Der Automobilweltverband FIA hat die sportlichen und technischen Regularien für die Formel-1-Saison 2016 veröffentlicht. Darin sind einige neue Vorschriften enthalten, die sich besonders mit der aktuellen Thematik der Motoren beschäftigen. So ist laut den Regularien der Einsatz von Vorjahres-Motoren, wie es bei Red Bull und Ferrari diskutiert und bei Manor Marussia derzeit praktiziert wird, ausgeschlossen.

"Nur Power Units, welche durch die FIA in Übereinstimmung mit Anhang 4 homologiert wurden, dürfen an einem Event der Formel-1-Weltmeisterschaft (...) teilnehmen", heißt es in Artikel 23.5 der sportlichen Regularien. Anhang 4 besagt, dass jeder Hersteller bis zum 28. Februar eines jeden Jahres seine Power Unit neu homologieren lassen muss. Diese Regelung gilt bis 2020. Eine Homologation einer zweiten Power Unit ist nicht möglich.

Die Zukunft von Red Bull ist aktuell komplett offen, Foto: Sutton
Die Zukunft von Red Bull ist aktuell komplett offen, Foto: Sutton

Weiterentwicklung während der Saison ausgeschlossen

Damit ist zum einen ausgeschlossen, dass Teams auf Vorjahresmotoren eines Herstellers zurückgreifen können, zum anderen ist auch eine Aufweichung des "engine freeze" zur Weiterentwicklung der Power Units während der Saison vom Tisch. In Absatz 5 des Anhangs heißt es: "Ein Hersteller darf bei der FIA eine Modifikation der Power Unit erbeten, die sich ausschließlich entweder auf die Zuverlässigkeit, Sicherheit oder Kostensenkung bezieht." Eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Power Unit ist somit ab dem 28. Februar nicht mehr möglich. Zudem wird ein zusätzliches Auspuffrohr eingeführt, um die Lautstärke der Motoren zu erhöhen und damit den Stimmen entgegenzukommen, die die aktuellen Motoren als zu leise kritisierten.

Eine kleine Hintertür gibt es aber dennoch. Artikel 1.2 sagt, dass diese Regeln noch geändert werden können, wenn alle Teams, die 2016 an der Formel 1 teilnehmen, dies einstimmig beschließen. So soll eine endgültige Entscheidung über Vorjahresmotoren wohl beim nächsten Meeting der F1-Kommission gefällt werden.

Wird noch ein Rennen gestrichen?

Ein ebenfalls interessanter Punkt betrifft den Kalender. Nach jetzigem Stand wird 2016 die Rekordzahl von 21 Rennen durchgeführt. In Artikel 5.4 der Regularien ist jedoch festgehalten, dass pro Saison maximal 20 Rennen ausgetragen werden dürfen. Inwieweit sich dieser Artikel auf die endgültige Fassung des Kalenders auswirken und eines der vorgesehenen Rennen doch noch gestrichen wird, entscheidet sich spätestens im Dezember, wenn der World Motor Sport Council den endgültigen Rennkalender der Saison 2016 verabschiedet.

Weitere Neuerungen im Reglement:

Jedes Auto muss zum Zweck der Unfallanalyse sowohl an Rennwochenenden als auch bei offiziellen Testfahrten mit einer Highspeed-Kamera ausgestattet sein. Zudem muss jeder Fahrer in Zukunft im Ohr einen Beschleunigungsmesser tragen, der ebenfalls der Unfallanalyse dient. Nach jedem Unfall oder Vorfall müssen die Daten der FIA zur Verfügung gestellt werden. Angaben zur Unfallursache werden nur in Form eines zwischen der FIA und dem betreffenden Team abgestimmten Berichts erfolgen.

Neue Bestimmungen gibt es auch in punkto Sperrstunde. Während zweier Phasen von jeweils acht Stunden dürfen sich die Teammitglieder, die direkt am Auto arbeiten, nicht an die Strecke begeben. Die Phasen beginnen elf Stunden vor dem Start des ersten beziehungsweise dritten Freien Trainings. Ausnahmen gibt es nur in Monaco aufgrund seines speziellen Zeitplans mit dem Training am Donnerstag. Wenn dort zwischen dem Ende des zweiten Freien Trainings und dem Beginn der zweiten 'Sperrphase' mehr als neun Stunden liegen, wird die Zeit auf die zweite 'Sperrphase' aufgeschlagen.

Eine Unfallkamera ist ab 2016 Pflicht, Foto: Sutton
Eine Unfallkamera ist ab 2016 Pflicht, Foto: Sutton

Um das Thema Freizeit geht es auch bei den Änderungen zur Sommerpause. Die Fabriken müssen entweder im Juli oder im August an 14 aufeinander folgenden Tagen geschlossen sein, wenn zwischen zwei Rennen mindestens 24 Tage liegen. Wenn zwei Events nur durch 17 Tage voneinander getrennt sind, müssen die Fabriken nur 13 Tage am Stück schließen.

Eine kleine Änderung gibt es auch bei den Trainingsreifen, die bislang nur in der ersten halben Stunde des ersten Freien Trainings zum Einsatz kamen, um für mehr Action auf der Strecke zu sorgen. Danach mussten sie wieder an Pirelli zurückgegeben werden. Die Prozedur wurde für 2016 auf 40 Minuten ausgedehnt.

Fernando Alonso wurde in Sochi wegen Verlassens der Strecke bestraft, Foto: Sutton
Fernando Alonso wurde in Sochi wegen Verlassens der Strecke bestraft, Foto: Sutton

Die Fahrer werden im Reglement für 2016 zudem zu mehr Disziplin ermahnt. Sie müssen künftig jeden vernünftigen Aufwand aufbringen, um auf der Strecke zu bleiben und dürfen die Streckenbegrenzungen nur aus berechtigtem Grund verlassen.

'First come, first serve' heißt es 2016, wenn es um Strafen für Motor- oder Getriebewechsel nach dem Qualifying geht. Wer den Wechsel zuerst anmeldet, wird bei der Strafversetzung 'bevorzugt', also als Erster strafversetzt und rückt durch die Strafen für andere Fahrer dann gegebenenfalls nach vorne.

Klargestellt wurde auch, in welchen Fällen bei Wiederaufnahme eines Rennens das Safety Car überholt werden darf. Zum einen darf ein Fahrer vor dem Überqueren der ersten Safety-Car-Linie seine Startposition zurückholen, wenn er zu spät aus der Fast Lane kommt. Gelingt ihm das nicht rechtzeitig, muss er wieder in die Boxengasse fahren und darf erst am Rennen teilnehmen, wenn alle anderen die Boxenausfahrt passiert haben, ansonsten erhält er eine Strafe. Zudem dürfen Piloten überholt werden, die ihre Position in der Fast Lane nicht rechtzeitig verlassen.