Auf Roberto Merhi wartete am Flughafen von Singapur eine unschöne Überraschung. Laut eigener Aussage habe er erst nach seiner Ankunft erfahren, dass Manor Marussia ihn kurzfristig durch Alexander Rossi ersetzt. "Ich bin am Montag geflogen und als ich ankam, sagte mir das Team, dass ich nicht fahren werde und Rossi meinen Platz einnimmt", erzählte der Spanier auf der Fahrer-Pressekonferenz am Rande des Singapur Grand Prix.

Für Merhi ist das Abenteuer Formel 1 allerdings nicht beendet. Bei den Rennen in Sochi und Abu Dhabi übernimmt er wieder das Steuer des Manor Marussia, weil Rossi wie gewohnt in der GP2-Serie antritt und zumindest Außenseiter-Chancen auf den Titelgewinn hat. Trotz der kurzfristigen Rennabsage blieb Merhi äußerlich gelassen und zeigte sogar Verständnis für die Entscheidung des Teams.

Selten war Roberto Merhi in einer PK so gefragt, Foto: Sutton
Selten war Roberto Merhi in einer PK so gefragt, Foto: Sutton

Kein Nachtreten gegen Manor

"Ich wusste nicht, wie lange es weitergehen würde, als ich zu Beginn des Jahres in Melbourne zu ihnen kam. Aber ich bin immerhin zwölf Rennen gefahren", sagte er. "Sie haben mir eine gute Chance gegeben, ins Auto zu steigen. Dafür möchte ich mich beim Team bedanken. Jetzt haben sie eine Entscheidung getroffen, die langfristig besser ist für das Team. Ich bereite mich jetzt vor und lerne, um für die beiden Rennen in Sochi und Abu Dhabi bereit zu sein."

Zwei Rennen darf Merhi in diesem Jahr also noch bestreiten. Doch wie geht es in der kommenden Saison weiter? Sollte Manor keine Option sein, könnte es eng werden für den Fahrer, der dieses Jahr auch in der Renault World Series startete. Der Plan sei zumindest zu versuchen, weiterhin in der Formel 1 zu fahren. Merhi: "Ich weiß es mit Blick auf die kommende Saison noch nicht. Wir schauen nach einem Sitz in der Formel 1 und versuchen, die bestmögliche Lösung zu finden."

Merhis Nachfolger bei Manor: Alexander Rossi, Foto: Sutton
Merhis Nachfolger bei Manor: Alexander Rossi, Foto: Sutton

Wie geht es weiter?

Merhi war jedoch bewusst, dass nicht nur die Zeit drängt, sondern vor allem der finanzielle Aspekt zum Stolperstein werden kann. In der Vergangenheit war er nicht unbedingt mit Sponsoren gesegnet und musste häufig von Rennen zu Rennen schauen. "Natürlich spielt das Budget in diesen Tagen eine wichtige Rolle", sagte der frühere Formel-3-Champion. "Und im Moment ist das schwierig zu finden."

Nach der Fast-Pleite erlebte Merhi mit Manor keine einfache Saison. Vor allem der Auftakt gestaltete sich wegen der unsicheren Zukunft als schwierig. Doch der Spanier war überzeugt, dass das Team kommendes Jahr konkurrenzfähiger antreten kann als bisher - auch wegen der aufgenommenen Arbeit im Windkanal, der besonders die Entwicklung des 2016er Autos vorantreiben soll.

"Das Ende des Jahres nähert sich und der Hauptfokus liegt auf dem Auto für 2016", sagte Merhi. "Das Ziel des Teams lautet natürlich, nächstes Jahr wettbewerbsfähig zu sein und um gute Ergebnisse sowie Punkte zu kämpfen. Ich bin sicher, dass sie das erreichen werden. Ich bin sicher, dass sie all ihre Arbeit mit Blick auf 2016 absolvieren. Das ist das Beste für sie und das werden sie auch machen." Vermutlich aber ohne Merhi, der sich einen neuen Arbeitsplatz im Motorsport suchen muss.