Erst zum zweiten Mal stand Nico Rosberg in dieser Saison auf Pole Position. Während der Deutsche Startplatz eins beim Spanien GP auch in einen Sieg ummünzen konnte, waren im japanischen Suzuka seine Siegchancen schon nach etwas mehr als 500 Meter dahin. Rosberg fiel nicht nur hinter Teamkollege Lewis Hamilton zurück, sondern verlor auch noch Plätze an Valtteri Bottas und Sebastian Vettel.

Dabei war Rosbergs Start gar nicht so schlecht. Die entscheidenden Positionen verlor er erst in Kurve zwei. Hamilton setzte sich in T1 neben ihn und verteidigte anschließend seine Innenbahn. Dadurch musste Rosberg weit nach außen, kam auf den Kerb und war anschließend sogar mit allen vier Reifen auf dem Rasenteppich neben der Strecke. So kamen auch Vettel und Bottas vorbei.

Rosberg kam am Start nicht so schlecht weg, Foto: Sutton
Rosberg kam am Start nicht so schlecht weg, Foto: Sutton

"Es war sehr eng gegen Lewis in der Kurve und am Kurvenausgang musste ich die Strecke verlassen, um eine Kollision zu vermeiden", schilderte Rosberg die Situation aus seiner Sicht. "Dadurch verlor ich an Geschwindigkeit und fiel bis auf Platz vier zurück. Dadurch habe ich das Rennen letztendlich verloren."

Doch hätte Hamilton wirklich so hart gegen den eigenen Teamkollegen gegen halten müssen? Schließlich riskierte der Brite damit einen teaminternen Konflikt. Hätte Rosberg nicht wieder einmal nachgegeben, hätte die Situation für Mercedes böse ausgehen können.

Hamilton bog innen als Erster in T1 ein, Foto: Sutton
Hamilton bog innen als Erster in T1 ein, Foto: Sutton

Also Rüpel Hamilton, Softie Rosberg? "Es kommt gar nicht so sehr auf die erste Kurve an", meint Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner. "Rosberg muss den Start gewinnen, dann stellt sich diese Frage gar nicht. Wenn du in Suzuka auf Pole stehst, musst du das umsetzten. Die Frage lautet, warum Rosberg so schlecht wegkommen ist, ob es ein technisches Problem war oder ein Bediengungsfehler."

Rosberg stark von der Linie

Zunächst wusste auch Mercedes nicht genau, wo das Problem bei Rosberg lag. Die Reaktionszeit des Deutschen war gut. "Beide Autos kamen anfangs auch gut weg", bestätigt Mercedes Motorsportchef Toto Wolff. "Aber Nico hatte ein Problem, weil die Power Unit zu heiß wurde." Deshalb stand Rosberg beim Sprint zu Kurve eins nicht die volle Leistung zur Verfügung.

"Es hatte mit der Temperatur zu tun", erklärt Wolff. "Er hatte etwas weniger Leistung wegen eines temperaturbedingten Problems. Wir wissen aber nicht, ob es am Fahrer liegt. Es hat ihn in den Kurven eins und zwei betroffen."

Die Mercedes-Piloten kamen sich bedenklich nahe am Start, Foto: Sutton
Die Mercedes-Piloten kamen sich bedenklich nahe am Start, Foto: Sutton

Auch später im Rennen musste Rosberg noch etwas Leistung zurückschrauben. Nachdem er für die erste Attacke auf Valtteri Bottas noch Extra-Leistung bekam, forderte ihn seine Crew schnell auf, wieder Leistung wegzunehmen. "Deine Motortemperaturen sind zu hoch, das verursacht einen Schaden", hieß es am Funk.

Auch Lewis Hamilton hatte - ungeachtet der TV-Kameras - an der Spitze mit Problemen zu kämpfen. Auch bei ihm gingen die Temperaturen zu stark nach oben. Entgegen des Wetterberichts war das Wetter am Sonntag in Suzuka gut, Lufttemperaturen von 28,6 Grad wurden in der Spitze gemessen. Gut möglich, dass Mercedes das bei der Auslegung der Kühlöffnungen unterschätzte.

Rosberg musste auf den Kunstrasen ausweichen, Foto: Sutton
Rosberg musste auf den Kunstrasen ausweichen, Foto: Sutton

Doch trotzdem stellt sich die Frage, ob Lewis Hamilton am Start seine Position so aggressiv verteidigen musste. "Ich hatte nicht das Gefühl, dass es so eng war. Die Innenlinie ist die Innenlinie, deshalb war es meine Kurve. Wir waren sehr, sehr nah aneinander und ich hatte Untersteuern, weshalb ich Grip verlor. Ich konnte mir schon vorstellen, dass Nico die Straße ausgehen würde, aber das passiert, wenn du außen bist", kommentierte Hamilton nüchtern.

Wolff: Rosberg nicht zu weich

Die Chefetage kam dabei schon etwas stärker ins Schwitzen. "Sie gingen Seite an Seite in die erste Kurve. Es war gut, beide auf der anderen Seite auch wieder in einem Stück herauskommen zu sehen", schilderte Paddy Lowe die Szene aus seiner Sicht. "Ich würde jetzt keinem die Schuld geben", meinte Niki Lauda. "weder positiv noch negativ - so ist das Rennfahren nun mal. Aber die beiden werden sicher kurz darüber diskutieren."

Rosberg zeigte später ein starkes Manöver gegen Bottas, Foto: Sutton
Rosberg zeigte später ein starkes Manöver gegen Bottas, Foto: Sutton

Mercedes Motorsportchef Toto Wolff sah das nicht ganz so gelassen. "Nico hält auf der Außenseite stark dagegen, aber das ist natürlich schwer - eine schwierige Situation. Die Frage ist, ob man zu zweit durch dieses Eck fahren kann oder nicht. Wir müssen die Szene genau analysieren, bevor wir etwas sagen."

Wolff warnte allerdings davor, der Szene zu viel Beachtung zu schenken: "Ich glaube nicht, dass es irgendetwas damit zu tun hat, ob man weich ist oder nicht. Es ist sehr schwierig, gegen deinen Teamkollegen zu kämpfen. Wir haben danach ein großartiges Überholmanöver gegen Bottas gesehen."

Nun interessiert uns Ihre Meinung: War Rosberg zu nachgiebig? Darf er sich im WM-Kampf nicht so einfach geschlagen geben? Oder war Hamilton einfach zu aggressiv? Schreiben Sie uns Ihre Meinung in den Kommentaren und stimmen Sie ab.