hybrid- und Nichthybrid-Motoren zu sorgen.

Nachtanken als Lösung

Ecclestone brachte dabei die Möglichkeit des Nachtankens ins Spiel. Hintergrund: Autos mit dem 2,2-Liter-Motor müssten mehr tanken als die Hybride und wären demnach wesentlich schwerer beim Start. Die Möglichkeit des Nachtankens wäre eine Lösung. "Vielleicht bekommen wir das Nachtanken für die, die es möchten, wieder zurück", sagte Ecclestone. "Wenn Leute einen Motor haben, der super-effizient ist, wollen sie das natürlich nicht. Sie müssen ja auch nicht."

Es dürfte klar sein, dass Mercedes und Ferrari alles andere als begeistert wären, sollte der Billig-Motor wirklich kommen. Schließlich haben die Hersteller in den vergangenen Jahren hunderte Millionen in die Entwicklung investiert. Ecclestone lapidar zum Gegenwind der Motorenbauer: "Das Geld, das sie für die Entwicklung ausgegeben haben, war für ihre Straßenautos."

Kein Druckmittel gegen die Hersteller?

Ecclestone sah kein Problem in einer Zwei-Motoren-Formel. Das habe es schließlich schon in der Vergangenheit der Formel 1 gegeben. "Wir hatten Leute mit Turbo-Motoren und welche ohne", blickte er zurück. "Das war kein Zwei-Klassen-System. Es war eine Wahl. Ich erwarte, dass sie weiter mit ihren Motoren fahren können und die anderen fahren eben mit den anderen Motoren."

Die Einführung des 2,2-Liter-Turbos sei laut Ecclestone kein Druckmittel gegen die Hersteller, die für ihre Motoren rund 18 Millionen pro Jahr verlangen – demnach das Dreifache des Billig-Turbos. Dieser sei mit Blick auf die Zukunft der Formel 1 vonnöten, so Ecclestone: "Es ist ziemlich einfach. Wenn wir das nicht machen, verlieren wir wahrscheinlich ein paar Teams. Das hat nichts damit zu tun, was die Leute aufrufen. Darüber haben wir keine Kontrolle, und das wollen wir auch nicht. Sie können verlangen, was sie wollen."

Wie geht es weiter mit Red Bull in der Formel 1?, Foto: Sutton
Wie geht es weiter mit Red Bull in der Formel 1?, Foto: Sutton

Bernie und Todt: Gemeinsame Sache

Der neue Billig-Motor wird als die gemeinsame Antwort von Ecclestone und FIA-Präsident Jean Todt auf die steigende Macht der Motorenhersteller in der Formel 1 angesehen. Ausgelöst worden war die Debatte rund um das Motorenproblem von Red Bull und Toro Rosso. Beide Teams stehen aktuell ohne Motor für 2016 da. Red Bulls Teamchef Christian Horner wollte sich in Austin nicht konkret äußern, ließ aber trotzdem aufhorchen.

Horner bot am Freitag viel Platz für Spekulationen, Foto: Sutton
Horner bot am Freitag viel Platz für Spekulationen, Foto: Sutton

Horner: Es wird alles deutlich sein

"Es gibt im Moment unheimlich viele Spekulationen", sagte Horner. "Aber wenn einmal alles finalisiert ist, wird alles sehr deutlich sein." Eine Anspielung auf die mögliche 2017er-Lösung mit komplett neuen Motoren? Horner räumte nun Gespräche mit Volkswagen über eine mögliche Zusammenarbeit ein, doch angesichts der VW-Krise rund um den Abgasskandal hätten sich diese zerschlagen.

Etwas nebulös sprach er jedoch von anderen Gesprächen, ohne näher auf den Kontaktpartner einzugehen. "Es gab andere Gespräche", so Horner. "Diese werden zweifelsfrei offensichtlich in der Zukunft. Dazu weitere Versprechungen, die gemacht worden sind." Am Freitag kamen erstmals Gerüchte auf, dass Red Bull im Jahr 2016 seine Motoren von Honda beziehen könnte. Dabei soll es sich um eine Übergangslösung handeln, wurde vermutet – um 2017 mit einem 2,2 Liter-Turbo anzutreten?

In diesen Tagen geht es hoch her in der Motoren-Thematik. Keiner der Beteiligten traute sich bislang zu einer konkreten Aussage. Nur die Rückkehr des alten V8-Motors scheint endgültig vom Tisch zu sein. Das ließ Horner zumindest durchblicken. "Statt zurückzublicken, sollten wir nach vorne schauen auf das, was der Motor der Zukunft sein wird", sagte er. "Es gibt im Moment starke Elemente, die verbessert werden können. Mir würde es sehr gefallen, wenn der Sound wieder lauter wird und die Entwicklungskosten sinken würden."

Welche Lösung wird Red Bull wohl präsentieren?, Foto: Sutton
Welche Lösung wird Red Bull wohl präsentieren?, Foto: Sutton

Ausstieg wohl kein Thema mehr

Ein Ausstieg von Red Bull und Toro Rosso aus der Formel 1 erscheint unterdessen immer unwahrscheinlicher. Horner betonte auf der Teamchef-Pressekonferenz am Freitag erneut, dass er alles in seiner Macht stehende unternehme, um den Betrieb in Zukunft aufrechtzuerhalten. "Für mich ist das keine Option", antwortete er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Wir müssen eine Lösung finden. Ich arbeite hart daran um sicherzustellen, dass das Team nächstes Jahr und darüber hinaus in der Startaufstellung steht und wettbewerbsfähig ist."

Trotz aller Bemühungen muss am Ende jedoch Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz entscheiden, wie und ob es weitergeht in der Formel 1. Horner war zuversichtlich, dass sich der mächtige Boss zur F1 bekennt. "Am Ende des Tages ist es natürlich sein Team", so Horner. "Ihm sind die Hingabe und die Fähigkeiten innerhalb des Teams bewusst. Er will eine Lösung finden, bei der es weitergeht. Er hat sich dazu bekannt, zu helfen. Hinter den Kulissen ist er natürlich in zahlreiche Gespräche eingebunden um zu versuchen, dies zu ermöglichen."