Liebe motorsport-magazin.com-Leserschaft,

Es ist kaum zu glauben, aber wir haben mittlerweile bereits drei Formel 1 Rennen hinter uns. Der zurückliegende Bahrain GP war dabei mit seinen vielen Duellen sehr schön und super interessant anzusehen.

Das Wochenende des Bruders

Nick blieb im Qualifying ohne Fehler und ist super gefahren. Was wohl auch daran lag, dass nach dem dritten Platz von Malaysia der Druck ein bisschen weg war. Mehr war im Qualifying einfach nicht drin. Beim Start ins Rennen hat er dann etwas Pech gehabt.

Der Motorschaden war ebenfalls etwas ernüchternd, aber das kann anderen genauso passieren, wenn die Triebwerke bei dieser Hitze ausgereizt sind. Und Nick war zudem der einzige Fahrer, der sowohl in Malaysia als auch Bahrain mit dem gleichen Motor fahren musste. Ansonsten wären sicherlich Punkte drin gewesen und vielleicht sogar ein dritter oder vierter Platz, da die anderen ja auch einige Fehler gemacht haben.

Entsprechend ist es auf dieser Strecke sehr wichtig gewesen fehlerfrei durchzufahren, da ein kleiner Verbremser oder ein zu spätes Einlenken sofort bestraft werden. Wie anspruchsvoll die Strecke und die hohen Temperaturen sind, war auch an den vielen Ausfällen sowie vor allem Fahrerfehlern zu erkennen.

Der Ersatzmann

Pedro de la Rosa hat es in einem schönen und spannenden Rennen immer wieder probiert seine Gegner zu überholen, aber gerade im Zweikampf mit Mark Webber hat er es leider zu oft außen versucht, bis er bemerkt hat, dass es wirklich nur innen vorbei geht.

Dabei war der Spanier allerdings eine ganze Ecke schneller als Webber und fuhr entsprechend verdient auch die schnellste Rennrunde. Dass zeigt wie viel Gas man geben muss, um an einem Kontrahenten vorbei zu kommen. Für die Zuschauer war dies jedenfalls richtig toll anzusehen.

Insgesamt hat sich Pedro sehr stark verkauft. Es ist klar, dass ihm etwas Rennerfahrung fehlt, aber seine Leistung war schon sehr, sehr ordentlich. Ebenso ordentlich war auch der erste Auftritt von Alex Wurz im neuen Wagen, wobei ich schon vorher darauf gewettet habe, dass der Österreicher am Freitag Bestzeit fahren würde.

Die Silberne Pace

De la Rosas Team bewies damit auf alle Fälle, dass sie die berüchtigte Rennpace tatsächlich haben, was Kimi Räikkönen schon in Malaysia mit einer schnellsten Rennrunde bewiesen hatte. Allerdings ist es komisch, dass sie bislang gegen Rennende meistens schneller als am restlichen Rennwochenende sind.

Sie können ihren Speed irgendwie nicht richtig konstant umsetzen und verkaufen sich derzeit einfach unter Wert. Einerseits fehlt ihnen ein bisschen das Glück, andererseits setzen sie immer auf einen ziemlich schweren Tank - aber über die gesamte Saison gesehen, werden sie sicherlich noch schneller.

Interessant zu sehen sein wird, wie lange Juan Pablo Montoya nun aussetzen muss, weil er über seinen Tennisball gefallen ist - oder eben auch nicht...

Die Japaner

Für die Leistung von B·A·R fällt mir derweil nur noch ein Wort ein: Katastrophe. Fast genauso schlimm ist es jedoch um die Ansprüche des Teams bestellt, welches immer noch daran glaubt viele Rennen gewinnen zu können. Und das können sie sich mit solchen Leistungen abschminken.

Ganz anders verhält es sich bei den anderen Japanern von Toyota. Hier stellt sich natürlich die Frage, ob die Weiß-Roten den ganzen Winter so sehr geblufft haben oder ob das neue Aerodynamikpaket tatsächlich um so viel besser ist als das ursprüngliche Paket des TF105.

Denn nach drei Rennen auf drei unterschiedlichen Kursen, kann man fast schon sagen, dass sich die Köln-Marsdorfer vorne etabliert haben. Entsprechend haben sie bewiesen, dass Malaysia keine Eintagsfliege gewesen ist. Toyota hat also auf jeden Fall einen guten Job gemacht.

Zudem ist es natürlich besonders schön, wenn endlich auch einmal jemand anderes vorne mit dabei ist. Besonderes Lob verdient sich auch Jarno Trulli, der zeigt wie gut er ist und Ralf Schumacher weitestgehend in den Schatten stellt.

Damit beweist der Italiener allerdings auch, dass die Probleme bei Renault in der zweiten Jahreshälfte 2004 nicht ganz mit rechten Dingen zu erklären sind.

Das Kräfteverhältnis

Nach drei absolvierten Rennen steht weiterhin Renault in der Leistungstabelle ganz vorne. Vom Rennspeed her folgen danach schon wieder Ferrari und McLaren. In Bahrain sah es so aus, als ob dahinter direkt Toyota und Williams folgen.

Den Weiß-Blauen scheint es momentan noch etwas an Speed zu fehlen, wobei sie bereits in den vergangenen Jahren bewiesen haben, dass sie im Verlaufe einer Saison noch stark aufholen und zulegen können.

Die Roten

Bei Ferrari muss man ganz klar auf der positiven Seite vermerken, dass sie schneller sind als mit dem alten Auto. Aber generell scheint trotzdem noch immer der Wurm drin zu sein.

Sie versuchen zwar die Probleme etwas herunterzuspielen, aber die große Überlegenheit des letzten Jahres ist natürlich nicht mehr da. Und diese wird wahrscheinlich auch nicht mehr so schnell wiederkommen. Sie werden zwar in diesem Jahr noch Rennen gewinnen, aber WM-Favorit sind sie für mich nicht mehr.

Ob sich das Risiko gelohnt hat, den neuen Wagen um einen Monat vorzuziehen, bleibt dahingestellt, die Reifen waren jedenfalls schon einmal eine ganze Ecke besser als noch in Sepang, wobei ihnen noch immer etwas fehlte. Bis Imola könnte sich dies aber schon wieder ändern.

Der Ausblick auf Imola

In San Marino wird Ferrari deshalb wieder vorne mit dabei sein. Ob Renault auch dort überlegen sein wird, ist schwer zu sagen, aber das Rennwochenende wird ähnlich spannend wie die ersten drei Grand Prix sein.

Diese waren besser und vor allem spannender als in den letzten Jahren. Es sind neue Gesichter und neue Teams vorne und dadurch macht es wieder sehr viel mehr Spaß zuzuschauen!