Was die Spatzen schon seit einiger Zeit von den Dächern pfiffen, ist seit der IAA in Frankfurt offiziell: Renault-Konzernchef Carlos Ghosn gab bekannt, dass die Franzosen Red Bull und Toro Rosso 2016 nicht mehr mit Motoren ausrüsten werden. Am Rande des Großen Preises von Singapur bestätigt dies nun auch Red-Bull-Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko.

"Das ist intern schon früher festgestanden, wir sind gerade dabei an einer freundschaftlichen Abwicklung zu arbeiten", erklärte der Österreicher im Gespräch mit dem ORF. "Man ist sich klar, dass es keine Zusammenarbeit geben wird. Details werden verhandelt, wir sind auf einem guten Weg."

Da Mercedes eine Absage erteilt hat, bleibt als einzig realistische Option für Red Bull nur mehr Ferrari. Gespräche mit der Scuderia fanden bereits statt. Derzeit wartet Red Bull auf eine Antwort von Ferrari, wobei Marko klarstellte, dass das britisch-österreichische Team keine B-Version, also eine schwächere Power Unit als jene, die das Werksteam einsetzt, akzeptieren werde.

"Wenn wir keinen konkurrenzfähigen Motor haben, ist Red Bull 2016 nicht mehr in der Formel 1", hielt Marko im Namen von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz unmissverständlich fest, dass es das einst so erfolgreiche Team leid ist, nur mehr hinterherzufahren. Schließlich sei der Motor seit dem 2014 eingeführten Reglement der entscheidende Faktor und wichtiger als das Chassis.

Toro Rosso unter Zeitdruck

Der Formel-1-Ausstieg würde nicht nur Red Bull, sondern auch das kleine Schwester-Team Toro Rosso betreffen, das ebenfalls Renault-Motoren einsetzt. Einen Unterschied gibt es jedoch: Während es bei Red Bull laut Marko keine Deadline für einen neuen Motorendeal gibt, ist das zeitliche Korsett bei Toro Rosso enger. "Je früher, desto besser, aber wir haben auch Kapazitäten, kurzfristig zu agieren", könnte RBR auch mit einem späten Vertragsabschluss leben.

Weshalb es zu keinem Vertrag mit Mercedes kam, wollte Marko nicht beantworten. "Da fragt man besser Toto Wolff, warum das gescheitert ist", so der Österreicher. "Aber es steht schon seit einiger Zeit fest."

Wolff: Es gibt viele Gründe

Wolff ließ sich daraufhin nicht lange bitten. "Wir haben intern die eine oder andere Diskussion geführt, ob es sinnvoll ist oder nicht, und sind zum Schluss gekommen, es nicht machen zu wollen", erklärte der Mercedes-Motorsportchef. "Es gibt viele Gründe. Wir haben uns 2009 entschlossen, mit einem Werksteam in die Formel 1 zu kommen und alle Ressourcen darauf zu konzentrieren. Wir haben uns auch entschlossen, Teams wie Williams und Force India auszurüsten, alles andere wäre aber eine Verzettelung."

Trotz der Absage hofft man bei Mercedes, dass sich Red Bull nicht zurückzieht. "Wir wollen natürlich nicht, dass Red Bull aussteigt. Sie sind ein fixer Bestandteil der Formel 1 und eine tolle Marke, aber aus Mercedes-Sicht wurde eine Entscheidung getroffen", so Wolff. Sehr wohl ein Thema ist hingegen eine Kooperation mit Manor, wo im Gegenzug Nachwuchspilot Pascal Wehrlein geparkt werden könnte.

Red Bull nimmt seit 2005 an der Formel-1-Weltmeisterschaft teil. Das aus Jaguar hervorgegangene Team gewann je vier Mal die Fahrer- und Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Toro Rosso wurde ein Jahr später ins Leben gerufen, um die Nachwuchspiloten aus dem Red-Bull-Junior-Programm an die Formel 1 heranzuführen.