Die Katze ist aus dem Sack: Romain Grosjean verlässt Lotus und fährt in der kommenden Saison für das neugegründete Haas F1 Team. Das gab der Rennstall am Dienstag auf einer Pressekonferenz am Firmensitz in Kannapolis bekannt, an der Teambesitzer Gene Haas, Teamchef Günther Steiner und Romain Grosjean teilnahmen.

Die Verpflichtung des Franzosen kommt nicht wirklich überraschend. In der vergangenen Wochen zeichnete es sich immer mehr ab, dass Grosjean Lotus verlassen würde, selbst wenn die Übernahme durch Renault immer wahrscheinlicher wird.

Haas: Grosjean Teil eines großen Plans

"Wir haben nach einem erfahrenen Fahrer gesucht und Romain war ein Kandidat von ihnen. Romain ist Teil eines langfristigen Plans", sagte Teambesitzer Gene Haas. "Ich habe von dem Projekt vor einigen Jahren über die Medien erfahren und ich mag die neue Herangehensweise des Teams", erklärte Romain Grosjean seine Entscheidung. Über die Vertragslaufzeit wurden keine Details bekanntgegeben.

Für Grosjean, der - wie auch Nico Hülkenberg - immer wieder mit Ferrari in Verbindung gebracht wurde, könnte Haas ein Sprungbrett zur Mythosmarke sein. Haas geht 2016 mit Ferrari-Motoren an den Start und bezieht auch einige Chassis-Teile aus Maranello. Würde das Reglement weitere zugekaufte Teile erlauben, würde Haas wohl noch enger mit Ferrari kooperieren, als das der Fall ist.

Romain Grosjean macht keinen Hehl daraus, dass die enge Verbindung zwischen Haas und Ferrari auch ein Grund für diese Entscheidung war: "Ich mag die Partnerschaft mit Ferrari und die Tatsache, dass sie langsam aber stetig wachsen soll."

Für Haas ist aber nicht nur die Kooperation mit Ferrari entscheidend für den Erfolg. Der US-Amerikaner konnte einige neue Teams in der Formel 1 scheitern sehen. Daraus hat er gelernt: "Unsere Strategie ist anders als die der letzten neuen Teams. Sie hatten nur sechs Monate ein ganzes Team aufzustellen. Sie hatten nicht genug Zeit, um ihre Autos zu bauen und waren dann zeitlich zurück.

"Entwickeln und Rennen fahren gleichzeitig ist fast unmöglich", weiß Haas. "Wir haben uns mehr Zeit genommen, um das Auto vorberieten und eine Partnerschaft mit Ferrari und eine Basis in England aufzubauen. Wenn wir im Grid stehen, werden wir kein Auto entwickeln, sondern fertig sein. Wir werden sogar schon am 2017er Auto arbeiten."

Die Ziele des jungen Teams sind deshalb besonders ambitioniert. "Ich habe zehn Jahre in Enstone verbracht und es wäre einfach gewesen, dort zu bleiben. Aber ich will Rennen und Meisterschaften gewinnen und bei Haas gibt es eine gute Möglichkeit", meint Grosjean.

Gespräche mit Grosjean seit Barcelona

Gene Haas und Günther Steiner haben sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. "Wir haben lange geschaut, um den richtigen Fahrer zu finden. Wir wollten einen Fahrer mit Erfahrung, der aber hungrig ist, den Weg mit uns zu gehen", erklärte Steiner.

Mit Grosjean befasste man sich schon längere Zeit. "Die Gespräche mit seinem Management haben schon in Barcelona begonnen", verrät der Südtiroler. Dabei ging es nicht nur um die fahrerischen Qualitäten von Grosjean: "Wir haben mit Technikern darüber gesprochen, wie Romain ein Auto entwickeln kann. "

Steiners Lehren: "Er kennt die Technik sehr gut. Er gibt starkes und spezifisches Feedback darüber, wie sich das Auto verhält. Wenn wir unser Auto beim Testen und während der Saison entwickeln, wird sein Verständnis wichtig sein."

"Ich denke, wir haben den richtigen gefunden", meint Steiner. "Er ist aggressiv genug, aber nicht mehr so jung, dass er unerfahren ist, wodurch wir Zeit mit Rookiefehlern verlieren würden. Wir haben den besten für uns gefunden."

Zweites Haas-Cockpit noch zu haben

Unterhält sich Romain Grosjean hier mit Günther Steiner über seinen Teamkollegen?, Foto: Sutton
Unterhält sich Romain Grosjean hier mit Günther Steiner über seinen Teamkollegen?, Foto: Sutton

Für den Franzosen ist Haas F1 erst das zweite Team in seiner Formel-1-Karriere. Alle 78 Grands Prix startete der 29-Jährige für Renault und dessen Nachfolgerteam Lotus. Bisher erzielte er 280 Punkte und stand bereits zehnmal auf dem Podium. Lediglich der Sprung auf das höchste Treppchen blieb ihm bisher verwehrt.

Das zweite Cockpit bei Haas ist noch nicht vergeben. Der Teambesitzer schließt aber einen heimischen Piloten aus. "Wir hatten viel Druck, einen amerikanischen Fahrer zu engagieren. Aber einen Rookie-Fahrer bei einem Rookie-Team passt nicht. Als amerikanischer Hersteller wollen wir zeigen, dass wir in der stärksten Rennserie der Welt mithalten können. Unser Ziel ist es nicht, den amerikanischen Weg zu gehen, sondern erfolgreich zu sein."

Über Haas F1: Das Haas F1 Team gibt 2016 sein Debüt in der Formel 1. Es ist das erste amerikanische Formel-1-Team seit 1986. Das Team wurde von Unternehmer Gene Haas gegründet und sitzt - wie das erfolgreiche Nascar-Team Stewart-Haas Racing - in Kannapolis. Haas ist Gründer der Firma Haas Automation, dem größten CNC-Fräsmaschinenhersteller in Nordamerika.