PRO: Hamilton ist unantastbar

Nico Rosberg und Sebastian Vettel in Ehren, die noch rechnerische Titelchancen haben, aber Lewis Hamilton wird sich den Pokal für den besten Fahrer der Saison nicht mehr nehmen lassen. Und das mit Fug und Recht, da er schlicht und ergreifend der beste Pilot der Gegenwart ist. "Es sind noch viele Rennen zu fahren, aber Hamilton ist immer da, hat ein Auto, das praktisch unschlagbar ist und auch als Fahrer macht er einen Unterschied", sagt Jean Alesi. Dem gibt es nichts hinzuzufügen.

Hamilton scheint unaufhaltbar, Foto: Mercedes-Benz
Hamilton scheint unaufhaltbar, Foto: Mercedes-Benz

Im Vorjahr gelang es Hamilton, in der zweiten Saisonhälfte den Spieß noch umzudrehen und dank einer veritablen Aufholjagd Rosberg abzufangen. Dass sich selbiges Schauspiel mit vertauschten Rollen wiederholt, kann ausgeschlossen werden. Vielmehr steht für die Konkurrenz zu befürchten, dass Hamilton, der nebenbei bemerkt der einzige Pilot ist, der in jedem Saisonrennen punktete, bestrebt ist, in diesem Herbst noch den einen oder anderen Rekord zu brechen.

Noch ein Sieg fehlt dem Briten, um mit Ayrton Senna und Sebastian Vettel gleichzuziehen. Steht er in Singapur und Suzuka auf Pole Position, führt er das Feld zum neunten Mal in Folge in die erste Kurve, was alleiniger Allzeitrekord wäre. Lewis Hamilton wird seinen Vorsprung in den ausstehenden sieben Saisonrennen nicht defensiv verwalten. Nein, der Brite wird ihn offensiv verteidigen, was für die Gegnerschaft als Drohung zu verstehen ist. Und selbst sollte es nicht nach Plan laufen, kann sich Hamilton dank seines großen Vorsprungs zwei Nullrunden leisten. Mehr Komfort geht nicht.

CONTRA: Es kann noch viel passieren

Zunächst einmal: Es sind noch sieben Rennen zu fahren, wie Mika Häkkinen bereits richtig anmerkte. Das heißt, ein Fahrer kann noch bis zu 175 Punkte sammeln - oder verlieren. Dass Hamilton (fast) alle verbleibenden GPs gewinnt, ist keineswegs sicher. Kollisionen oder Fahrfehler können auch dem Champion passieren, sogar mehr als einmal. In Monza hing zudem der Sieg trotz souveräner Vorstellung aufgrund des Reifendrucks am seidenen Faden.

Vettel und Rosberg wollen noch ein Wörtchen um den Titel mitsprechen, Foto: Sutton
Vettel und Rosberg wollen noch ein Wörtchen um den Titel mitsprechen, Foto: Sutton

Hinzu kommt, dass sich Ferrari in Monza mit beiden Fahrern stark präsentierte und keinen Zweifel an den eigenen, hochgesteckten Ambitionen ließ. Die Scuderia war in dieser Saison bereits zweimal für den Sieg gut. In Ungarn hatte Hamilton dabei Riesenglück, dass Rosberg kurz vor Schluss mit Ricciardo kollidierte, sonst hätte der Deutsche jede Menge Boden in der Fahrerwertung gut gemacht.

Der Teamkollege des WM-Führenden hat außerdem einen weiteren Vorteil: Er kann gar nicht mehr verlieren. Niemand traut Rosberg jetzt noch den Titel zu. Damit fällt viel Druck von ihm ab. Mit Jean Alesi, Mark Webber und David Coulthard haben seit Monza bereits drei erfahrene Ex-F1-Piloten Hamilton öffentlich zum de facto-Weltmeister erklärt. Diese und viele ähnliche Äußerungen könnten den dominierenden Fahrer der Saison leichtfertig werden lassen. Nach ein bis zwei Niederlagen würde sich der Druck deutlich erhöhen. Und die Zeitungen würden titeln, was für eine Blamage es wohl wäre, diesen Vorsprung noch aus der Hand zu geben...