Bildet die unklare Motorenfrage des Red-Bull-Teams die Chance für Volkswagen, in die Formel 1 einzusteigen? Eddie Jordan glaubt fest daran und sieht VW nicht nur als Motorenlieferanten, sondern als Teambesitzer. "Red Bull und VW führen seit über einem Jahr On-Off-Gespräche, und ich verstehe es so, dass das Fundament für den Verkauf des Teams nun gelegt wurde", so Jordan. Der ehemalige Teamchef und heutige BBC-Experte sieht Red Bull dabei als Hauptsponsor des Teams. "Ein Arrangement, wodurch VW der vierte große Hersteller in der Formel 1 wird und Red Bull die Vorzüge eines großen Sponsorings genießt, kommt beiden Seiten entgegen", meint er.

Nach der Trennung von Renault steht Red Bull momentan ohne Motorenlieferanten für die kommende Saison da. Dr. Helmut Marko stellte in Singapur klar: "Wenn wir keinen konkurrenzfähigen Motor haben, ist Red Bull 2016 nicht mehr in der Formel 1." Die Frage stellt sich: Wenn Red Bull tatsächlich das Vorhaben verfolgen würde, sein Team mittelfristig zu verkaufen, warum droht man dann bereits jetzt mit Ausstieg?

Machtkampf bei VW als Schlüssel?

Diskussionen über einen Einstieg Audis (gehört zum VW-Konzern) gab es schon häufiger, wie die BBC berichtet, sollen die Gespräche in der Führungsetage des Konzerns jedoch am Veto des ehemaligen Aufsichtsrats-Vorsitzenden Ferdinand Piech gescheitert sein. Dieser ist jedoch nicht mehr im Amt, stattdessen leitet nun Martin Winterkorn die Geschicke des Unternehmens.

Winterkorn äußerte sich nach dem Österreich GP jedoch reserviert bezüglich eines Formel-1-Einstiegs. "Das ist momentan nicht wirklich interessant für uns. Der Große Preis von Österreich vergangenes Wochenende war ernüchternd genug. Da fehlt die Spannung", sagte er damals nach einem eher faden Rennen in Spielberg, während kurz zuvor Audi und Porsche in Le Mans ein tolles Duell zeigten.

Mateschitz spricht von Übergangsphase

Für ein mögliches VW-Engagement spricht allerdings die Aussage von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz, der eine Partnerschaft mit Ferrari als eine "für die nächsten zwei, drei Jahre sehr akzeptable Lösung" bezeichnete. Genau dieser Zeitraum würde vergehen, bis der Verkauf des Teams abgewickelt wäre. Und bis dahin würde sich Red Bull, so Mateschitz, in besseren Gefilden des Feldes aufhalten. "Wenn Ferrari als Werkteam mit Vettel den Titel nicht schafft, wird es für uns auch nicht möglich sein. Aber wir können in die ersten drei Startreihen und von dort aufs Podium fahren", sagte er den Salzburger Nachrichten.

Einen Ausstieg im kommenden Jahr allerdings will auch er nicht ausschließen. Die Belegschaft des Teams müsse sich keine Gedanken machen. "Sollten wir die Formel 1 verlassen, werden unsere Mitarbeiter keinesfalls arbeitslos, sondern von uns mit anderen Aufgaben weiterbeschäftigt", sagte er. Vielleicht gilt das aber auch für eine mögliche Mitarbeit im neuen VW-Werksteam...?

VW beteiligt sich nicht an Spekulationen

Volkswagen wollte die Gerüchte über eine etwaige Übernahme von Red Bull vorerst nicht weiter kommentieren. "Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns an solchen Spekulationen nicht beteiligen möchten", erklärte ein Konzernsprecher am Samstag.