Nach dem Gewinn der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft beim letzten Rennen in Russland, könnte es für Mercedes am kommenden Wochenende in Austin erneut etwas zu feiern geben. Lewis Hamilton könnte bereits beim vierletzten Grand Prix der Saison den Titel fixieren, sofern die Konkurrenz in Person von Sebastian Vettel und seinem Teamkollegen Nico Rosberg mitspielt. Feiert Mercedes in der Reihenfolge Hamilton vor Rosberg einen Doppelsieg, ist der Brite abermals Champion.

Damit Hamilton in Austin Weltmeister wird, muss er...

  • ... mindestens zwei Punkte mehr als Nico Rosberg holen und gleichzeitig...
  • ... mindestens neun Punkte mehr als Sebastian Vettel holen
  • ... vor Rosberg und Vettel ins Ziel kommen
  • ... bei Ausfall von Rosberg und Vettel noch mindestens Fünfter werden
  • ... auf Rosbergs Schützenhilfe hoffen

"Ich weiß aus Erfahrung, dass in unserem Sport nichts erledigt ist, bis es wirklich soweit ist. Aus diesem Grund werde ich an diesem Wochenende nichts als selbstverständlich ansehen", denkt Hamilton trotz der hervorragenden Ausgangslage aber nicht an den vorzeitigen Gewinn seines dritten WM-Titels. "Mir bleiben vier Rennen, um die Weltmeisterschaft abzusichern, und es zählt nur, dass mir das bis zur Zieldurchfahrt in Abu Dhabi gelingt. Ich bin heiß darauf, auf die Strecke zu fahren, mein Bestes zu geben und wenn ich danach meinen dritten Stetson-Hut erhalten würde, wäre das fantastisch."

Rosbergs neues Ziel: Siege statt Titel

Rosberg liegt nach dem Ausfall in Russland nur mehr auf dem dritten Platz der Gesamtwertung und hat sich angesichts von 73 Punkten Rückstand auf seinen Teamkollegen vom Titelgewinn bereits verabschiedet. "Bei nur noch vier verbleibenden Rennen und einem großen Abstand zu Lewis ist es klar, dass der Titel für mich in weite Ferne gerückt ist", ist dem Deutschen bewusst. "Aber es gehört nicht zu meiner Art, aufzugeben oder kleinbeizugeben. Deshalb werde ich bis zuletzt Vollgas geben und dabei hoffentlich etwas Spaß an den letzten Rennwochenenden dieses Jahres haben."

Rosberg hat sich nun vorgenommen, so viele der ausstehenden Rennen wie möglich zu gewinnen, um die Saison versöhnlich zu beenden. "Ich möchte die kommenden Rennen genießen, da unser Silberpfeil so ein großartiges Auto ist, das mir bis zum Jahresende die Chance gibt, noch ein paar mehr Siege einzufahren", so der 30-Jährige. "In Austin kann man definitiv auch viel Spaß haben. Deswegen freue ich mich darauf, wieder dorthin zu kommen. Es ist super, auf dieser Strecke zu fahren. Im vergangenen Jahr habe ich dort die Pole geholt und diesmal kann ich auf eine richtig starke Performance vom vergangenen Wochenende in Russland zurückblicken. Wenn ich all das wiederholen kann, befinde ich mich in einer guten Ausgangslage."

Wichtig: Beide Fälle müssen eintreten, damit Hamilton in Austin Weltmeister wird, Foto: Motorsport-Magazin.com
Wichtig: Beide Fälle müssen eintreten, damit Hamilton in Austin Weltmeister wird, Foto: Motorsport-Magazin.com

Wolff fordert: Jedes Detail muss stimmen

Hamilton und Rosberg statteten nach dem Russland GP gemeinsam mit der Teamführung rund um Toto Wolff der Fabrik im britischen Brackley einen Besuch ab, um mit den zahlreichen Mitarbeitern den Gewinn des Konstrukteurs-Titels zu feiern. "Jetzt verbleiben uns noch vier Rennen, um unsere Ziele für 2015 zu komplettieren. Denn noch ist der Fahrertitel nicht entschieden", betont Wolff. "Für Lewis ist er jedoch zum Greifen nah. Ich weiß allerdings, dass er sich nur darauf konzentriert, das nächste Rennen zu gewinnen."

Auch für Rosberg hat der Österreicher einige warme Worte über. "Bei Nico spielte Pech in diesem Jahr eine große Rolle und er hat nun einen sehr steilen Berg zu erklimmen", so Wolff. "Aber er ist ein Kämpfer und wir haben oft gesehen, wie er bis zum bitteren Ende gekämpft hat."

Gleichzeitig ist dem Österreicher bewusst, dass es mit Sebastian Vettel eine dritte Variable in der Weltmeistergleichung gibt, die es zu berücksichtigen gilt. "Wir als Team müssen absolut sicherstellen, dass unsere Fahrer alles zur Verfügung haben, damit am Ende ein Silberpfeil ganz oben steht", lautet die Forderung des Mercedes-Motorsportchefs. "Zwei Ausfälle in den vergangenen drei Rennen entsprechen nicht unserem Standard und wir müssen gewährleisten, dass jedes noch so kleine Detail stimmt, um ihnen diese Möglichkeit zu geben."

Mercedes: US-Bilanz

Mercedes in den USA: Die Silberpfeile waren 2012 als Werksteam zum ersten Mal in den Vereinigten Staaten unterwegs. Nico Rosberg als 13. und Michael Schumacher als 16. verpassten die Punkte damals deutlich. Im Jahr darauf lief es hingegen besser: Während Rosberg Neunter wurde, erreichte Lewis Hamilton den vierten Rang. Der ganz große Wurf sollte in Vorsaison gelingen - Hamilton und Rosberg feierten für Mercedes einen Doppelsieg.

Hamilton peilt den dritten Austin-Sieg an, Foto: Sutton
Hamilton peilt den dritten Austin-Sieg an, Foto: Sutton

Lewis Hamilton in den USA: Die Bilanz des Briten in den USA ist nahezu makellos. Hamilton konnte bei drei seiner bisherigen vier Starts in den Vereinigten Staaten gewinnen, lediglich 2013 verpasste er als Vierter die oberste Stufe des Podiums.

Nico Rosberg in den USA: Rosbergs Bilanz liest sich hingegen deutlich weniger gut. Der Deutsche schaffte im Vorjahr als Zweiter zum ersten Mal den Sprung auf das Podium, zuvor hatten zwei neunte Plätze das Maximum dargestellt.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Es wäre keine sonderlich große Überraschung, würde sich Lewis Hamilton bereits in Austin zum Weltmeister krönen. Der Brite fühlt sich, wie die Vergangenheit zeigt, auf dem Circuit of the Americas pudelwohl, zudem dürfte der Silberpfeil auch in den USA das Maß der Dinge sein. Ein Doppelsieg, der den Titelgewinn bedeuten würde, liegt mehr als nur im Bereich des Möglichen. (Philipp Schajer)