Zu Saisonbeginn stand Hoffnung, mittlerweile jedoch ist Ernüchterung eingekehrt. Spätestens seit Nico Rosbergs Motorschaden und dem gleichzeitigen Sieg seines Teamkollegen Lewis Hamilton in Monza muss der Mercedes-Pilot seine Titelträume - einmal mehr - begraben. 53 Punkte beträgt mittlerweile der Rückstand auf den überlegenen WM-Leader, der sich somit sogar zwei Ausfälle leisten könnte und dennoch die Führung behalten würde.

Vielmehr geht es für Rosberg nun darum, die Augen nach hinten zu richten, wo Sebastian Vettel lauert, der nur mehr 21 Zähler Rückstand auf den zweiten Rang in der Fahrerweltmeisterschaft hat. "Dieses Wochenende ging in Sachen WM voll in die Hose", gab sich Rosberg nach dem bitteren Rennen in Monza, das er nach einem Defekt im Training mit einer älteren und damit schwächeren Power Unit als Hamilton bestreiten musste, keinen Illusionen hin.

"Eigentlich müsste ich das Ruder langsam in die andere Richtung drehen, aber dann gab es den größten Schritt des Jahres in die andere Richtung", zeigte sich der frischgebackene Vater niedergeschlagen, wohlwissend, dass er im teaminternen Duell einmal mehr einer Niederlage entgegensteuert.

Erinnerungen an Vettel und Häkkinen

Zwar ist in der Formel 1 bekanntlich viel möglich und in den ausstehenden sieben Saisonrennen werden noch 175 ausgeschüttet, daran, dass Rosberg Hamilton noch abfangen kann, glaubt aber im Paddock niemand mehr wirklich. "Mein schwächstes Jahr war das Jahr danach", erinnerte sich Mark Webber an die Saison 2011, die auf Sebastian Vettels ersten WM-Titel folgte. Damals gewann der Australier nur einziges Rennen, während Vettel elf Mal triumphierte. "Nico macht jetzt dasselbe durch", ist der ehemalige Red-Bull-Pilot überzeugt.

Auch David Coulthard sieht für Rosberg keinen Silberstreif am Horizont, sondern Hamiltons dritten WM-Titel unmittelbar bevorstehen. "Ich weiß, wie es ist, neben einem Fahrer zu fahren, der schlicht und ergreifend dieses Bisschen schneller ist", sagte der Schotte, der sich einst bei McLaren Mika Häkkinen, der in den Jahren 1998 und 1999 den Titel holte, unterordnen musste.

"Du gibst nicht auf und sagst 'Oh, er ist besser als ich.' Du kämpfst weiter und denkst über Wege zu gewinnen nach. Du glaubst weiter dran", weiß Coulthard aus eigener Erfahrung, wie es in Rosbergs Kopf derzeit aussieht. "Aber Rosberg war in diesem Jahr nicht auf einem Niveau mit Hamilton und er weiß das."

Coulthard setzte sich nur selten gegen Häkkinen durch, Foto: Sutton
Coulthard setzte sich nur selten gegen Häkkinen durch, Foto: Sutton

Rosberg: Die Hoffnung stirbt zuletzt

Das einzige, was dem Deutschen nun bleibt, ist die Hoffnung auf einen verrückten Formel-1-Herbst mit allem Pech der Welt für Hamilton, während er selbst Seriensiege einfährt. Also genau das Gegenteil der letzten Saison, als Hamilton mit einem großen Rückstand in die zweite Saisonhälfte ging, das Ruder dank eines Erfolgslaufs aber noch herumreißen konnte.

Rosberg verlor die WM-Führung damals in Singapur, wo er aufgrund eines Elektronikdefekts am Lenkrad ohne Punkte blieb, während Hamilton das Nachtrennen gewann. In knapp zwei Wochen gastiert die Formel 1 wieder im südostasiatischen Stadtstaat. Rosbergs Motto ist trotz aller Widrigkeiten klar: "Aufgeben gibt's nicht."