Der Motorenmarkt der Formel 1 ist im Umbruch begriffen. Ob Red Bull auch 2016 auf die Dienste von Renault zurückgreifen wird, steht in den Sternen, wenngleich Dr. Helmut Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com anderslautende Medienberichte dementierte, wonach eine Trennung von den Franzosen bereits fix sei.

Diese haben wiederum ein Auge auf Lotus geworfen und überlegen, den finanziell angeschlagenen Rennstall in ein Werksteam umzuwandeln. Tritt dieser Fall ein, würde Mercedes mit Lotus einen Kunden verlieren und neue Kapazitäten frei werden. Mit Williams und Force India beziehen neben Lotus derzeit zwei weitere Teams ihre Power Units aus Brackley.

Kein Thema ist für Mercedes hingegen, Red Bull mit Motoren zu beliefern - für das vierfache Weltmeisterteam bliebe im Falle der Trennung von Renault also vermutlich nur eine Partnerschaft mit Ferrari. Sehr wohl kann man sich bei Mercedes allerdings vorstellen, Manor auszustatten. Das kleine britische Team tritt momentan mit den Vorjahresmotoren von Ferrari an.

Wolff bestätigt Gespräche mit Manor

Manor fährt momentan mit alten Ferrari-Motoren, Foto: Sutton
Manor fährt momentan mit alten Ferrari-Motoren, Foto: Sutton

"Was den Motor betrifft, hatten wir einige Gespräche. Sie sind an einem konkurrenzfähigen Umfeld interessiert", bestätigte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gegenüber Autosport. "Sie haben heute einen Ferrari-Motor, aber es ist ein neues Team, deshalb müssen sie sich mit allen Motorherstellern treffen, um den bestmöglichen Deal für sich zu finden. Deswegen sprechen wir mit ihnen."

Für Mercedes, das über eine Sondergenehmigung der FIA verfügt, um in diesem Jahr mehr als die normalerweise erlaubten drei Teams mit Motoren auszustatten, geht es nicht zuletzt darum, sich alle Optionen offen zu halten. "Wir wissen nicht, was mit Lotus und Renault passiert", hielt Wolff fest.

Parkt Mercedes Wehrlein bei Manor?

Interessant wäre eine Allianz mit Manor vor allem aus perspektivischen Gründen. Die Stammcockpits des Silberpfeil-Teams sind langfristig mit Lewis Hamilton und Nico Rosberg belegt, zudem bietet sich auch bei den Kunden Williams und Force India kein Platz, um Nachwuchspilot Pascal Wehrlein, der momentan in der DTM engagiert ist, an die Formel 1 heranzuführen.

"Wir haben mit Manor nicht über Fahrer gesprochen, weil es noch zu früh ist", sagte Wolff, der als großer Förderer Wehrleins gilt und den 20-Jährigen, der schon mehrfach bei Testfahrten für Mercedes im Cockpit saß, definitiv bald in der Formel 1 sieht. "Der nächste Schritt wird hoffentlich sein, Pascal ein Renncockpit zu verschaffen", betonte der Österreicher. "Force India war eine Möglichkeit, aber diese Tür ist zu. Jetzt geht es darum, den Markt und die anderen Teams zu sondieren, aber wir sind nicht unter Druck. Wir müssen den richtigen Platz für ihn finden."

Wehrlein selbst sieht die Situation gelassen. "Ich kann es nicht beeinflussen. Ich muss meine bestmögliche Leistung in der DTM zeigen. Bisher läuft es wirklich sehr gut. Ich kann um die Meisterschaft kämpfen", sagte der Deutsche. "Deswegen denke ich momentan nur über die DTM nach, will dort mein Bestes geben. Alles andere habe ich nicht in der Hand." Eine Deadline hat sich Wehrlein nicht gesetzt. "Gerade jetzt, wo wir um die Meisterschaft kämpfen, ist nicht der richtige Zeitpunkt, um sich Gedanken zu machen, was man nach der Saison machen wird."

Pascal Wehrlein ist am Sprung in die Formel 1, Foto: Sutton
Pascal Wehrlein ist am Sprung in die Formel 1, Foto: Sutton

Wehrlein auf den Spuren von Bianchi?

Mit Will Stevens und Roberto Merhi setzt Manor derzeit auf zwei Paydriver. Angesichts der finanziellen Situation des Teams wird die Fahrerfrage aller Voraussicht nach erst nach dem Jahreswechsel geklärt werden und davon abhängen, welcher Kandidat die meiste Mitgift aufstellen kann. Es sei denn, man einigt sich auf einen Deal mit Mercedes und verschafft Wehrlein Fahrpraxis. Eine ähnliche Kooperation gab es 2013 und 2014 bereits mit Ferrari, von der der verstorbene Jules Bianchi profitierte. Der Franzose galt als designierter Nachfolger von Kimi Räikkönen.