Top: Hamilton-Grand-Slam

Lewis Hamilton demonstrierte an diesem Wochenende in Monza eindrucksvoll, warum er der amtierende Weltmeister ist und sich auf aktuell WM-Leader nennen darf. Er gewann nicht nur seinen 40. Grand Prix und näherte sich somit Ayrton Sieg bis auf einen Sieg an, sondern schaffte zum erst zweiten Mal in seiner Karriere einen sogenannten Grand Slam. Hamilton startete von der Pole Position, fuhr die schnellste Rennrunde und lag in jedem einzelnen Umlauf am Sonntag in Führung. Das war ihm bisher nur 2014 beim Malaysia-GP gelungen. Ganz nebenbei markierte der Mercedes-Pilot auch noch in jedem Freien Training die Bestzeit. Da kann man nur die Kappe ziehen!

Der Champion von Monza, Foto: Sutton
Der Champion von Monza, Foto: Sutton

Flop: Räikkönen-Start

Der Grand Prix von Italien hätte die Bühne für ein kräftiges Lebenszeichen von Kimi Räikkönen werden können. Im Qualifying stellte er den Ferrari in Reihe eins und ließ sogar Sebastian Vettel hinter sich, das Podium am Sonntag schien in Reichweite. Doch schon am Start war für den Iceman alles gelaufen. Aus bisher noch nicht geklärten Gründen landete Räikkönen im Leerlauf, der Ferrari schaltete in den Anti-Stall-Modus und kam erst nach dem Rest des Feldes vom Fleck. Mit einem beherzten Rennen fuhr Räikkönen vom letzten noch auf den fünften Platz nach vorne. Eine ansprechende Leistung, doch ohne den Patzer am Start hätte sich der Finne am Ende vielleicht wie Vettel am Podium von den Tifosi feiern lassen können.

Top: Vettels erster Monza-Antritt als Ferrari-Pilot

Das Debüt in Rot im Ferrari-Land ist Sebastian Vettel geglückt. Der Große Preis von Italien wurde für den Deutschen zum Highlight des Jahres. Und dass, obwohl Lewis Hamilton an diesem Wochenende im Königlichen Park regierte. Von Platz drei gestartet zog Vettel beim Start gleich hinter Polesetter Hamilton nach. Und hielt diese Position auch die gesamten 53 Runden. "Am Anfang habe ich alles probiert, um an Lewis dranzubleiben, aber es reichte einfach nicht", erklärt der 28-Jährige nach dem Rennen. Für die Tifosi aber kein Grund zum Trübsal blasen, sie feierten den zweiten Platz des Ferrari-Piloten wie einen Sieg. Und auch Vettel schwärmte nach seinem Ferrari-Debüt am High-Speed-Kurs: "Das war heute mit Sicherheit der schönste zweite Platz den ich je hatte. Es ist eine Erinnerung, die ich für immer bewahren werde."

Stolzer Zweiter beim Heimspiel: Sebastian Vettel, Foto: Sutton
Stolzer Zweiter beim Heimspiel: Sebastian Vettel, Foto: Sutton

Flop: Rosberg-Wochenende

Eigentlich wollte Nico Rosberg in Monza die große Wende einläuten und eine Aufholjagd in Richtung WM einläuten. Doch es kam ganz anders. Der Freitag verlief noch recht gut. Zwar hatte Lewis Hamilton die Nase vorne, doch dank des neuen Motors war der Abstand zur Konkurrenz groß. Am Samstag im dritten Training begannen die Probleme: Ein Leck im Kühlsystem beschädigte die neue Power Unit, er musste für Qualifying und Rennen auf ein altes Aggregat zurückgreifen, das bereits fünf Rennen auf dem Buckel hatte. Auf der Highspeed-Strecke in Monza hatte der Deutsche somit keine Chance auf die Pole, er startete gar nur von Rang vier. Im Rennen dann kämpfte er sich dank der Strategie an den Williams vorbei und hatte sogar Sebastian Vettel auf Rang zwei im Blick. Doch zwei Runden vor Schluss gab die alte Power Unit ihren Geist auf und Rosberg schied mit kapitalem Motorschaden aus. Null Punkte, während Hamilton den nächsten Sieg einfuhr. Ein katastrophales und vermutlich folgenschweres Wochenende für Nico Rosberg.

Top: Massa - Podium-Comeback im Ferrari-Land

Unverhofft kommt oft: Dass mit Felipe Massa ausgerechnet ein ehemaliger Ferrari-Fahrer neben Lewis Hamilton und Sebastian Vettel auf dem Podium stand, verzückte die Tifosi in Monza natürlich ganz besonders. Und deren Reaktionen und Jubelrufe den für seine großen Emotionen bekannten Brasilianer in Williams-Diensten umso mehr. Gut, manch einer mag sagen, das sein drittes Monza-Podium sei Massa geschenkt worden - Motorschaden Rosberg, Start-Patzer Räikkönen lassen grüßen. Doch ganz so einfach ist es nicht. Platz drei war harte Arbeit für Felipe. Immerhin musste er sich bis zur Ziellinie harten Attacken seines Teamkollegen Valtteri Bottas erwehren. "Das war ziemlich hart. Ich habe meinem Team schon gesagt, dass ich dafür langsam zu alt werde", scherzte der 34-Jährige auf dem Podest. Massa hielt stand. Der Lohn: WM-Rang vier.

Felipe Massa hielt seinen Teamkollegen auf Distanz und kam aufs Podium, Foto: Sutton
Felipe Massa hielt seinen Teamkollegen auf Distanz und kam aufs Podium, Foto: Sutton

Flop: Reifenchaos

Lange war es ruhig bei den Reifen, doch in Belgien kam das Thema wieder als solches auf. Nach den Reifenplatzern von Nico Rosberg und Sebastian Vettel änderte Pirelli die Vorgaben. Statt bislang 18 PSI sollten die Reifen einen Druck von 23 PSI enthalten - ein Riesenunterschied in der Formel 1. Nach Protesten der Fahrer, allen voran Lewis Hamilton, wurde ein Kompromiss geschlossen. Die Vorderreifen mussten mit 21 PSI Druck befüllt werden, für die Hinterachse wurde ein Wert von 19,5 PSI festgesetzt.

Von Donnerstag bis Sonntag DAS Thema in Monza: Die Reifen, Foto: Sutton
Von Donnerstag bis Sonntag DAS Thema in Monza: Die Reifen, Foto: Sutton

So weit, so gut. Aber damit war das Chaos nicht aufgehoben. Nach dem Rennende in Monza kam die Info, dass eine Untersuchung gegen Mercedes eingeleitet wurde. Grund: Am Start sollen die Reifen der Silberpfeile diesen Minimalwert unterschritten haben, besser gesagt, der linke Hinterreifen beider Autos. Bei Lewis Hamilton waren es 0,3 PSI, bei Nico Rosberg sogar 1,1. Ein solches Vergehen ist bislang noch nie aufgetreten, auch gab es kein definiertes Strafmaß. Mercedes erhielt die Info der Untersuchung bereits gegen Ende des Rennens und forderte Hamilton auf, eine Lücke von 25 Sekunden herauszufahren, da man von einer solchen Zeitstrafe ausging. Später stand sogar eine Disqualifikation im Raum, bei Mercedes war man sich jedoch keiner Schuld bewusst.

Wie sich später herausstellte, gab es Messunterschiede. Beim Montieren der Reifen hat der Luftdruck gestimmt, was Mercedes an Hand von Protokollen nachweisen konnte. In der Startaufstellung dann war der abweichende Wert gemessen worden. Der simple Grund: Die Reifenwärmer waren bereits von der Energiequelle abgekoppelt, die Reifen waren also deutlich kühler, der Druck entsprechend geringer. Da Mercedes somit kein Fehlverhalten nachzuweisen war, wurden die Untersuchungen eingestellt.

Top: Ericsson-Serie

Alter Schwede: Marcus Ericsson entwickelt sich mehr und mehr zur heimlichen Nummer 1 bei Sauber. Der eigentlich als Paydriver verschriene Skandinavier glich zunächst in Monza im teaminternen Qualifying-Duell verdient auf 6:6 aus, nachdem er schon mit 6:2 in Rückstand geraten war. Im Rennen fuhr er das dritte Mal in Folge in die Punkte und holte diesmal sogar zwei Zähler. In der WM-Wertung hat er zwar gegenüber seinem Teamkollegen Felipe Nasr mit 9:16 das Nachsehen, allerdings hatte dieser zehn Punkte auf einmal beim chaotischen Melbourne-Rennen geholt. Während Nasr seit Monaco keine Punkte mehr eingefahren hat, stockt Ericsson seit Ungarn sein Konto regelmäßig auf. Vielleicht liegt es ja daran, dass ihn unser Chefredakteur Stephan Heublein genau dort interviewt hatte...

Marcus Ericsson fährt im Schatten der Großen und doch momentan erfolgreich, Foto: Sutton
Marcus Ericsson fährt im Schatten der Großen und doch momentan erfolgreich, Foto: Sutton

Flop: Strafen-Orgie

Die Formel 1 driftete an diesem Wochenende in Monza in die Lächerlichkeit ab - wieder einmal. Der Grund war erneut der undurchschaubare Strafendschungel, der seit Einführung der Power Units die Königsklasse auf vier Rädern überwuchert. Schon beim Österreich-GP oder in Spa-Francorchamps nahm das Ausmaß an Rückversetzungen in der Startaufstellung kuriose Ausmaße an, in Monza wurde mit insgesamt 168 Penalty-Plätze aber ein neuer Rekord aufgestellt. Wieso nun welcher Pilot um wie viele Ränge zurück muss, führt sogar in der Motorsport-Magazin.com-Redaktion regelmäßig zu Diskussionen, der Fan vor dem Fernseher oder an der Strecke kann einem nur noch leidtun. Die ohnehin schon angeschlagene 'Neue Formel 1' tut sich mit diesem Strafenwahnsinn sicherlich keinen Gefallen.

Top: Aufholjagden

Nach seinem völlig verpatzten Start, fand sich Kimi Räikkönen in Kurve eins plötzlich nicht mehr auf P2, sondern ganz am Ende des Feldes wieder. Doch der Iceman gilt nicht umsonst als Überholartist. In nur wenigen Runden arbeitete Räikkönen sich zurück in die Top-10. "Wenn man sich anschaut, wo er dann eigentlich losgefahren ist, hat er ein fantastisches Rennen gefahren. Er hat während des Rennens viele, viele Autos überholt, großartig überholt. Das muss man so sagen", lobt Maurizio Arrivabene. Doch der Finne glänzte nicht als einziger mit starken Aufholjagden. Auch die beiden Red Bull überzeugten. Dank einer cleveren Zwei-Stopp-Strategie katapultierten sich Daniel Ricciardo und Daniil Kvyat - von P18 und P19 gestartet - mit je einem frischen Satz Softs am Rennende noch bis in die Top-10. "Ich werde es wahrscheinlich mit einer weiteren Pizza feiern", sagte Ricciardo. "Riccardos letzte Runde ... Ericsson den Platz abzunehmen war beeindruckend", schwärmte Christian Horner.

Die Red Bull fuhren in Monza von weit hinten weit nach vorn, Foto: Sutton
Die Red Bull fuhren in Monza von weit hinten weit nach vorn, Foto: Sutton

Flop: Lotus- und McLaren-Debakel

Sämtliche Mitarbeiter des Lotus-Teams hatten am Sonntag in Monza ziemlich früh Feierabend, denn Pastor Maldonado und Romain Grosjean schieden nach Kollisionen beide schon in der ersten Runde aus. Dies geschah erstaunlicherweise bereits zum dritten Mal in diesem Jahr. Nur wenig besser erging es den McLaren, die trotz Motorwechsel und entsprechender Strafversetzung in Monza hoffnungslos unterlegen waren. Jenson Button kam weit entfernt von den Punkterängen ins Ziel, Fernando Alonso schied mit Defekt aus, wurde aber aufgrund der zurückgelegten Distanz noch gewertet. Botton sagte anschließend: "Du schaust die ganze Zeit nur noch in den Spiegel, weil du an Stellen überholt wirst, von denen du eigentlich glaubst, dass es dort unmöglich ist."

Top: Mythos Monza

"Das sind Emotionen, das ist Herz, das ist Leidenschaft", trifft Sebastian Vettel genau die richtigen Worte für die Tifosi. Mehr als 160.000 kamen an diesem Wochenende in den Königlichen Park vor den Toren Mailands um die Scuderia anzufeuern. Eine Superpower, die Sebastian Vettel und Kimi Räikkönenen beflügelte. "Das Meer an Menschen ist endlos. Die Emotionen unglaublich", schwärmte der deutsche Ferrari-Pilot vom Podium. Und feierte mit der Menge ein rotes Fest, auch ohne Triumph. Eine Atmosphäre im Königlichen Park die ihresgleichen sucht. "Es ist eine Erinnerung, die ich für immer bewahren werde", weiß Vettel.