Lange war es ruhig um das Thema Reifen, doch seit den Defekten an den Autos von Sebastian Vettel und Nico Rosberg in Spa dreht sich wieder alles um das schwarze Gold. Nach einer eingehenden Analyse reagierte Pirelli auf die in Belgien aufgetretenen Schäden und verordnete für das bevorstehende Rennen in Monza veränderte Reifendrücke und Stürze, damit sich die Vorkommnisse nicht noch einmal wiederholen.

Auszubaden hat die Diskussionen Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery, der sich ins Jahr 2013 zurückversetzt sieht, als ebenfalls die Reifen das Hauptthema in der Formel 1 waren. "Wir hatten eine gute Verteilung der Informationen", lobte Hembery am Freitag in Monza im Zuge einer Pressekonferenz die Zusammenarbeit mit den Teams, wobei er besonders Ferrari und Mercedes hervorhob und auch der FIA, die sich hinter Pirelli stellte, für ihr Engagement dankte.

"Ich denke, das ist etwas, das in den Medien manchmal untergeht, dass hinter den Kulissen viel Zusammenarbeit stattfindet, und dafür danken wir allen", hielt der Brite fest. Verbesserungsdarf sieht Hembery noch bezüglich der direkten Zusammenarbeit mit den Piloten. "Wir haben das bereits mit einigen Teams besprochen und haben eine Vereinbarung, dass es einen klareren Austausch zwischen uns allen geben sollte."

Zu wenig Testmöglichkeiten für Reifenhersteller

Ein besonderes Anliegen war es Hembery darauf hinzuweisen, dass die Testmöglichkeiten in Zukunft ausgeweitet werden müssen, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass 2017 ein gewaltiger Umbruch im Reglement wartet, im Zuge dessen die Reifen deutlich größer werden sollen. "In den vergangenen Jahren waren die Reifenhersteller in der Lage, jede Saison 100.000 km zu testen, und wir können momentan nicht einmal ein Formel-1-Auto zum Testen verwenden", zeigte er den Missstand auf.

Die Reifen stehen derzeit im Zentrum der Diskussionen, Foto: Sutton
Die Reifen stehen derzeit im Zentrum der Diskussionen, Foto: Sutton

Dieser Missstand soll jedoch bald behoben werden. "Wir arbeiten mit den Teams hinter den Kulissen und ich glaube, dass wir eine Lösung finden werden, die es uns allen erlauben wird, dass wir uns wohler fühlen", äußerte sich Hembery zuversichtlich bezüglich einer Aufweichung der Testrestriktionen.

Konflikt von den Medien hochgespielt?

Noch steht allerdings gar nicht fest, ob Pirelli 2017 die Formel 1 mit Reifen ausrüsten wird, denn derzeit läuft noch das Vergabefahren, an dem sich neben den Italienern auch Michelin beteiligt. Laut Hembery gab es seitens Pirellis infolge der Vorkommnisse von Spa jedenfalls keinerlei Überlegungen, sich aus der Formel 1 zurückzuziehen, um das Ansehen des Unternehmens durch die entbrannte Kritik nicht zu beschädigen.

"Ich denke, die Sache wurde übertrieben dargestellt", betonte der Brite. "Wie ich schon erwähnt habe, haben wir hinter den Kulissen extrem gut mit Maurizio [Arrivabene] und seinem Team und auch mit Toto [Wolff] und einer Anzahl anderer Teams sowie der FIA zusammengearbeitet. Deshalb denke ich, dass es mehr eine Sache der Medien als eine praktische Situation war", spielt Hembery die Vorkommnisse der letzten knapp zwei Wochen herunter.

Der Pirelli-Motorsportchef weiter: "Ich habe bereits das Testen erwähnt, und wir wollen auch sicherstellen, dass wir alle in dasselbe Horn blasen. Die Teams, wir und die Fahrer wissen, was wir anstreben und stimmen dem zu, was wir tun. Wir haben alle eine gemeinsame Zielvorstellung."

Eine Entscheidung darüber, ob Pirelli der Formel 1 als Reifenlieferant erhalten bleibt, soll noch im Herbst fallen. Nach den jüngsten positiven Äußerungen von Bernie Ecclestone, der sich über die Kritik der Piloten an Pirelli ärgerte, wäre alles andere als eine Verlängerung der Zusammenarbeit eine Überraschung.